Ausgezeichnete Neugier: WESPE: In Münster und Schwerin wurden die Sonderpreise Jugend musiziert vergeben +++ Neuer Vorstand und Medienpreis: Nachrichten vom Bundeskongress Musikunterricht in Mannheim +++ NS-Dokumentationszentrum für Bayreuth +++ Resolution des Deutschen Musikrates zur Kirchenmusik +++ Deutscher Musikeditionspreis wird 30 +++ Aus DOV wird unisono +++ Michael Kellner +++ Kulturfonds Energie
Ausgezeichnete Neugier: WESPE: In Münster und Schwerin wurden die Sonderpreise Jugend musiziert vergeben
Mit WESPE, den Wochenenden der Sonderpreise in Münster und Schwerin, wurde Ende September die Wettbewerbssaison Jugend musiziert 2022 abgeschlossen. Im Fokus stand dabei wieder die Auseinandersetzung mit noch nicht aufgeführten, weniger bekannten oder besonders schwierig zu interpretierenden Werken.
Mit dem von der neuen musikzeitung gestifteten Sonderpreis für die beste Interpretation eines für Jugend musiziert komponierten Werks (Uraufführung) wurden dabei folgende Duos ausgezeichnet: Charlotte Kugler (Querflöte) und Konstantin Schwarze (Klavier) sowie Elisabeth Kugler (Querflöte/Alt-Querflöte) und Jette Jentzsch (Klavier) spielten dabei Werke von Maria Parton-Luft; Justin Jörg-Willi Drews (Tuba) und Anne Christin Möbius (Klavier) hatten ein Stück von Sergej Goloskewitsch einstudiert. Unser Foto (Oliver Borchert/ DMR) zeigt Ulrich Rademacher, Vorsitzender des Projektbeirates Jugend musiziert, und die Preisträger*innen nach der Überreichung der Urkunden.
Drei Ensembles aus Bundespreisträger*innen Jugend musiziert 2022 wurden in Münster mit dem WDR 3 Klassikpreis der Stadt Münster ausgezeichnet: Die Geschwister Helene (Violine), Albrecht (Cello) und Wilhelmine (Klavier) Freytag aus Borsdorf wurden für ihre Interpretation von Felix Mendelssohn-Bartholdys Trio Nr. 1, d-Moll op. 49 ausgezeichnet, Gesine Rotzoll (Klarinette, Leipzig) und Viktor Satler (Klavier, Weimar) für Johannes Brahms‘ Sonate Nr. 2, Es-Dur op. 120,2 sowie die Violinistin Miriam Hutterer (Freiburg) für Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 4, a-Moll op. 23. Die Ensembles überzeugten die sechsköpfige Jury um Professor Reinhart von Gutzeit mit ihrem durchgehend hohen musikalischen Niveau.
Die drei Preisträger*innen-Ensembles präsentierten sich im Abschlusskonzert im Mozartsaal der Westfälischen Schule für Musik in Münster. Die Urkunden überreichten Friedrun Vollmer, die Direktorin der Westfälischen Schule für Musik Münster, für die Stadt Münster und Dr. Michael Breugst für den WDR. Das Konzert wird am 2. November um 20:04 Uhr in WDR 3 ausgestrahlt und ist am Tag nach der Ausstrahlung noch 30 Tage abrufbar.
Alle WESPE-Preisträger*innen sind unter www.jugend-musiziert.org zu finden.
Neuer Vorstand und Medienpreis: Nachrichten vom Bundeskongress Musikunterricht in Mannheim
Der Bundesverband Musikunterricht (BMU) hat einen neuen Vorstand. Im Rahmen des 5. Bundeskongresses in Mannheim wählte die Bundesversammlung Georg Biegholdt und Jürgen Oberschmidt als Präsidenten des Verbandes. Verabschiedet wurde die langjährige Bundesgeschäftsführerin Dorothee Pflugfelder, ihr Nachfolger wird Ansgar Menze.
