Erfurt - Anlässlich der Wiederentdeckung der Oper «Das Käthchen von Heilbronn» von Carl Reinthaler bringt das Theater Erfurt eine Zusammenstellung des Notenmaterials in der neu begründeten «Edition Theater Erfurt» heraus. «Die Rekonstruktion des Aufführungsmaterials war notwendig geworden, weil der Verlag, in dem die Oper ursprünglich erschienen war, nicht mehr existiert und sich keine verbindlichen Vorgaben für die Aufführung fanden», sagte der Chefdramaturg, Dr. Arne Langer, am Donnerstag bei Vorstellung des Stücks in Erfurt.
Aus zwei gedruckten Partituren sowie handschriftlich hinterlassenen Stimmen der einzelnen Instrumente und unter Berücksichtigung späterer Änderungen Reinthalers sei es jedoch gelungen, eine computergenerierte Partitur der Oper zu erstellen. Am 21. März feiert das 1881 an der Oper Frankfurt uraufgeführte und zuletzt 1894 gespielte Stück in Erfurt Premiere.
Der musikalische Leiter der Inszenierung, Samuel Bächli, verspricht sich von der aktuellen Edition eine Renaissance des fast vergessenen Komponisten Reinthaler. Das rekonstruierte Orchestermaterial mache nun auch die Aufführungen auf anderen Bühnen möglich, sagte Bächli. Reinthaler habe jahrelang auf den Bühnen gefehlt. Die «Ausgrabung» der Oper sowie der Fund einer früheren Symphonie Reinthalers sei eine echte Bereicherung und verdiene seinen Platz im Opern- wie Konzertspielplan. Seit der Wiedereröffnung des Theaters Erfurt 2003 erscheint jährlich eine «Ausgrabung».
«Das Stück fügt sich nahtlos in unsere Spielzeit 'Hör Bücher!' ein», sagte Langer. Es gehöre in das Spektrum derjenigen Opern, die auf bedeutende Zeugnisse der Literaturgeschichte zurückgehen. So basiere das Libretto Heinrich Bulthaupts auf der gleichnamigen Dramenvorlage Heinrich von Kleists. Trotz allem habe die Oper aber wenig gemein mit dem Kleistschen Stück, versicherte Langer.
Carl Martin Reinthaler wurde 1822 in den Räumen des Augustiner Klosters in Erfurt geboren. Seine erste Anstellung als Gesangslehrer erhielt er am Konservatorium in Köln. Später wechselte Reinthaler nach Bremen, wo er ab 1858 als Domorganist, Leiter des Domchores und städtischer Musikdirektor angestellt war.
Der lokale Bezug, den Reinthalers Bühnenwerk aufzuweisen habe, sei durchaus willkommen, sagte Langer. Doch ist die «Ausgrabung» vor allem deshalb der Mühe wert gewesen, weil die Oper mehr als nur ein Gelegenheitswerk ist und die Musik qualitativ hohen Ansprüchen genügt. «Operngeschichtlich bemerkenswert ist die Position Reinthalers als ein erklärter Gegner der Wagnerischen Ästhetik», sagte Langer. Sein Stil gehe von der Musik Mendelssohns aus und sei am ehesten mit der Tonsprache Schumanns und Brahms zu vergleichen.
Eine Ausstellung zu Leben und Werk des wiederentdeckten Komponisten ist bis Ende Mai im Theaterfoyer im Theater Erfurt zu sehen.