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Nachrichten 2018/11

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Von Greatest Hits bis Liedkunst
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Festival Greatest Hits – Zeitgenössische Musik auf Kampnagel und in der Elbphilharmonie +++ Austausch im Zeichen des Liedes – European Liedforum an der Universität der Künste Berlin +++ Gewinner „Innovatives Orchester 2018“ – Preisträger ist das Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters +++ SINFONIMA-Stiftung 2019 +++ GitarrenOrchesterWettbewerb in Rheine 2019 +++ EuGH untersagt Befristung von Opern- und Orchesterverträgen in Rom +++ Gemeinsame Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz

Festival Greatest Hits – Zeitgenössische Musik auf Kampnagel und in der Elbphilharmonie

1988 veröffentlichte das Pop-Duo KLF sein zu einem Klassiker der Pop-Literatur gewordenes „Handbuch“, wie man einen Nummer-1-Hit landet. Die ironische, durchaus branchenkritische Erkenntnis: Originalität ist nicht gefragt; es reicht, den Song aus Bestandteilen anderer Tracks zusammenzusetzen. Da geht das Festival Greatest Hits mit deutlich mehr Engagement an die Sache heran.

Superhits von Boulez bis Varèse und ganz aktuelle Kompositionen verspricht das Festival für zeitgenössische Musik, das sich diesmal dem Thema „Rausch“ widmet und vom 28. November bis 1. Dezember 2018 stattfindet. Wie gehabt wechselt der Spielort zwischen Kampnagel und Elbphilharmonie. Dass sich rauschhafte Ekstase auch kollektiv in Form einer Massenbewegung manifestieren kann, zeigt der Eröffnungsabend mit der Wiederentdeckung eines beklemmenden Zeitdokuments aus dem Jahr 1924: Hans Karl Breslauers Stummfilm „Die Stadt ohne Juden“ mit Neuer Musik von Olga Neuwirth. Der österreichischen Komponistin ist beim diesjährigen Festival zudem ein Portrait gewidmet. Gleich schon am zweiten Tag erklingt ein neues Werk von Neu­wirth, das sich auf das vierte „Brandenburgische Konzert“ von Johann Sebastian Bach bezieht. Das Ensemble Resonanz, Residenzensemble im Kleinen Saal der Elbphilharmonie, stellt beide Werke gegenüber. Und auch im Großen Saal der Elbphilharmonie ist „Greatest Hits“ wie auch schon im letzten Jahr zuhause. Das NDR Elbphilharmonie-Orchester und Antoine Tamestit unter der Leitung von François-Xavier Roth spielten Hits von Boulez bis Varèse. Am letzten Tag nimmt das Festival dann wirklich rauschhafte Zustände an: In acht Teilen eines „Symposion“ ist das Publikum eingeladen, sich geruhsam am Wein zu berauschen und unter der sich langsam verändernden Wahrnehmung betörende Werke unserer Zeit zu erleben. Informationen und Tagespässe: www.greatest-hits-hamburg.de

Austausch im Zeichen des Liedes – European Liedforum an der Universität der Künste Berlin

An der Universität der Künste Berlin begegneten sich Ende September die Mitglieder des European Liedforum: Pianistinnen und Sänger, die an Musikhochschulen das Fach Liedgestaltung unterrichten. 2014 von Axel Bauni initiiert, dienen die zweijährig stattfindenden Treffen mit Vorträgen, Diskussionen und Konzerten dem fachlichen, kollegialen und kulturellen Austausch. So stellten Jadwiga Rappé und Dominika Peszko Lieder polnischer Komponisten vor; der Pianist Ido Ariel reflektierte über die Risiken und Chancen der Übersetzung von Liedtexten. Auch die unterschiedlichen Vermittlungswege der Liedgestaltung innerhalb der Hochschulen wurden erörtert: Unter anderem informierte Yukari Koyasu über die inhaltliche Ausrichtung eines Studiengangs an der Musashino Art University Tokyo. [Tatjana Dravenau]

Gewinner „Innovatives Orchester 2018“ – Preisträger ist das Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters

Der in diesem Jahr zum zweiten Mal vergebene und mit 10.000 Euro dotierte Preis „Innovatives Orchester“ geht an das Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters Halberstadt. Die von der Deutschen Orchester-Stiftung berufene Jury wählte den Preisträger aus insgesamt 30 Bewerbungen deutscher professioneller Orchester aus. Einen Sonderpreis in Höhe von 2.500 Euro erhält das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt.

