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Nachrichten 2014/10

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Festival und Symposium für Christian Wolff +++ Zu den Preisträgern des Aeolus-Wettbewerbs 2014 in Düsseldorf +++ Konzerte und Diskurs +++ 20 Jahre Young Opera Company Freiburg +++ Fortbildung Kirchenmusik +++ Fusion in Rheinsberg +++ Musikpreis des Verbands der Konzertdirektionen +++ TTIP, CEAT, TISA

Festival und Symposium für Christian Wolff

Vom 24. bis 26. Oktober 2014 findet in der Pinakothek der Moderne und in der Ludwig-Maximilians-Univerität in München eine Festival zum 80. Geburtstag des Komponisten Christian Wolff statt. Wolff wurde 1934 als Sohn des ersten Kafka-Verlegers Kurt Wolff in Frankreich geboren, wuchs aber in den USA auf, wo er ab 1941 seine Schulzeit in New York verbrachte. Seit 1948 hatte er Klavierunterricht bei Grete Sultan, die seinen Eltern von der Pianistin Katja Andy empfohlen worden war. Als er 1950 Grete Sultan seine ersten Kompositionen zeigte, meinte sie, er solle Unterricht bei John Cage nehmen, mit dem sie eng befreundet war. So lernte er durch sie bereits als 16-Jähriger Cage und seinen Kreis kennen, zu dem Morton Feldman, Earle Brown, der Pianist und Komponist David Tudor, der Tänzer und Choreograph Merce Cunningham, aber auch Maler wie Robert Rauschenberg, Mark Rothko oder Philip Guston gehörten. Wolff war der Jüngste in einer Gruppe von Musikern und Komponisten, die in Anlehnung an die New York School der genannten Maler des Abstrakten Expressionismus – der ersten von Europa unabhängig kreierten Kunstform Amerikas nach dem Jazz – bald ebenso genannt wurde und deren herausragendste Köpfe Cage, Feldman, Brown und Wolff waren. Sein kompositorisches und essayistisches Werk stellt bis heute einen der wichtigsten Beiträge eines offenen, ästhetisch wie politisch amitionierten Musikbegrifss dar.

Anlässlich des 80. Geburtstags von Christian Wolff geben Konzerte und Vorträge in Anwesenheit und unter Mitwirkung des Komponisten an drei Tagen wesentliche Einblicke in seine Ästhetik und sein kompositorisches Werk. So findet am Freitag, 24. Oktober, 20 Uhr, ein Konzert mit Werken von Christian Wollf mit Robyn Schulkowsky, Percussion, und Christian Wolff, Piano, statt. Am 25. Oktober ab 11 Uhr werden Werke und die Uraufführung einer Auftragskomposition von Christian Wolff mit Studierende der LMU zu erleben sein, um 15 Uhr findet ein Symposium mit Vorträgen von Wolfgang Rathert, Oliver Primavesi, Gisela Nauck und Martin Daske statt. Um 21 Uhr gibt es in der Pinakothek der Moderne ein Komponistengespräch mit Christian Wolff und Alexander Liebreich, und ab 22 Uhr folgt ein Konzert mit Robyn Schulkowsky (Percussion), dem Münchener Kammerorchester unter derLeitung Alexander Liebreichs.

Am Sonntag, den 26. Oktober folgt ein Roundtable mit Christian Wolff und Jürg Frey, Roland Moser, Gisela Nauck, Matthias Osterwold, Moderation: Wolfgang Rathert.

Mehr dazu, auch zum Doppel-Abschlusskonzert am Abend, unter www.kunstwissenschaften.uni-muenchen.de/forschung/symposien/symposien20…

Preis plus Publikumspreis für Mozarts Hit in A-Dur
Zu den Preisträgern des Aeolus-Wettbewerbs 2014 in Düsseldorf

Der Gewinner des 9. Internationalen Aeolus Bläserwettbewerbs an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf heißt Blaz Sparovec. Der 20-jährige Slowene überzeugte im Abschlusskonzert in der Tonhalle Düsseldorf nicht nur die achtköpfige Jury. Auch das Publikum war begeistert. Für seine Interpretation des Klarinetten-Konzerts in A-Dur von Mozart erhielt er zusätzlich zum ersten Preis in Höhe von 10.000 Euro auch den mit 2.000 Euro dotierten Publikumspreis.

Ein zweiter Platz wurde in diesem Jahr nicht vergeben. Den dritten Platz teilen sich die Flötistinnen Elena Badaeva und Anna Klie (li.). Beide spielten das Flötenkonzert Nr. 3 in D-Dur (KV 314), ebenfalls aus der Feder des Salzburger Komponisten. Darüber hinaus ehrte die Jury die Flötistin Claire Wickes mit dem Sonderpreis für die beste Interpretation zeitgenössischer Musik in Höhe von 5.000 Euro. Sie trug das 1992 entstandene Stück „Stardrift“ von Edwin Roxburgh vor. Von den insgesamt 59 Hornisten, die sich in Düsseldorf angemeldet hatten, schaffte es keiner in das Finalkonzert mit den Düsseldorfer Symphonikern.

