Berlin - In der Berliner Staatsoper Unter den Linden wird zur Verbesserung der Akustik eine vier Meter hohe Gitterwand in den Zuschauerraum eingebaut. Die schalldurchlässige Konstruktion werde über dem dritten Rang angebracht, sagte der Stuttgarter Architekt HG Merz am Mittwoch in Berlin. Dafür müsse die Decke angehoben werden.
Mit den zusätzlichen 3000 Kubikmetern Raum werde eine Nachhallzeit von 1,6 Sekunden erreicht, sagte Merz. Damit sei die Akustik vergleichbar mit dem Bayreuther Festspielhaus oder der Dresdner Semperoper. Bislang wurde in dem Berliner Haus lediglich eine Nachhallzeit von 1,0 bis 1,1 Sekunden erreicht. Das Gitter besteht hauptsächlich aus Keramik und soll in Rauten angeordnet werden. Welchen Anstrich das Konstrukt erhält, ist noch unklar. Denkbar sei auch eine Vergoldung, sagte Merz. Das Rautenmuster finde sich in vielen Elementen der Gestaltung des Staatsoper-Architekten Richard Paulick aus dem Jahr 1954. Damit füge sich das Gitter gut in das denkmalgerechte Konzept ein.
Die ursprüngliche Decke werde erhalten und nach dem Umbau wieder vier Meter höher eingesetzt, sagte Merz. Auch die Gänge um den Saal herum blieben erhalten. Zwar sei eine neue Bespannung der Wände mit Stoffen geplant. Diese würden aber dem Original-Stil nachempfunden. Das Innenleben der Wände müsse hingegen komplett erneuert werden. Das Material darin sei zwar nicht gesundheitsschädlich, aber schadstoffbelastet und nicht ausreichend gegen Feuchtigkeit geschützt.
Nach der Umgestaltung sind 61 Sitzplätze weniger im Saal vorhanden. Statt der bislang 1396 gibt es dann noch 1335 Stühle. Darunter sollen allerdings erstmals 14 behindertengerechte Plätze sein.
Die Verbesserung der Sicht von allen Plätzen aus sei bei der Beibehaltung des jetzigen Stils kaum möglich gewesen, räumte Merz ein. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sagte, die Akustik habe bei der Umgestaltung «höchste Priorität» gehabt. Gleichzeitig sei die Denkmalverträglichkeit des neuen Entwurfs von wesentlicher Bedeutung gewesen. «Hätten wir die Sichtlinien verbessern wollen, hätten wir die denkmalgeschützte Substanz des Gebäudes zerstören müssen», sagte Lüscher. Ziel sei es hingegen gewesen, den Saal «wiedererkennbar» zu gestalten.
Ursprünglich war ein radikaler Umbau des Zuschauersaals in der Staatsoper nach Plänen des Architekten Klaus Roth geplant gewesen. Nach zahlreichen Protesten erfolgte im März 2009 die zweite Vergabe an das Büro HG Merz. Dieser will eigenen Angaben zufolge wieder zum «Zustand Paulick» zurückzukehren.
Für die dreijährige Umbauzeit ist die Staatsoper im Schillertheater untergebracht. Der Spatenstich für die Bauarbeiten Unter den Linden soll am 21. September erfolgen. Insgesamt sind für die Sanierungen 239 Millionen Euro eingeplant.