Im Rahmen des Bundeskongresses wurde außerdem der BMU Medienpreis für Produktionen vergeben, die mit einer „besonders ansprechenden Herangehensweise Kindern und Jugendlichen Zugänge zu Musik“ öffnen. Die Auszeichnung geht in diesem Jahr an den Helbling Verlag, Esslingen, für die Produktion „Kreatives Klassenmusizieren. Innovative Musizierkonzepte für Unterricht und Projekte“ (Buch mit Medienpaket, Autor: Mathias Schillmöller)
Empfehlungen gehen an die folgenden Produktionen:
- BR Klassik, München: „klassik shorts“, Staffel 3 (Online-Videoformat, Regisseur: Michael Wende, Moderator: Maximilian Maier)
- Hochschule für Musik und Theater, München: „Open Music Academy (OMA)“ (Lernplattform, Autor: Prof. Dr. Ulrich Kaiser)
- Westermann Bildungsmedien Verlag, Braunschweig: „O-Ton“, Band 1 (Lehrwerk, Herausgeber: Bernd Clausen, Norbert Schläbitz)
- ConBrio Verlagsgesellschaft: „Faszination Kinderchor“ (Buch, Autor: Robert Göstl).
NS-Dokumentationszentrum für Bayreuth
Die Bemühungen der Bayreuther Festspiele, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, in der sie eine unrühmliche Rolle für die kulturelle Repräsentanz des Nationalsozialismus einnahmen, könnten in naher Zukunft von einer weiteren Institution flankiert werden: Die Stadt Bayreuth plant ein NS-Dokumentationszentrum. Wie die Deutsche Presse-Agentur meldete, soll dieses unter anderem im früheren Wohnhaus von Richard Wagners Tochter Eva und von deren Ehemann Houston Stewart Chamberlain entstehen, der als „Hitlers Vordenker“ (Udo Bermbach) gilt. Dort ist bisher noch ein Jean Paul gewidmetes Museum untergebracht, für das ein Umzug in dessen ehemaliges Wohnhaus geplant sei. Für das Projekt habe der Bund der Stadt Bayreuth eine Förderung von über 11 Millionen Euro zugesagt, meldete die dpa unter Berufung auf eine Mitteilung der Kommune.
Säule der kulturellen Vielfalt – Resolution des Deutschen Musikrates zur Kirchenmusik
Am 22. Oktober 2022 hat die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates (DMR) in Berlin die Resolution „Kirchenmusik als Chance für Gesellschaft, Kultur und Kirche“ diskutiert und einstimmig verabschiedet. Dem war ein Kirchenmusik-Kongress mit Arbeitsgruppen und einer Plenumsdiskussion zu den Inhalten der Resolution vorangegangen.
In der Präambel heißt es unter anderem: „In der fruchtbaren Spannung zwischen innerkirchlicher Funktion und künstlerischer Autonomie erfüllt [die Kirchenmusik] wesentliche soziale Aufgaben und ist zugleich eine Säule der reichen Kulturellen Vielfalt unseres Landes. Immense Bedeutung kommt der Kirchenmusik auch für den Bereich der Amateurmusik zu. Über 800.000 Menschen sind in kirchlichen Ensembles und Chören engagiert.“
In dem Papier wird die Kirchenmusik als „tragende Säule Kultureller Vielfalt“ bezeichnet, deren Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken sei. Kirchenmusikalische Angebote müssten „in allen Lebensphasen zur Verfügung stehen und eine Chance für Kulturelle Teilhabe für alle bieten“, so eine weitere Forderung. Die Resolution formuliert darüber hinaus „Erwartungen an die Zivilgesellschaft, die Politik und die Kirchen“ unter anderem im Hinblick auf folgende Themenbereiche:
- Kirchenmusik als Baustein Kultureller Bildung
- Mediale Präsenz
- Kirchenmusik als lebendiges musikalisches Erbe
- Kirchenmusik braucht Rückhalt in ihrer Kirche
- Stilistische Vielfalt
- Kirchenmusik als Wirtschaftsfaktor
- Haupt-, Neben- und Ehrenamt
- Kirchenmusik als Berufsfeld mit Zukunft
Die vollständige Resolution ist nachzulesen unter: www.musikrat.de
Deutscher Musikeditionspreis wird 30
Der Deutsche Musikverleger-Verband e.V. (DMV) ehrte im Rahmen der SOMM Dealer Days 2022 in Berlin elf Publikationen mit dem Deutschen Musikeditionspreis „Best Edition“. Der Branchenpreis für Notenausgaben und Musikbücher von herausragender Qualität wird bereits zum 30. Mal vergeben. Für den „Best Edition 2021/22“ erhielt die Jury über 80 Einsendungen aus der ganzen Bandbreite an Publikationen deutscher Musikverlage, die im Jahr 2020 oder 2021 erschienen sind.
