Jede Musik-Frau, jeder Musik-Mann weiß, dass hier üblicherweise die objektiven, ungeschminkten Wahrheiten in Sachen Musikleben zu finden sind. Ein letzter Platz für Ehrlichkeit, den ich, was Objektivität betrifft, auf der Stelle missbrauche. Es folgt ein Lobpreis auf den angeblich chancenlosen Bayerischen Ministerpräsidenten-Kandidaten. [Vorabveröff. aus nmz 5-2013]
Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) hatte Glück. Er lud nicht den mittlerweile als „Dreh-Hofer“ akzeptabel namensgeschädigten bayerischen Stammesführer, den Boss einer zur vermeintlich abonnierten Staatspartei verkommenen CSU namens Horst Seehofer ein. Sondern den SPD-Oppositions-Rädelsführer Christian Ude als politischen Input-Geber, als Eröffnungsredner des Bamberger Bundeskongresses.
Es war die beste Eröffnungsansprache zu solcher Gelegenheit seit einem gefühlten halben Jahrhundert. Und das lag nicht an fachlich fein ausformuliertem Perspektiv-Geschnörkel aus verbalem Berater-Möchtegern-Besserwisser- Sumpf, nicht an Polit-Sprech aus der eventuell wahltaktisch geschickten und deshalb verlogenen Versprechens-Verbrecher-Bude. Ude gelang, bei aller leichten Koketterie, seine vielzitierte angeblich mangelnde „Musikalität“ betreffend, ein derart menschlich überzeugender, in Sachfragen kompetenter und dabei durchaus konstruktiv verbands- und kommunalpolitik-kritischer Auftritt, dass einem die Hoeneß-Schmid-Amigos der „Staatspartei“ glatt in den Mülleimer der Geschichte glitten.
Das sollte den Gestaltern von Wahlprüfsteinen in der „Bamberger Erklärung“ des VdM nochmal zu denken geben. Was da steht, ist an vielen Stellen quadratisch-praktisch-altbekannt – und möglicherweise langzeit-erfolglos. Bei all den hohen Qualitäten im musikpädagogischen Großraum wirkt da etliches sehr kleinteilig, ökonomie-fixiert und schematisch. Als sei den geldverteilenden Ministerialräten die Oberkompetenz über eine fachlich und sachlich angemessene musikalische Ausbildung unserer Kinder ins Budget gottgegeben. Das wäre eine Übertragung krank gewucherter bayerischer Gutsherren-Mentalität in die Entscheidungsflächen anderer Bundesländer – und eine subalterne Haltung gegenüber den kulturverachtenden Strukturen unserer ökonomistischen Oberflächensurfer-Gesellschaft.
Euer Selbstbewusstsein, liebe Musikschullehrerinnen und -lehrer muss noch wachsen, es wurde durch den feinen Bamberger Kongress sicher gestärkt. Dennoch muss sich der VdM aktuellen Herausforderungen – sei es die Schulzeit-Verdichtung (G8) oder die bürokratie-überladene Antrags-Prozedur bei den „Bündnissen für Bildung“ – streng entgegensetzen, härter, als es Ministerialen auf kommunaler, Bundes- oder Landesebene lieb sein mag.
Der Bundeskongress des VdM in Bamberg hatte ein sehr hohes Fortbildungsniveau, sicher eine starke „Kommunikations-Wirkung“ nach innen. Aus Gründen, die wir alle gut kennen, blieb die Außenwirkung begrenzt. Musikpädagogik ist (noch) nicht sexy. Das darf sie auch nicht werden. Sonst ist sie tot. Aber Christian Ude hat ihr einen Hauch von Glamour verpasst – im positiven Sinne. Und Verständnis für den gesellschaftsrelevanten Sinn des Musikschulwesens gezeigt. (Ausführliche Kongress-Berichterstattung in der kommenden Ausgabe).