Klarinettist Blaz Sparovec kommt aus Ljubljana in Slowenien. Mit sieben Jahren erhielt er Unterricht, bereits mit 18 legte er am Musikkonservatorium seiner Heimatstadt das erste Diplom ab. Derzeit studiert er an der Universität der Künste in Berlin bei Prof. François Benda. Seit 2004 nahm Sparovec erfolgreich an verschiedenen Wettbewerben teil. „Einen Monat lang habe ich mich auf  Aeolus vorbereitet“, sagt er. Parallel dazu hat er seine erste CD aufgenommen. Nach dem Triumph in der Tonhalle hofft der junge Musiker auf eine Stelle in einem renommierten Orchester.

Auch in diesem Jahr hat der Deutschlandfunk das Preisträgerkonzert des 9. Internationalen Aeolus Bläserwettbewerbes aufgezeichnet. Es ist am 26. Oktober 2014 ab 21.05 Uhr als Konzertdokument der Woche im Deutschlandfunk zu hören.

Konzerte und Diskurs

Konzerte und Diskurs ist das Festival faithful! II überschrieben, das vom 13.–23. November 2014 in Berlin (Berghain – Galerie Mazzoli – Me Col­lectors Room Berlin – Radialsystem V) stattfinden wird.

Das Publikum mag es zuweilen überraschen bis irritieren, wenn Interpretationen ein- und derselben Komposition so klingen, als handele es sich um ganz unterschiedliche Stücke. faithful! II will solche Irritationen zum Programm machen. Das Berliner Festival für zeitgenössische Musik nimmt in seiner diesjährigen Ausgabe die Frage nach Treue und Verrat der musikalischen Interpretation erneut auf. Mit zahlreichen Konzerten, Panels, Interventionen und Experimenten eröffnet das Festival unter der Schirmherrschaft von Helmut Lachenmann ein spannendes Wechselspiel zwischen Musikern, Komponisten und Zuhörern.

Eröffnet wird das Festival mit einem kompakten Debütkonzert der legendären Los Angeles Free Music Society (LAFMS). Die Gruppe reinterpretiert essentielles Material, das vierzig Jahre auf eine Wiederaufnahme warten musste. Dasselbe Material wird anschließend von Berliner Improvisatoren mit Zeena Parkins als Gast neu verarbeitet werden. Hinzu kommt eine Version in einer gemeinsamen Interpretation aller Musiker. Damit stellt faithful! II gleich am Eröffnungsabend die Frage, wie zeitgenössische Musik, dessen „Original“ hauptsächlich als Aufnahme existiert, interpretiert werden kann und gibt darauf eine direkte musikalische Antwort.

Ähnlichen Fragen stellt sich das Ensemble Extrakte, das mit den Gebrüdern Teichmann Berliner Klubkultur seit den 1990-er Jahren bis in die Gegenwart verarbeitet. Das Modul des Loop wird aufgegriffen und auf Ins­trumenten verschiedenster Kulturen sowie mit elektronischen Mitteln ausgelotet.

20 Jahre Young Opera Company Freiburg

Anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums zeigt die Freiburger Young Opera Company vom 18. bis 26. Oktober im E-Werk Freiburg Detlev Glanerts Märchenoper „Die drei Rätsel“ (2003) für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene. Das Besondere: Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind zugleich Mitwirkende und Zuschauer in diesem spannend-unterhaltsamen Musiktheaterwerk über jugendliche Unerschrockenheit und das Erwachsenwerden.
So stehen in den beiden Hauptrollen mit Lasso, einem frechen, aufgeweckten Jungen, und der verwöhnten Prinzessin Scharada zwei Kinder als Gesangssolisten auf der Bühne. Begleitet werden sie von sechs hochkarätigen Sängerinnen und Sängern, die die Erwachsenenwelt verkörpern. Mit von der Partie ist außerdem ein gemischter Auswahlchor aus Mitgliedern verschiedener Freiburger Konzertchöre (Einstudierung: Lukas Grimm) sowie die Jugendkantorei der Freiburger Christuskirche (Einstudierung: Hae-Kyung Jung).

Unter der musikalischen Leitung von Klaus Simon feiert das Jugendorches­ter der Holst-Sinfonietta (JOHS) sein Comeback, ein Klangkörper mit jungen Talenten aus Freiburg und der Schwarzwald-/Oberrheinregion, der erneut für dieses Projekt zusammengestellt wurde – darunter zahlreiche Jugend-Musiziert-Bundespreisträgerinnen und -preisträger. Für die Regie konnte die Musiktheaterregisseurin Aurelia Eggers gewonnen werden, die auch die italienische Erstaufführung der „Drei Rätsel“ erarbeitet hat und unter anderem Inszenierungen an der Staatsoper Stuttgart, dem Staatstheater Karlsruhe und der Staatsoper Hannover realisierte.

Lesen Sie auf nmz-Online ein ausführliches Interview mit Klaus Simon, dem Gründer der Young Opera Company Freiburg, das Georg Rudiger aus Anlass des Jubiläums mit ihm geführt hat. Der 46-jährige Überlinger prägt schon über zwei Jahrzehnte als Dirigent, Pianist und Arrangeur das Freiburger Musikleben. Rudiger sprach mit ihm über seine Jungferntaufe, die Vor- und Nachteile eines freien Opernensembles und das Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz.

