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Berliner KIM-Collective beim Jazzfest Berlin 2018. Foto: Hufner
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Nachrichten 2020/10

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„Saint François d’Assise“ in Corona-Besetzung | Jazzfest Berlin | rainy days | Irene Kurkas Podcasts |
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Das Theater Basel startet seine Spielzeit mit dem Opus Magnum des Komponisten Olivier Messiaen +++ Das Jazzfest Berlin verbindet sich live mit der Jazzszene in New York +++ come together – rainy days 2020 +++ nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka +++ DOV fordert angemessenere Publikumszahlen +++ Komponist als Kurator

„Saint François d’Assise“ in Corona-Besetzung

Mitte Oktober startet das Theater Basel in die Spielzeit 20/21. Intendant und Regisseur Benedikt von Peter eröffnet das neu sanierte Theater mit einer Schweizer Erstaufführung: „Saint François d’Assise“, Oper in drei Akten und acht Bildern von Olivier Messiaen (15. Oktober 2020).

Bis heute üben Berichte und Erzählungen über den kurz nach seinem Tod heiliggesprochenen Franziskus von Assisi eine besondere Faszination aus. Das Opus Magnum des Komponisten Olivier Messiaen, der zu den einflussreichsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts zählt, wurde von 1975 bis 1983 im Auftrag der Pariser Oper komponiert.

Erst durch das Neuarrangement von Orchester und Chor ist es überhaupt möglich, die Oper am Theater Basel trotz Corona aufzuführen: Die Originalbesetzung besteht aus 120 Musiker*innen und einem 80-köpfigen Chor. Gezeigt wird in Basel nun eine Version mit 45 Musiker*innen und einem mittels Playback-Effekten vergrößerten Chor – erarbeitet von dem Komponisten und Dirigenten Oscar Strasnoy. Der kanadische Bassbariton Nathan Berg singt die Hauptpartie. Die junge isländische Sopranis­tin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir wird als Engel (L’Ange) zu hören sein. In der spektakulären Raumbühne von Márton Ágh wird das Publikum Teil des Geschehens.

Am 25. Oktober 2020, 11.00 Uhr, gibt der Messiaen-Schüler Pierre-Laurent Aimard  im Rahmenprogramm zu „Saint François d’Assise“ ein Lecture-Konzert mit dem „Catalogue d’oiseaux“ – so der klingende Name des monumentalen Klavierzyklus von Olivier Messiaen.

Transatlantisch, glokal und zeitverschoben – Das Jazzfest Berlin verbindet sich live mit der Jazzszene in New York

Vom 5.  bis 8. November verbindet das Jazzfest Berlin die Jazzszenen in Berlin und New York, präsentiert Video-Auftragsarbeiten, Live-Konzerte im silent green Kulturquartier Berlin, im Musikklub Roulette in Brooklyn und deutschlandweit in neun Rundfunkstudios. Alle Projekte werden online auf Berliner Festspiele on Demand gestreamt und sind dort abrufbar. Zwölf Projekte aus beiden Städten werden – jeweils live vor Ort und wechselseitig über Livestream (trotz Zeitverschiebung) verbunden – einem lokalen Publikum präsentiert und zeitgleich für die globale Online-Community live ins Netz übertragen. Abwechselnd spielen in diesem einmaligen Szenario sechs stilistisch vielseitige New Yorker Bands Livekonzerte mit sechs innovativen Bands aus Berlin.

Darüber hinaus wird der transatlantische Dialog in Auftragsarbeiten des Jazzfest Berlin hergestellt: TRAINING – das Berliner Duo Max Andrzejewski und Johannes Schleiermacher – trifft auf den amerikanischen Musiker John Dieterich (Deerhoof) und die in Berlin lebende türkische Video-Künstlerin Isil Karatas. Die Berliner Jazzpreisträgerin Silke Eberhard widmet sich mit ihrer Formation Potsa Lotsa XL der Musik des legendä­ren amerikanischen Multiinstrumentalisten Henry Threadgill.

