Ein Filmmusikerlebnis der besonderen Art war mir gestern bei der Erstausstrahlung der ARD der Tragikkomödie „Sommer vorm Balkon“ von Andreas Dresen, dem Spezialisten für anrührende Streifen aus dem Arbeitermilieu, - sein aktueller Film „Wolke 9“ heizt im Moment die Diskussion über Sex im Alter an - beschert.
Ich hatte den Film über zwei tapfere Berliner Frauen bereits im Kino gesehen, war aber wiederum erstaunt, welche Wirkung die darin enthaltenen Schlager aus den 70ern wie Cindy & Berts „Immer wieder Sonntags“, „Himbeereis zum Frühstück“ von Hoffmann & Hoffmann, Costa Cordalis’ „Anita“ oder Nana Mouskouris „Guten Morgen, Sonnenschein“ auf mich hatten. Einerseits verführten sie zu einem eher herablassenden Lächeln angesichts all dieses verbalen und musikalischen Kitschs, andererseits fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt, spürte wieder das kratzige Sofa im Wohnzimmer meiner Eltern beim Schauen der Hitparade mit Dieter-Thomas Heck, schmeckte den Kakao, den meine Mama dazu servierte. Zum Film passen die Schnulzen übrigens auch erstaunlich gut: zum Dahinschmelzen – Demis Roussos „Goodbye, My Love, Goodbye“ oder die Schlussnummer „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros. Da ist man doch direkt versucht, sich den Soundtrack zuzulegen und nächsten Sommer damit im Auto in die Vergangenheit zu reisen…