Fortbildung Kirchenmusik

Mit dem überkonfessionellen Fortbildungsangebot stellen die beiden Bundesakademien in Trossingen und Wolfenbüttel die Aufgaben und Möglichkeiten der Kirchenmusik in den Mittelpunkt. Diese verlangt die Vermittlung musikalischer wie theologisch-pastoraler Inhalte. Der Neustart der mehrphasigen berufsbegleitenden Fortbildung hauptamtlicher Kirchenmusiker für die Bereiche Konzertpädagogik und Aufführungskultur ist für Oktober 2014 geplant und findet in Trossingen statt, die zweite Phase folgt im April 2015 in Wolfenbüttel.

Fusion in Rheinsberg

Nach der Übernahme der Mehrheitsanteile an der Bundesmusikakademie Rheinsberg und der von Siegfried Matthus geleiteten Kammeroper durch das Land Brandenburg, wurde jetzt die Fusion beider Institutionen bekanntgegeben. Die künstlerische Selbstständigkeit der Kammeroper Schloss Rheinsberg und der Musikakademie Rheinsberg bleiben vollständig erhalten.

Die Kammeroper und die Musikakademie tragen zur musikkulturellen Ausstrahlung des Landes Brandenburg maßgeblich bei. Sie sind zentrale Standortfaktoren für die kulturelle Vielfalt in Rheinsberg und der Umgebung. Die Kammeroper zählt mit ihrem Opernfestival zu den besucherstärksten Musikfesten des Landes. Sie ist ein wichtiger Motor für den Tourismus im Ruppiner Land. Die Musikakademie leistet mit ihrem ganzjährigen Kurs- und Veranstaltungsprogramm sowie den zahlreichen weiteren Veranstaltungen ebenfalls einen zentralen Beitrag zur Attraktivität der Stadt Rheinsberg, des Landkreises Ostprignitz-Ruppin und darüber hinaus.

Musikpreis des Verbands der Konzertdirektionen

Im Rahmen seiner Mitgliederversammlung am 7. und 8. Oktober in Wiesbaden verleiht der Verband der Deutschen Konzertdirektionen e.V. (VDKD) den mit 10.000 Euro dotierten Musikpreis des VDKD an den Hornisten Felix Klieser. In der Begründung der Jury heißt es: „Felix Klieser ist ein ausgezeichneter Hornist, sein Spiel lässt aufhorchen, es besitzt einen weichen, runden Klang. Technisch brillant, virtuos und einfühlsam offenbart er die Vielfalt des Instrumentes. Dabei überzeugt er auch durch die Programmgestaltung und die Interpretation von Stücken für das Horn als Soloinstrument der klassischen Musik. Mit 23 Jahren stellt Felix Klieser bereits eine beeindruckende, reflektierte Künstlerpersönlichkeit dar.“

Themen der VDKD-Jahrestagung sind unter anderem die GEMA-Tarife, die Künstlersozialversicherung und verschiedene steuerliche und rechtliche Fragen. Auch die soeben erschienene Künstlerliste 2015 des Verbandes wird in Wiesbaden präsentiert. Die Künstlerliste des VDKD ermöglicht Veranstaltern, Tourneeunternehmern und weiteren Interessierten ein einfaches Auffinden von Künstlern.

TTIP, CEAT, TISA

Neben den internationalen Freihandelsabkommen TTIP und CETA stellt vor allem das „Trade in Services
Agreement“ (Abkommen zum Handel mit Dienstleistungen; kurz TISA) eine Bedrohung für das Kulturleben in Deutschland dar. Darauf wies der Deutsche Musikrat mit seiner jüngsten Pressemitteilung hin.

Der völkerrechtliche Vertrag, der außerhalb der WTO in Geheimverhandlungen im Kreise der „guten Freunde“ in der Australischen Botschaft in Genf verhandelt wird, hätte zur Folge, dass den Kommunen, Ländern und dem Bund das Recht abgesprochen wird, öffentliche Dienste zu erweitern, neue Dienste anzubieten und bereits privatisierte Dienste zu rekommunalisieren. Weiter heißt es, dies hätte weitreichende Folgen für das gesamte gesellschaftliche Leben – auch für die Kultur.

Hierzu Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „So wichtig die öffentliche Aufmerksamkeit für TTIP und dessen Auswirkungen auf das Kulturleben ist, so dringend notwendig ist es, den Blickwinkel auf TISA zu erweitern. Die geplante Privatisierung sämtlicher öffentlicher Dienstleistungen würde im Verbund mit TTIP nicht nur die komplette Einstellung einer öffentlichen Bildungs- und Kulturfinanzierung bedeuten, sondern auch die kommunale Selbstverwaltung und den Gestaltungsspielraum auf Länderebene aushebeln. Der Deutsche Musikrat fordert, sämtliche Verhandlungen zu TISA einzustellen. Diese Forderung richtet sich sowohl an die Europäische Kommission sowie an die im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien und die Bundesregierung.“

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