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Unaufgeregter Streifzug durch die Jazzgeschichte: Magnus Schriefl und Malte Dürrschnabel von Subtone. Foto: Ssirus W. Pakzad
Unaufgeregter Streifzug durch die Jazzgeschichte: Magnus Schriefl und Malte Dürrschnabel von Subtone. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Seele alt, Ansatz frisch: das Quintett „Subtone“ beim BMW Welt Jazz Award

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Tickt die Jugend von heute vielleicht anders? Wer das Matinee-Konzert des Quintetts „Subtone“ beim „BMW Welt Jazz Award“ erlebt hat, könnte auf diese Idee kommen. Früher gab es zwei Kategorien juveniler Jazzmusiker: in der einen waren Instrumentalisten zu finden, denen man anmerkte, dass sie das Produkt marketinggeiler Talent-Scouts waren. Sie fühlten sich in ihren Maßanzügen sichtlich unwohl und man konnte in jedem Takt spüren, wie sehr sie die Last des gewaltiges musikalischen Erbes zu erdrücken schien, das die Jazzgeschichte testamentarisch hinterlegt hat.

Die andere Kategorie: was kostet die Welt? Hier komme ich! Ihren Hormonüberschuss feuerten die kraftstrotzenden Burschen mittels unreflektierter, greller Blue Notes aus den Trichtern ihrer erigierten Hörner. Jugend forsch, zu forsch.

Nun aber Subtone: vier süddeutsche Jungens, ein Holländer, alle etwas über Mitte Zwanzig hinaus – der Junglöwenanteil dieses Fünfers legt gerade in New York in punkto Ausbildung noch etwas nach. Kennen gelernt haben sich die meisten im BuJazzo – Deutschlands Kaderschmiede in Sachen Jazz.

Man sitzt im Doppelkegel der BMW Welt und staunt nur noch über diese Gruppe: schnell wird klar, dass es einzig allein um die Musik geht, um ein Gesamtbild, um Stimmungen, Gefühle, Farben, Einflüsse, die verarbeitet werden müssen. Nicht ein einziges Stück folgt dem Thema-Chorus-Thema-Schema, mit dem es sich Jazzmusiker oft viel zu einfach machen. Allzu viel Ambition aber wird klug ausgebremst, wenn sie den Fluss des Geschehens zu behindern droht. Ein Solo erfolgt, wenn es Sinn macht, wenn die dichten Texturen der Kompositionen dramaturgisch nach Auflockerungen verlangen.

Magnus Schriefl (Trompete, Flügelhorn), Malte Dürrschnabel (Alt- und Sopransaxofon, Klarinette, Flöte), Florian Höfner (Piano, Akkordeon), Ruben Samara (Bass) und Peter Gall (Schlagzeug) betören mit eigenen, von unwiderstehlichen Voicings durchdrungenen Werken, die uns nach Bulgarien und Korea entführen, die einen unaufgeregten Streifzug durch die Jazzgeschichte unternehmen. Die Stimmungslage der meisten Stücke: eher lyrisch, (heim)wehmütig. So kommen die wenigen Uptempi auch gleich viel besser zur Geltung. Eine Komposition des Pianisten Florian Höfner hieß übrigens „Old Soul“ (die wie der größte Teil des Programms auf dem neuen Album „Morningside“ zu finden ist). Vielleicht trifft der Titel ja auf die Mannen von Subtone zu: offensichtlich hausen in diesem Quintett alte Seelen in jungen Leibern.

Weil der Kontrast so schön ist, darf beim letzten der sechs Wettbewerbskonzerte um den „BMW Welt Jazz Award“-Pokal eine andere Generation dran, nämlich die der 40+, oder sagen wir lieber 50-. Es spielen dann der Saxofonist Christof Lauer, der Tubist und Serpentist Michel Godard und der Schlagzeuger Patrice Héral.
 

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