Mit dem Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters zeichnet die Jury einen Klangkörper aus, der sich mit der „Orchesterwerkstatt Halberstadt“ intensiv für die Förderung jugendlicher Komponisten einsetzt.

Die Werkstatt bietet Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, ihre größtenteils autodidaktisch erarbeiteten Stücke mit dem Orchester zu proben und aufzuführen. Während des mehrtägigen Probenprozesses werden die jungen Künstler von drei Mentoren und dem Chefdirigenten des Orchesters unterstützt. Die Gelegenheit zum intensiven Austausch mit den Orchestermitgliedern bietet dem Nachwuchs ergänzende Anregungen  und damit weiteres Entwicklungspotenzial. Zusätzlich stellen die jugendlichen Komponisten ihre Werke in Schulklassen vor, die das abschließende Konzert besuchen. Im Konzert, das ausschließlich aus Uraufführungen besteht, werden die Werke erstmals vor Publikum präsentiert.

„Die Gesamtkonzeption dieses seit Jahren deutschlandweit einzigartigen Veranstaltungsformats hat uns überzeugt. Die besondere Form der Förderung für sehr junge Komponisten ist innovativ und aus unserer Sicht beispielhaft“, so Louwrens Langevoort, stellv. Vorsitzender der Jury und Intendant der Kölner Philharmonie. Ein Sonderpreis geht in diesem Jahr an das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt für sein über sechs Jahre angelegtes Education-Projekt (2013–2018). Die enorme regionale Reichweite des integrierenden Schülerprojekts, die Kooperation mit polnischen Schulen und die wissenschaftliche Begleitung des Projekts haben die Jury von der Bewerbung überzeugt.

Mit dem Preis „Innovatives Orches­ter“ will die Deutsche Orchester-Stiftung neue Ansätze im Orchesterbereich, sei es bei Konzertformaten, bei der Ansprache neuer Zielgruppen, im Bereich der Musikvermittlung oder des Orchestermanagements würdigen und mehr öffentliche Wertschätzung verschaffen.

SINFONIMA-Stiftung 2019

Die SINFONIMA-Stiftung unterstütztzt seit 1991 vielversprechende Musikerinnen oder Musiker mit einem hochwertigen Streichinstrument und verleiht abwechselnd für einen Zeitraum von zwei Jahren Geigen, Bratschen und Celli. In diesem Jahr werden im Rahmen des Wettbewerbs mehrere Meister-Celli und zwei hochwertige Cellobogen von Josef P. Gabriel, Erlangen, und Klaus Grünke, Langensendelbach vergeben.
Bewerbungen können bis spätestens 31. Januar 2019 an folgende Adresse gesendet werden: SINFONIMA®-Stiftung, Ines Emmelheinz, Postfach 102161, 68127 Mannheim, sinfonima-bewerbung [at] mannheimer.de (sinfonima-bewerbung[at]mannheimer[dot]de) - Weitere Infos: www.sinfonima.de/stiftung

GitarrenOrchesterWettbewerb in Rheine 2019

Das Gitarrenensemble Rheine 1983 e.V. lädt ein zum 5. Internationalen GitarrenOrchesterWettbewerb vom 12. bis 14. Juli 2019 in Rheine. Dieser Wettbewerb soll den Gitarrenorchestern die Möglichkeit der Begegnung, des Austausches und gegenseitiger Wertschätzung der Orchestermusiker untereinander, des Vergleiches und der kompetenten Beratung durch eine Fachjury bieten. Umrahmt wird die Veranstaltung durch ein abwechslungsreiches musikalisches Programm. Der Wettbewerb findet in zwei Wertungskategorien statt: Gitarrenorchester und Kindergitarrenorchester.

