Einige erfreuliche Nachrichten, aber auch „Zumutungen“ hatte die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) zur Abschlussveranstaltung „Zukunftskonferenz Musikhochschule“ in die Musikhochschule Stuttgart mitgebracht. Seit Anfang des Jahres war in fünf Konferenzen um die Neustrukturierung der fünf baden-württembergischen Hochschulen gerungen worden.
Ausgelöst worden war der Strukturwandel durch einen Sparimpuls des Landesrechnungshofes von 4 bis 5 Millionen Euro, und komplex wurde die Situation durch die teilweise egozentrische Sicht der Musikhochschulen und eine nicht ganz glückliche Hand des Ministeriums bei der Umsetzung des geplanten Strukturwandels.
Wie die anderen Hochschulen im Land erhalten auch die Musikhochschulen in Stuttgart, Trossingen, Freiburg, Mannheim und Karlsruhe drei Prozent mehr Geld im Jahr, kündigte Ministerin Theresia Bauer an. Das entspreche 28 Millionen Euro in den kommenden sechs Jahren: Statt 4 bis 5 Millionen Kürzungen pro Jahr nun etwa eine Million mehr für den jeweiligen Hochschulhaushalt.
Ein erstes Resümee der Abschlusskonferenz: Alle fünf Hochschulen bleiben als eigenständige Hochschulen mit dem Vollangebot erhalten. Konkret werden sogenannte Kernfächer – insbesondere Orchesterinstrumente, Klavier, Gesang – weiterhin angemessen an allen fünf Standorten angeboten. Dies trifft auch auf die Schulmusikausbildung zu. Neue gesellschaftlich relevante Fächer wie Elementare Musikpädagogik, Gitarre, Ensembleleitung für Amateurmusik und Weltmusik werden ausgebaut; andere Spezialfächer werden hingegen nur noch an einzelnen Standorten angeboten. Ministeriell gewünscht ist künftig eine stärkere Profilierung und die Ausbildung von Landeszentren. Neu mit am Tisch der Landesrektorenkonferenz ist die Popakademie Mannheim, die sich neben ihrem bisherigen Angebot auch verstärkt der Themen Weltmusik und außereuropäische Musikkulturen annehmen soll. Auch sollen die Hochschulen stärker als bisher ihre Absolventen auf einen sich stark verändernden Arbeitsmarkt vorbereiten. Subsumiert wurden darunter Themen wie Freiberuflichkeit, Sprachkompetenz bei ausländischen Studierenden sowie eine Studie über den Verbleib der Absolventen nach ihrer Hochschulkarriere.
Klare Profilbildung, mehr Qualität im Studium, eine gesellschaftliche Öffnung und die Reduktion der Studierendenzahlen auf Basis des Niveaus von 1998, das sind die Eckpfeiler für die Weiterentwicklung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg, die in eine Art „Exzellenzinitiative für Musikhochschulen“ münden. Gestemmt werden soll der Strukturwandel mittels einer zwanzigprozentigen Erhöhung des Teil-Budgets für Lehrbeauftragte und Mittelbau aller fünf baden-württembergischen Hochschulen. Davon übernimmt das Land die Hälfte, die andere Hälfte müssen die Musikhochschulen aufbringen. „Das geht nicht ohne spürbare Veränderungen an allen Standorten“, sagte Theresia Bauer.
Womit wir bei den "Zumutungen" (O-Ton Bauer) wären: Im Klartext meint die Ministerin Änderungen in der Personalstruktur und schlägt dafür zwei Instrumente vor:
- Im Moment sind 80 Prozent der Professuren im Ländle W3-Professuren, zukünftig müssten dies mehr W2- und W1-Professuren sein. Vorbilder dafür seien Hessen oder NRW, aber auch alle anderen Bundesländer hätten deutlich weniger W3 als Baden-Württemberg, so die Ministerin.
- Nötig sei auch eine neue Wochenstunden-Bandbreite bei Lehrverpflichtung im Akademischen Mittelbau, nämlich 24 bis 28 Wochenstunden.
Der Rektor der Mannheimer Hochschule, Rudolf Meister, der kürzlich Hartmut Höll als Vorsitzenden der Landesrektorenkonferenz abgelöst hatte, stellte in der anschließenden Diskussionsrunde diese Forderung in Frage, denn ohne entsprechende Honorierung gäbe keine Exzellenz. Nach dieser Abschlusskonferenz ist der Ball an die Gremien der Musikhochschulen zurückgespielt, an diesen wird es in den nächsten Wochen und Monaten liegen, innerhalb des neu gesteckten Rahmens Exzellenz zu produzieren.
Mehr in der nächsten Ausgabe der neuen musikzeitung nmz 12/14–1/15