Erneut mit einer Videoarbeit vertreten ist das Berliner KIM-Collective (unser Bild), das in den letzten beiden Ausgaben des Festivals sein eigenes Universum im Festspielhaus geschaffen hatte und jetzt Orte sichtbar machen will, die durch die Corona-bedingten Einschränkungen besonders betroffen waren.  Foto: Martin Hufner

come together – rainy days 2020

In stark polarisierten westlichen Gesellschaften, in denen Differenz von vielen zunehmend als Bedrohung wahrgenommen wird und sich immer mehr Menschen zurückziehen, gewinnen Begegnungen entscheidende Bedeutung. Wie die Corona­-Krise hat eindrücklich spüren lassen, ermöglichen, dokumentieren und speisen sich die Künste immer schon aus Begegnungen – mit Künstlern und Küns­ten, Stilen, Erfahrungen, Orten, Kulturen und Epochen. Das luxemburgische Fes­tival „rainy days“ lädt das Publikum 2020 ein, in 22 Konzerten und Performances sowie Künstler­gesprächen und einer Konferenz Begegnungen auf den verschiedensten Ebenen zu hören, zu sehen, zu erfahren und selbst zu erleben. Bildende Kunst, Film, Performance und Musik werden von William Kentridge und François Sarhan verwoben. Die intensive künstlerische und mensch­liche Beziehung eines Komponisten zu einem Ensemble wird ausgelotet, und es gibt einen großen Live­-Sound Walk mit mehr als 100 jungen Musiker*innen. Infos unter: www.philharmonie.lu

nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka

Die Podcast-Folgen August/September:

  • Folge 109: Interview with Toby Roundell (in English), composer
  • Folge 110: Interview mit Steven Walter,  Künstlerischer Leiter von PODIUM Esslingen und designierter Intendant des Beethovenfest Bonn
  • Folge 111: Slow-Motion Multitasking – wie ich verschiedene Projekte gleichzeitig umsetze, Solofolge mit Irene Kurka
  • Folge 112: Interview mit Dr. Anna Schürmer, Musikjournalistin und Medienkulturwissenschaftlerin

Die Oktober-Vorschau:

  • 06.10. Interview mit Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats
  • 15.10. Interview with Marianne Schup­pe, composer und singer (in English)
  • 20.10. Interview mit Katja Heldt, Musikwissenschaftlerin und Musikautorin

www.irenekurka.de/podcast.html

DOV fordert angemessenere Publikumszahlen

Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) hat in persönlichen Schreiben die Ministerpräsidenten von 13 Bundesländern aufgefordert, durch Anpassung der Infektionsschutzverordnungen das Verantwortbare zu ermöglichen und angemessenere Publikumszahlen für Konzerte, Theater und Veranstaltungen zuzulassen. NRW, Rheinland-Pfalz und Berlin haben bereits geeignete Modifizierungen veranlasst. DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens dazu: „Es ist unstreitig, dass das Risiko von Neuinfektionen mit dem Corona-Virus so gering wie möglich gehalten werden muss. Andererseits drängt sich vielerorts der Eindruck auf, dass gerade Kulturveranstaltungen bei der Zulassung von Publikum besonders restriktiv behandelt werden, obwohl hierfür objektiv keine Veranlassung besteht. […] Gerade bei Veranstaltungen mit fester Bestuhlung ist eine sichere Besucherführung und bei Individualisierung von Karten eine Rückverfolgbarkeit einzelner Besucher*innen auf konkreten Plätzen gewährleistet. […] Öffentliche und private Veranstalter benötigten endlich „Planungssicherheit für Besucherkapazitäten und Vorverkauf in den kommenden Monaten“. Ansonsten drohe zahlreichen privaten Veranstaltern das Aus“, so Mertens abschließend.

Komponist als Kurator

Der Komponist als Kurator – das Karlsruher Festival „Zeitgenuss-Festivals“ macht es vom 22. bis 25. Oktober vor. „Über die Linie“ – dieser Titel eines Werkzyklus von Wolfgang Rihm könnte auch über dem von ihm kuratierten Programm des ZeitGenuss-Festivals stehen. Eine Linie wird vom frühen zum späten Werk Rihms gezogen, von der fast noch jugendlichen „Parusie“ – immerhin schon die Opus-Nummer 5 im Jahr 1970 – bis hin zur Gryphius-Vertonung von 2019. Eine weitere Linie zieht sich zu Text und Literatur mit den Vertonungen der „Außenseiter“ Herbeck und Wölfli und den Großmeistern Heine und Büchner.
Linie ist immer auch Zeichnung und malerische Geste, und auch sie spiegeln sich klanglich in einem dem Meis­ter des italienischen Informel gewidmeten Streichquartett „Geste zu Vedova“ oder der Trilogie „Pol – Kolchis – Nucleus“ wider, die sich auf den allzu früh verstorbenen Freund Kurt Kocherscheidt bezieht.

In Karlsruhe trifft man auch auf ­Rihms Meisterschüler Rebecca Saunders, Markus Hechtle, Márton Illés und Vito Žuraj. Dass ebenso die jüngste Generation mit Haosi Howard Chen, Moritz Laßmann, Minzuo Lu, Elina Lukijanova, Alexander Pilchen und Franz Ferdinand August Rieks vertreten ist, ist erfreulich.

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