In Deutschland ist es mehr als ein geflügeltes Wort: dass nämlich Eigentum verpflichtet, ist nicht erst in Zeiten der Finanzkrise Ausdruck von Verantwortung und Bürgersinn. Auch die Weitergabe von Fertigkeiten und erlernten oder erarbeiteten Fähigkeiten deckt, so möchte man meinen, einen Teilbereich dieser Verantwortung ab.
Das maßgeblich von der Credit Suisse unterstützte Young Singers Project der Salzburger Festspiele ist sich dieser Verantwortung bewusst und lädt seit 2008 junge Sängerinnen und Sänger nach Salzburg, die unter Anleitung bekannter Dozenten in Workshops „den Background der Musik und ihr technisches Können“ (Thomas Hampson) verbessern, und die seit 2012 Möglichkeit erhalten, bei den „offiziellen“ Festspielprojekten solistisch aufzutreten.
Neben Christa Ludwig, Helmut Deutsch und Michael Schade ist es vor allem Thomas Hampson, der sich in den Dienst der musikalischen Weiterbildung stellt. „Pingelig, stur, aber wohlmeinend“, so charakterisiert er seinen Arbeitsstil, den man bei einer ausverkauften Arbeitsmatinee unmittelbar beobachten konnte. Hampson, als Bariton sowohl der Bühne als auch der Kammermusik verpflichtet, verbindet mit seinen amerikanischen Charme, europäisches Bildungsbürgertum und ist darüber hinaus ein strenger, aber immer verständnisvoll zuhörender Lehrer.
Die sechs Sängerinnen und Sänger an diesem Vormittag sind zwischen 23 und 27 Jahre jung und haben die ersten Stufen ihrer Karriereleiter bereits erklommen. Aus aller Welt hat Toni Gradsack, der künstlerische Leiter des Projekts, die spannendsten Newcommer in die Festspielstadt geladen. Gleichwohl ist ihnen allen die Auftrittsnervosität ins Gesicht geschrieben, mit der jeder auf seine Weise fertig zu werden versucht: stoisch, statisch oder zippelig.
Nicht das Publikum ansingen, den Körper als Instrument annehmen und immer wieder Haltung, Haltung und Standvermögen, das sind die eher technischen Details, die Hampson den jungen Künstlern gebetsmühlenartig in Erinnerung ruft. Seine eigentliche Botschaft ist jedoch, den Text hinter dem Text deutlich zu machen, den kunst- und kulturgeschichtlichen Rahmen der Werke ans Licht zu holen.
Und da wird die junge Sängerin so lange nach dem Autor des Strauss-Liedes befragt, bis die ungarisch-slowakische Sopranist Maria Celeng endlich das Wort Brentano über die Lippen bringt. Haben sie denn den Don Quichotte gelesen, fragt er den talentierten 23-jährigen kanadischen Bariton Philippe Sly, der dies bejaht, und dann bei Ravels „Don Quichotte à Dulcinée“ über mittelalterlichen Minnesang examiniert wird.
Wichtig bleibt das Ergebnis, und das macht hoffnungsfroh: Nach jeweils gut 20 Minuten kann man bei allen Teilnehmern deutliche Verbesserungen feststellen und das Young Singers Project erweist sich einmal mehr als die eigentliche Musikwerkstatt der Salzburger Festspiele.