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Internet-Café. Foto: Hufner
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taktlos 171 –Nachrichten aus der Welt des Wahren, Schönen und Guten

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Bonn: Piratenpartei für Umwidmung des Kulturetats – Hannover: Rechnungshof beklagt Orchesterverschwendung – München: Optimierungen bei Opernproduktionen gefordert – Berlin: FDP für fordert Freiheit für Bratschen – Berlin/Guantanamo Bay/Washington: GEMA muss Lizenzmodell für Musikeinsatz auf Guantanamo Bay entwickeln – Riedenburg: Franz Hummel schreibt Seehofer-Singspiel

Bonn: Mit scharfen Worten versuchen Vertreter der Bonner Piratenpartei die Umwidmung des Kulturetats in Mittel für den Breitensport voranzutreiben. Theater, Oper und Orchester sollen dichtgemacht werden. Mit dem freiwerdenden Geld könne ein drei mal drei Kilometer großes Volks-Schwimmbad finanziert und immer wieder auch desinfiziert werden, auf dem eine mit zehn Sozialwohnungen und einer Parteizentrale ausgebaute Piratenkogge bequem Platz und Hafen fände. Die Appartements würden mit VDSL-Internet und Home-Sound-Centern ausgestattet, um eine umfassende musikalische Vollversorgung zu gewährleisten.

Hannover. Der Landesrechnungshof Niedersachsen bemängelt in seinem aktuellen Bericht die Ausstattung der Orchester des Landes. Es sei überhaupt nicht einzusehen, dass in einem Orchester zahlreiche Instrumente mehr als einfach besetzt würden, etwa bei den Streichern. Gewöhnlich spielten die restlichen Musiker schließlich die gleiche Stimme; eine Verschwendung sondergleichen, die den Tatbestand einer kulturellen Steuerhinterziehung erfülle Das Einsparpotential durch die Reduktion der Orchester sei immens und könne in sinnvolle Projekte investiert werden wie die nötige Aufstockung von Politiker-Diäten oder die Ausrüstung der Polizeieinsatzkräfte mit Stalinorgeln.

München. Auch der bayerische Rechnungshof bemängelt die Steuergeld-verschwendung im Musiktheaterbereich. Mit geringem Aufwand ließen sich beispielsweise Opern von Wagner oder Verdi auf knapp eine Stunde Spielzeit reduzieren, ohne dass Handlung und Musik litten. In Bayreuth wäre es somit möglich, pro Abend das gleiche Werk drei Mal nacheinander aufzuführen, die Anzahl der Besucher entsprechend zu verdreifachen und damit sogar Gewinne einzufahren. Auch für die Infrastruktur wäre dies vorteilhaft: Bessere Auslastung von Speiselokalen, Hotels und Parkplätzen wären ökonomisch erfreulich die Folge.

Berlin: Die FDP stellt sich auch musikpolitisch neu auf. „In Rückbesinnung auf unseren alten Kernwert, die Freiheit eben, fordern wir die Befreiung unserer Sinfonieorchester von militant stabschwingenden Geschmacksdiktatoren, den sogenannten Dirigenten“ – so Parteichef Lindner in der O2-Arena-VIP-Lounge während eines Tote-Hosen-Konzertes. „Da sitzen – vor allem bei den Bratschen – bestausgebildete Musikexpertinnen und –Experten – und haben fast nix zu tun. Also: Rauf aufs Pult, diskutieren, abstimmen und stimmen“!

Berlin/Guantanamo Bay/Washington. Stefanie Hertel klagt gegen die Vereinigten Staaten von Amerika. Grund sei der Einsatz ihrer Musik zum Zwecke der musikalischen Folter im Gefangenen-Lager der USA auf Guantanamo – wogegen eigentlich nichts einzuwenden sei. Die Vereinigten Staaten hätten allerdings keine rechtmäßigen Lizenzen erworben. In einer ersten Reaktion der US-Behörden hieß es, dass man sich um Lizenzen zur Nutzung ihrer Musik bemüht habe, die GEMA allerdings nichts für diesen Zweck anbiete. Auf Nachfrage der taktlos-Redaktion bei der GEMA bedauerte die Pressesprecherin diesen Umstand. Man arbeite aber bereits eifrig an einem globalen Lizenzmodell für eine rechtmäßige Nutzung von Musik zum Zweck der musikalischen Folter.

Riedenburg. Für die im Rohbau befindliche Staatsoper Audi-Ingolstadt, ein Geschenk von Landesvater Seehofer an seinen Wahlkreis, komponiert der erfahrene Musik-Biograph Franz Hummel ein Eröffnungs-Singspiel mit dem Titel: „Hier kommt der Horst“. Weil wegen der üppigen kommunikationstechnischen Ausstattung der Ministerpräsidenten-Loge fast kein Etat mehr für Künstler-Gagen übrig ist, beschränkt sich Hummel bei der Instrumentierung auf eine Drehorgel. Es spielen und singen die Solisten des Feuerwehr-Chores Ohu 2.

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