Preisträger „Best Edition 2021/22“:
- César Franck: ,Les Béautitudes. Hrsg. von Hans Christoph Becker-Foss und Thomas Ohlendorf, Carus Verlag
- Antonín Dvorák: Biblische Lieder op. 99. Hrsg. von Eva Velická, Bärenreiter-Verlag
- Carl Flesch: Die Kunst des Violinspiels. Bearbeitet von Maximilian Simon und Nadine Contini, Ries & Erler
- The Piccolo & Alto Audition. Hrsg. von Henrik Wiese, Universal Edition
- omen of our World. Hrsg. von Hayat Chaoui, Breitkopf & Härtel
- Richard Strauss: Salome. Hrsg. von Claudia Heine, Schott Music
- ierre Boulez: Troisième Sonate. Hrsg. von Robert Piencikowski / Paul-Sacher-Stiftung, Universal Edition
- Neue Klänge machen Schule. 50 Musiziermodelle zur Vermittlung Neuer Musik im Unterricht. Von Matthias Handschick, Silke Egeler-Wittmann, Helbling Verlag
- Reihe „Joy of Music“ – Discoveries from the Schott Archives. Div. Herausgeber:innen, Schott Music
- Charles Gounod: Faust. Opéra en un prologue et quatre actes Hrsg. von Paul Prévost, Bärenreiter-Verlag
Sonderpreis der Jury:
Hindemith – Schott. Der Briefwechsel 1919–1967. Hrsg. von Susanne Schaal-Gotthardt, Luitgard Schader und Heinz-Jürgen Winkler. Schott Music
Aus DOV wird unisono
Die Deutsche Orchestervereinigung benennt sich um und firmiert ab sofort unter dem Namen „unisono – Deutsche Musik- und Orchestervereinigung“. Das teilte die Interessenvertretung für Berufsmusiker in Berlin mit. Damit greife man die enormen Veränderungen im Musikbetrieb auf, so Geschäftsführer Gerald Mertens Anfang Oktober in Berlin. Den Organisationsgrad in den Orchestern und Rundfunkensembles gibt unisono mit über 90 Prozent an. Die Vereinigung mit rund 12.800 Mitgliedern in Berufsorchestern und Rundfunkchören vertritt immer stärker auch die Interessen von Freischaffenden, Studierenden und Lehrbeauftragten an Musikhochschulen. Die neue Namensgebung ist als Programm zu verstehen, weil der Verband seit einigen Jahren großen Zulauf von Freischaffenden erhält, die nicht in Tarifstruktruren arbeiten und die wegen der Erfahrungen während der Pandemie eine starke Interessenvertretung suchen.
Neue Kreativ-Personalie
Die Bundesregierung hat Michael Kellner (Grüne), Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, als Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativbranche benannt. Michael Kellner ist bereits seit Anfang 2022 Beauftragter der Bundesregierung für den Mittelstand.
Mit der neuen Beauftragung kommen nun die Belange von kommerziellen Kulturunternehmen hinzu. Auf diese Personalie habe man sich laut Bundeswirtschaftsministerium mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verständigt.
Kellners Stellvertreter wird demnach Andreas Görgen, der Amtschef bei Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) ist.
Die rot-grün-gelbe Bundesregierung hatte die Benennung eines Ansprechpartners im Koalitionsvertrag verankert. Damit soll auch die Bedeutung des Sektors unterstrichen werden.
Kulturfonds Energie
Nach einer Anhörung zu den Folgen der Energiekrise für den Kulturbereich im Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags am 12. Oktober sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom 14. Oktober: „Wir wollen (…) eine Art ,Kulturfonds Energie‘ bereitstellen“. Greifen soll die Hilfe ab 1. Januar, „und zwar rückwirkend bis Oktober“. Nach Informationen des Deutschen Kulturrates stehen für den „Kulturfonds Energie“ Restmittel des Coronahilfsfonds (Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen) von zirka 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Kulturrat schlägt vor, dass 1 Milliarde Euro dieser Summe für energetische Investitionen (LED-Lampen, Heizung, Lüftung) von Kulturorten und 800 Millionen Euro für eine abgewandelte Wirtschaftlichkeitshilfe und Ausfallhilfe für Veranstalter, Kultureinrichtungen und Künstler*innen reserviert werden.