Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2004/02:
Luft für die freie Musikszene
Der Münchner Kulturausschuss hat auf seiner Sitzung vom 22. Januar 2004 aufgrund eines Antrags der Kulturreferentin Lydia Hartl einstimmig beschlossen, der Freien Musikszene in München, die unter den letzten Haushaltskürzungen massiv zu leiden hatte, einen jährlichen Betrag von 90.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Unter dem Motto „Musik im öffentlichen Raum” werden die Finanzen aus den Mitteln für „Freie Kunst im öffentlichen Raum” bestritten (jährliches Gesamtbudget knapp 1,4 Millionen Euro, die bislang im Wesentlichen für Projekte der Bildenden Kunst verwendet wurden). Gedacht ist an ein Jury-Modell. Die einzelnen Mitglieder der freien Musikszene in München können nun Anträge für neue Projekte einreichen, die Jury entscheidet dann über die Bewilligung und eventuell auch über die Höhe der städtischen Zuwendung. Eine zweijährige Arbeit „Musikprojekt München” wurde durch diesen Beschluss des Kulturausschusses (der Stadtrat muss noch die letzte Entscheidung treffen, die Bewilligung ist aber eigentlich nur noch Formsache) honoriert. Über die Vergabemodalitäten wird das Kulturreferat München ab Mitte Februar informieren.
Siemens Preis an Alfred Brendel
Der Pianist Alfred Brendel erhält in diesem Jahr den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste wird Alfred Brendel die mit 150.000 Euro dotierte Auszeichnung am 14. Mai 2004 bei einem Festakt in den Münchner Kammerspielen überreichen. Die Laudatio hält Michael Krüger, der Verleger des Hanser Verlages, in dem fünf Bücher des auch als Lyriker und Essayist bekannt gewordenen Künstlers herausgekommen sind – unser Foto zeigt Alfred Brendel bei einer Lesung in Freiburg im Breisgau im Herbst vergangenen Jahres.In der Begründung der Musikpreis-Jury heißt es unter anderem: „Alfred Brendel, am 5. Januar 1931 im nordmährischen Wiesenberg geboren, ist einer der großen Pianisten unserer Zeit. Im Zentrum seiner interpretatorischen Tätigkeit steht der Kanon der Werke aus Klassik und Romantik. Doch erstreckt sich sein weitgefächertes Repertoire auch auf Kompositionen, die lange als randständig galten, denen er durch sein rückhaltloses Eintreten zu erneuter Resonanz im Konzertleben verhalf. Beispiele dafür sind Busonis Klaviermusik, Schuberts Sonaten, das Spätwerk von Franz Liszt oder das Klavierkonzert von Schönberg.
Alfred Brendel verkörpert den Typus des Interpreten, der seine Tätigkeit als Musiker stets mit historischer Forschung und einem wachen Bewußtsein für die Gegenwart verbunden hat. Seine profunden Reflexionen über das Metier des Interpreten, über Musik und Musikleben weisen ihn als Musikschriftsteller von hohem Rang aus. Seine einzigartige Doppelbegabung als Musiker und Schriftsteller zeigt sich auch in seiner Gedichtsammlung „Spiegelbild und schwarzer Spuk“ (München 2003), die von der Groteske über die scharfe intellektuelle Reflexion bis zum versöhnlichen Humor einen weiten Bogen zu schlagen versteht“. Alfred Brendel lebt seit über dreißig Jahren in London. Neben dem Hauptpreis werden wieder zahlreiche Förderpreise vergeben. Die drei Komponisten-Preise gehen an den Franzosen Fabien Lévy, den Österreicher Johannes Maria Staud sowie an den Deutschen Enno Poppe.
Klanggestalten: York Höller 60
Der Komponist York Höller, der am 11. Januar 2004 sechzig Jahre alt geworden ist, hat mit seinem Schaffen eine höchst individuelle Farbe in die Neue-Musik-Szene gesetzt. Die Kölner „Urväter“ Zimmermann und Stockhausen haben Höller ebenso beeinflußt wie die Arbeit am Pariser IRCAM bei Boulez. Aber er hat es verstanden, aus allem eine eigenständige Musik- und Klangsprache zu entwickeln. Mit seiner Oper „Der Meister und Margarita“ nach Bulgakows Roman, 1989 in Paris uraufgeführt, hat sich Höller auch als genuiner Musik-Theatraliker erwiesen.
Seiler & Olympia
Haben ein Hammerwerfer und ein Violinist Gemeinsamkeiten? Auf den ersten Blick nicht allzu viele. Aber generell gesehen ähnelt sich die Lebensweise von Sportlern und Musikern sehr. Beide Berufsgruppen entwickeln ständig ihre Fähigkeiten durch körperliche und geistige Disziplin weiter. Im Sinne des Ideals „mens sana in corpore sano“ belebt die Seiler Pianofortefabrik Kitzingen mit ihrem Projekt „Musik und Sport“ eine alte olympische Tradition wieder, denn seit der Antike werden die Olympischen Spiele von kulturellen Veranstaltungen begleitet. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2004 in Athen findet deshalb auf Rhodos der 1. Olympische Internationale Seiler Klavierwettbewerb für zwei Altersgruppen statt. Die Seiler Pianofortefabrik möchte mit „Musik und Sport“ die Lust an der Leistung wecken und so der zunehmend von passivem Konsum geprägten Kulturlandschaft entgegensteuern. Das Nationale Olympische Komitee, die Deutsche Sporthilfe und Organisationen innerhalb des IOC unterstützen den Event, der sich nach 2004 zum von mitwirkenden Verbänden, Organisationen und Medien getragenen „Selbstläufer“ entwickeln soll.
Frühjahrsbuchwoche
Die 14. Internationale Frühjahrsbuchwoche vom 8. bis 15. März 2004 in München widmet sich dem Thema „Literatur & Musik“. Sie will die wichtigsten Facetten dieses weiten und komplexen Gebiets reflektieren und hörbar machen und konzentriert sich dabei auf zeitgenössische Werke. In Lesungen, Konzerten, Vorträgen, Podiumsgesprächen und Performances werden die wechselseitige Inspiration, das Nah- und Fernverhältnis von Dichtung und Musik ausgelotet.