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Die Oper «Neda - Der Ruf» wird in Osnabrück uraufgeführt. Foto: ddp
Die Oper «Neda - Der Ruf» wird in Osnabrück uraufgeführt. Foto: ddp
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«Neda - Der Ruf» - Erstmals Uraufführung einer iranischen Oper in Deutschland

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Erstmals wird eine iranische Oper in Deutschland uraufgeführt. Das Osnabrücker Theater zeigt am Samstag (13. März) die Oper «Neda - Der Ruf» des iranischen Komponisten Nader Mashayekhi. Vorlage für das Stück ist Apak, die Sklavin des persischen Dichters Nizami (1141-1205). Der Titel seiner Oper solle an den Tod der Iranerin Neda Agha-Soltan erinnern, sagt Mashayekhi. Sie wurde nach Augenzeugenberichten bei den Protesten nach der iranischen Präsidentschaftswahl im Juni 2009 durch den Pistolenschuss eines Mitglieds der paramilitärischen Basij-Milizen getötet.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Osnabrücker Theater und Mashayekhi sei auf Anregung der Wiener Dramaturgin und Regisseurin Nadja Kayali entstanden, sagt Regisseurin Carin Marquardt. Mashayekhi selbst ist kein Unbekannter in der niedersächsischen Stadt. Er war bereits mehrfach beim Morgenland-Festival, das Musiker aus dem Orient und dem Okzident zusammenbringt, in Osnabrück. Als Chefdirigent des Teheraner Symphonieorchesters leitete er den Gegenbesuch des Osnabrücker Symphonieorchesters im August 2007 in Teheran mit in die Wege.

Von Kayali sei der Vorschlag gekommen, einen Stoff des Dichters Nizami für eine Oper zu bearbeiten, sagt Marquardt. Mashayekhi habe «sehr ungewöhnliche Frauengestalten erschaffen». Auch die Puccini-Oper «Turandot» basiere auf einer Geschichte von Nizami. Kayali und die Autorin Angelika Messner schrieben, basierend auf einer Begebenheit aus dem Leben Nizamis, das Libretto für «Neda», wie Marquardt sagt. Kayali und Messner arbeiteten bereits mit Frank Castorf an der Berliner Volksbühne.

Nizami soll einst für eine gelungene Geschichte von einem Fürsten die Sklavin Apak geschenkt bekommen haben, die ihn durch ihr Selbstbewusstsein und ihren Intellekt beeindruckte. Weil diese Eigenschaften Apaks jedoch Männern ein Dorn im Auge waren, vergifteten sie die Frau. Um seinen Kummer zu überwinden, erfand Nizami Frauenfiguren, die sich durch Freiheit und Eigenwillen auszeichneten. «Ich habe versucht, mit meiner Musik die Verzweiflung Nizamis über den Tod Apaks zum Ausdruck zu bringen», sagt Mashayekhi. Persische und europäische Musik gingen in seiner Komposition ineinander über.

Der 52 Jahre alte Komponist kann derzeit aber nicht über das Thema Musik reden. «Wie weit wollen sie noch gehen?», fragt er anklagend und erzählt sichtlich erschüttert von der Verhaftung seines Freundes Jafar Panahi und dessen Familie durch iranische Sicherheitsbehörden. Der persische Filmemacher gewann den Film- und Fernsehpreis Goldene Kamera, den Goldenen Löwen des Filmfestivals Venedig und den Silbernen Bären in Berlin.

Im Juni wolle er wieder in den Iran zurückkehren, sagt Mashayekhi. «Ich werde dort gebraucht.» Derzeit lebt er in Wien. Seine Studenten würden im Iran wegen Nichtigkeiten von der Polizei schikaniert, sagt er. Was er in Osnabrück tue, werde im Iran als politisches Werk betrachtet. Dies berichteten ihm Freunde aus seiner Heimat, mit denen er über das Internet in Kontakt steht.

«Im Iran dürfen Frauen weder öffentlich singen noch zum Gebet rufen», sagt Mashayekhi. Gerde deshalb «wollen wir Frauen eine Stimme geben», sagt Regisseurin Marquardt. Diese Oper sei nicht nur Neda Agha-Soltan gewidmet. Der Name Neda bedeute im Persischen «Ruf» oder «Stimme». Freiheit und Selbstbestimmung von Frauen seien für sie «ein Seismograph für die Qualität einer Gesellschaft».
 

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