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Tomasz Stanko auf dem JazzFest Berlin 2011. Foto: Godehard Lutz
Tomasz Stanko auf dem JazzFest Berlin 2011. Foto: Godehard Lutz
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Start des JazzFest Berlin 2011 – Musik von Krzysztof Komeda und Tomasz Stanko im Zentrum

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Nach einem Vorprogramm mit zwei Konzerten polnischer Bands im Oktober im Rahmen der Ausstellung "Tür an Tür. Polen-Deutschland, 100 Jahre Kunst und Geschichte", die im Martin-Gropius-Bau bis zum 9. 1. gezeigt wird, begann am 2. 11. das JazzFest Berlin 2011.

Mit ihm verabschiedet sich nach fünf Jahren Mr. "Redhorn" Nils Landgren als künstlerischer Leiter. Sein Konzept erläuterte der schwedische Posaunist so: "Jazz aus Polen hat schon lange eine große Bedeutung für die Musiklandschaft Deutschlands, aber auch für die nordischen Länder. Musiker wie Zbigniew Seifert, Michal Urbaniak, Urszula Dudziak, Vladyslav Sendecki, Wodek Gulgowski und –  vielleicht am meisten – der Trompeter Tomasz Stanko haben Generationen von europäischen Musikern inspiriert. Alle besitzen einen ganz eigenen Ton, eine eigene musikalische Dialektik und fast alle sind von Krzysztof  Komeda beeinflusst."

Das Eröffnungskonzert gestalteten aber zwei deutsche Nachwuchs-Großformationen. Zum Auftakt kündigte Landgren das BuJazzO als die "Zukunft deutscher Jazzmusik, eine fantastische Sammlung, richtig tolle Musiker" an. Diese spielten in klassischer Bigband-Besetzung  unter der Leitung der Berliner Komponistin Maria Baptist deren Musik. "City Grooves" heißt ihr Programm (und eine CD), das frisch und stimmungsvoll mit einer Ballade begann, bei der die Komponistin selbst am Flügel saß. Sie hat ihre Impressionen aus verschiedenen Weltstädten musikalisch gestaltet, z. B. in dem im doppelten Sinn eindrucksvollen "Avenue Walk".

In "36th Street Midtown" hat sie ihre (Studien-)Zeit in New York verarbeitet. Berlin wurde hörbar in der Ballade "Lingering" und auf der "Avus", wo die Posaunen an vorbei rasende Autos erinnern durften. "Rushhour", inspiriert vom brodelnden Hongkong, machte ein "unglaubliches Gewimmel, und doch irgendwie gemütlich" hörbar mit brausenden Crescendi und brodelnder Dynamik. Natürlich konnten sich einige der Nachwuchstalente auch als Solisten präsentieren, wie Nils Brasse am Tenorsaxofon.

Im 17-köpfigen "Andromeda Mega Express Orchestra" hat der Ex-Münchener Tenorsaxofonist und Klarinettist Daniel Glatzel eine ganz unkonventionelle Besetzung mit unheimlich begabten und phantasievollen, auch etwas verrückten jungen Musikern aus acht Ländern um sich, auch wörtlich, geschart. Die Musik ist ebenso einzigartig. 

Die Band arbeitet mit Collage und Comic. Sun Ra lässt grüßen und der Free Jazz feiert fröhliche Widergeburt. Klassik, Neue und Noise Musik gehen irrwitzige Verbindungen ein, schreiend bunt und skurril wie das surreale Bühnenbild von Henning Wagenbreth, von dem seit Jahren die Berliner Festival-Plakate stammen. Jugendliche Begeisterung und Respektlosigkeit verbinden sich, gepaart mit Schwung, Phantasie und hintergründigem Humor. Das Publikum tobte und erreichte mit einer Standing Ovation zwei Zugaben.

Eine Einführung in den diesjährigen Festivalschwerpunkt Polen und insbesondere zu Krzysztof Komeda bot die anschließende Filmvorführung "Komeda ? A Soundtrack for a Life" in Anwesenheit der Regisseurin. Der Film von Claudia Buthenhoff-Duffy porträtiert den Arzt, Jazzpianisten und Filmkomponisten (über 65 Filmmusiken wie "Tanz der Vampire" und "Rosemaries Baby") in Musik und in Interviews mit Weggefährten, seiner Frau, Musikern und Regisseuren.

Bis Sonntag, den 6. 11. wird der Einfluss Komedas auf den Jazz in Polen und dessen weitere Entwicklung in neun Konzerten zu hören sein: An der Spitze steht Trompeter Tomasz Stanko,  der seine Karriere 1963 in der Band von Komeda begann. Es folgen Leszek Mozdzer, Adam Pieronczyk, die Oles Brothers, Adam Baldych, Ola Tomaszewska und Vladyslav Sendeck

 

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