Die Anzahl der Wettbewerbsteilnehmer ist begrenzt. Entscheidend für die Teilnahme ist die Reihenfolge der Anmeldungen.

Anmeldeschluss ist der 28. Februar 2019. Preise von 1.000 bis 100 Euro gestaffelt. Nähere Informationen und Anmeldeformulare unter  www.gitarrenensemble-rheine.de

EuGH untersagt Befristung von Opern- und Orchesterverträgen in Rom

Tänzer und Musiker bei öffentlichen Kultureinrichtungen sind wie andere Arbeitnehmer davor geschützt, immer wieder nur befristete Verträge zu bekommen. Dies entschied der Europäische Gerichtshof Ende Oktober in einem Rechtsstreit um sogenannte Kettenbefristungen von Opern- und Orchesterangestellten in Rom. Konkret ging es in dem Fall um eine Balletttänzerin, die im Rahmen mehrerer befristeter Verträge angestellt war.

Die Richter sahen für diese Befristung jedoch keinen sachlichen Grund. Weder der öffentliche Charakter der Stiftungen, noch die Tatsache, dass es in dieser Branche traditionell befris­tete Verträge gebe, rechtfertigten solche Arbeitsverhältnisse.

In Deutschland hatte das Bundesverfassungsgericht erst im Juni das gesetzlich verankerte Verbot einer grundlosen Befristung bestätigt. Ausnahmen seien nur dann möglich, wenn keine Gefahr einer sogenannten Kettenbefristung bestehe, eine Vorbeschäftigung sehr lange zurückliege oder von kurzer Dauer gewesen sei. www.orchesterstiftung.de

Jazz ist noch immer Männersache
Gemeinsame Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz

Anlässlich ihres 24. Jazzforums, das am 11. und 12. Oktober 2018 im Kulturzentrum Pavillon in Hannover stattfand, hat die Union Deutscher Jazz-Musiker gemeinsam mit zahlreichen Erstunterzeichnern/-innen die „Gemeinsame Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz“ veröffentlicht. Wie es in der vierseitigen Erklärung heißt, ist die Jazzszene Deutschlands „nach wie vor maßgeblich von Männern geprägt. Frauen machen laut der Jazzstudie 2016 nur ein Fünftel der Jazzmusiker/-innen in Deutschland aus.“ Obwohl mehr Mädchen als Jungen an Musikschulen Unterricht nehmen, finden weniger Frauen anschließend in Bands und Ensembles; auch bei weiterer Professionalisierung etwa als Dozent/in nimmt der Anteil der Frauen ab.

Nach der öffentlichen Erklärung konkretisierten die jungen Jazzmusikerinnen und -musiker nun die beabsichtigten Maßnahmen für eine Gleichberechtigung der Geschlechter. Neben der Aufklärung und der Sensiblisierung für das Thema forderten sie verschiedene Veränderungen, darunter etwa die Anpassung der Modalitäten beim Deutschen JazzPreis, ein neues Programm der „UDJ-Frauenkollegin“ sowie die faire Zusammensetzung von Gremien. Weitere Schritte sollen in den kommenden Monaten erarbeitet und verhandelt werden. Bereits rund 80 Menschen und Institutionen hatten den Vorstoß vorunterzeichnet, mittlerweile schlossen sich insgesamt mehr als 250 Personen und Einrichtungen der Erklärung an.

Ein besonderes Zeichen will die UDJ mit einer Änderung der Modalitäten beim Deutschen Jazzpreis, dem Albert-Mangelsdorff-Preis setzen: Die Vergabe des Preises wird zukünftig durch eine paritätisch zwischen Frauen und Männern besetzte Jury erfolgen. Darüber hinaus wird bei der Auswahl der Preisträger/-innen ein Wechsel zwischen Frauen und Männern festgeschrieben. Damit soll Chancengleichheit hergestellt und die Repräsentanz von Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung und als Vorbilder im Jazz erhöht werden.

Auch in Gremien, an denen die UDJ beteiligt ist, soll für die Einführung einer paritätischen Besetzung geworben werden. Für das Kuratorium des Musikfonds e.V. konnte dies jüngst bereits erreicht werden.

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