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Titelseite der nmz 2021/02
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Solide bunt

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Theo Geißler zum 70. Jahrgang der nmz
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Je älter, desto kälter – oder: Je oller, desto doller? Steht es einem der Kultur verpflichteten Informations- und Meinungs-Transportorgan in unserer gerade die Künste verwüstenden Zeit an, zu feiern? Dieses Jahr einen siebzigsten Jahrgang, nächstes Jahr auch noch den siebzigsten Geburtstag? Wenn ich in meiner Redaktionsstube auf eine rotregal-gerahmte grüne Wand gucke, ungefähr vier mal vier Meter, gefüllt mit den gebundenen Jahrgängen der neuen musikzeitung (die bis 1969 „Musikalische Jugend“ hieß), befällt mich eine zweifelhafte Mischung aus Stolz und Sentimentalität.

Stolz auf die Tatsache, dass ich gemeinsam mit einer engagierten, sehr bunten Schar von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Regalinhalt mitgestalten durfte, über Krisen und Hoch-Zeiten hinweg. Dass so ein abseits lexikalischer Gefriertrocknung vielgestaltiges Bild unseres Musiklebens seit den frühen Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts entstand. Als meinungsstarkes, durchaus auch kontroverses Konvolut in Wort und Bild auf Papier festgehalten.

Verbunden mit Erinnerungen an sicherlich viele hundert intensive Begegnungen mit Partnerinnen und Partnern, Freundinnen und Freunden, auch Feinden in der Sache oder dank Missverständnis. Sentimental Journey beim Rückblick ohne Zorn? Kurz gestattet – aber wichtiger der Blick nach vorn: Er kann sich auf ein Netzwerk richten, das lang vor der Installation des World-Wide-Web geflochten wurde und dank angemessener Modifikationen, einer kritischen Sicht auf Zeitgeschehen und Innovationen bis heute – und sicher auch noch etwas länger – hält.

Im Internet sind wir seit 1997 präsent, seit etwa fünfzehn Jahren mit eigener Videoproduktion. Dabei war uns immer klar, wie intensiv die Transformation unserer Inhalte ins Digitale von der Ernsthaftigkeit, Glaubwürdigkeit und der redaktionellen Stabilität unserer gedruckten Zeitschriften profitierte – und profitieren wird. An der technischen und optischen Renovierung unserer Medien arbeiten wir gerade besonders intensiv. Was aufgrund nötiger Investitionen in Zeiten der sich anhaltend ausbreitenden ökonomistischen Sahelzone hierzulande kein Honigsaugen ist, wenn man sich Unabhängigkeit bewahren will. Im Rahmen einer Akademie und im Verbund mit kompetenten Partnern sind wir mit dem Aufbau eines Programms befasst, das sich der Qualifikation musik- und kulturjournalistischen Nachwuchses befleißigen wird.

Themenschwerpunkt beispielsweise in dieser Ausgabe: Frauen in der Musik  (drei Porträts im Magazin: Popsängerin, Komponistin, Geigerin; im Dossier unter anderem ein Gespräch zum Thema „Frauen- und Genderforschung in der Musik“). Wie gesagt, ein Themenschwerpunkt, ansonsten auf allen unseren – wie es modisch so nett heißt – „Ausspielwegen“ die Vielfalt aktuellen  musikkulturellen Geschehens: Förder- und Rettungsmaßnahmen, Berichte über Initiativen, Verbände, Neuerscheinungen, politische Entwicklungen mit kulturellem Bezug, Studium, Pädagogik, Personalnachrichten, Kommentare – eben der ganze weite nmz-Themen-Fächer, den Sie mehr oder weniger schätzen. Erfreulicherweise mehr, wie unsere jüngste Online-Befragung belegt. Vielen Dank.

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