Düsseldorf - Harald Schmidt und Operette - das ist eine Verbindung, die man auf den ersten Blick wohl nicht vermutet. Und doch ist der TV-Moderator und Kabarettist offenbar schon seit seiner Kindheit ein Fan dieser Musikrichtung: «Ich war als Kind oft kränklich und habe dann im Radio immer das Wunschkonzert gehört», sagt Schmidt. Sein Star sei damals Fritz Wunderlich gewesen.
Da wundert es nicht, dass Schmidt sich nun hinter den Kulissen an einer der bekanntesten Operetten versucht. Das Projekt stellte er am Mittwoch in Düsseldorf vor. Bei Franz Lehars «Die lustige Witwe», die in der Deutschen Oper am Rhein am Freitag nächster Woche Premiere hat, ist Schmidt als Regieassistent und «Maskottchen» dabei, wie er es nennt.
Seine Arbeit sei die eines «Korrektivs», das gegebenenfalls Verbesserungen vorschlägt und für die «Betreuung im atmosphärischen Zwischenreich der Kantine» zuständig sei, sagt Schmidt. Es handle sich um eine Aufgabe, die an Bedeutung nicht zu unterschätzen sei: Produktionen, bei denen diese Funktion fehle, endeten oft in einer «vorzeitigen Abreise», gibt Schmidt zu bedenken. Darüber hinaus habe er bei den Proben «Applaus im Ein-Mann-Betrieb» geliefert, weil er wisse, wie wichtig solche Unterstützung den Künstlern sei.
Die «eigentliche fachliche Arbeit» haben Schmidt zufolge Regisseur Christian Brey, mit dem er am Staatstheater Stuttgart schon das «Hamlet»-Musical auf den Weg brachte, und Generalmusikdirektor Axel Kober geleistet. Er dagegen sei vergleichbar einem Ministerpräsidenten oder Fußball-Nationaltrainer lediglich der «Wohlfühlonkel» gewesen. Den Experten in Sachen Musik und Inszenierung reinzureden sei nicht sein Ding: «Ich bin zwar größenwahnsinnig, aber nicht anmaßend.»
Doch Schmidt-Fans, die nun eine Verballhornung der «Lustigen Witwe» erwarten, dürften wohl enttäuscht werden. Regisseur Brey und Schmidt versprechen zwar eine modernisierte Version, die im heutigen Frankreich in Paris spielt - «am Hof von Carla Bruni als Hintergedanke», wie Schmidt hinzufügt. Die aktualisierte Version der Dreiecksgeschichte spiele auch mit dem Motiv der Wirtschaftskrise, ohne das Thema überzustrapazieren. «Aber wir nehmen das Stück ernst und überladen es nicht mit ironischer Handlung», betont Brey.
In den Hauptrollen sind die Sopranistin Morenike Fadayomi als «lustige Witwe» Hanna Glawari sowie der Tenor Will Hartmann als deren Geliebter Graf Danilo zu erleben. Hartmann, der regelmäßig Gastspiele im In- und Ausland gibt, sieht das Genre der Operette zu Unrecht nicht ernst genommen. Ein Stück wie die «lustige Witwe» etwa lote alle Facetten der menschlichen Gefühle aus.
Schmidt sagt, ihn würde es freuen, wenn die von ihm mitbetreute «lustige Witwe» einen «Operettenboom» auslöse. Hinweise auf sein Operetten-Engagement werde er aber in seiner Fernsehshow nicht geben. Er habe etwas dagegen, wenn Leute in einem Medium darauf hinweisen, dass sie auch in einem anderen Medium aktiv seien.