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Denn wie man sich bettet ... Foto: Hufner
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taktlos 178 – Die Nachrichten aus der Welt des Wahren, Schönen und Guten

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München: Kritik am Münchner Konzertsaal von Anne-Sophie Mutter +++ Dresden: Maestro Christian Thielemann beleuchtet PEGIDA von innen +++ Witteneschingen: Mindestlohn für Komponisten führt zur Arbeitslosigkeit +++ New Peking: Lang Lang mit Honorarausfallerscheinungen

München: - Die Geigerin Anne-Sophie Mutter hat dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) in der Debatte um einen neuen Konzertsaal für München Wortbruch vorgeworfen. «Ein Umbau ist kein neuer Konzertsaal», sagte die 51-Jährige im taktlos-Interview. Auch Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) habe ihr persönlich zugesagt, dass eine Entscheidung für einen weiteren Konzertsaal fallen werde. Als absurd und inkompetent bezeichnete sie die von Seehofer vorgeschlagenen Ausweichquartiere: „Die marode „Starnberger Bahnhofshalle“, den „Petuel-Tunnel“ oder die Discothek „P 1“. Sie sei jetzt entschlossen, bei der nächsten Landtagswahl jedweden CSU-Kandidaten heimzugeigen, um als Patrona Bavariae für kulturhaltige Zustände in Bayern zu sorgen.

Dresden. Christian Thielemann, Chefdirigent der sächsischen Staatskapelle Dresden, wird neues Vorstandsmitglied der Pegida-Bewegung, das gab der Maestro vom Balkon der Semperoper aus bekannt. „Vielleicht können meine Untergebenen draußen das Licht der Semper-Oper für die Demonstranten ausschalten, hier drinnen habe ich das Sagen und deshalb lade ich für nächsten Witzwoche die Pegida-Demonstranten zu einem Schweigekonzert bei voller Beleuchtung und in ausländerfreier Besetzung im Innern der Oper ein.“ Danach gibt wie üblich ein bisschen Richard Strauss mit olympischen Fanfaren und dergleichen. Die Rockergruppe „Bandidos“ ernannte im Gegenzug Thielemann zu ihrem Ehrenboss für Gesamtdeutschland in den Grenzen von Neunzehnhunderteinundvierzig. Nicht durchdringen konnte Thielemann mit seinem Wunsch, „Die Entführung aus dem Serail“ durch eine eilends selbstkomponierte Operette „Bleibt doch, wo der Pfeffer wächst“ zu ersetzen.

Berlin, Witten, Donaueschingen. Sämtliche Auftragswerke für Komponisten Neuer Musik dürfen bis auf unbestimmte Zeit nicht mehr zur Aufführung gelangen. Grund dafür die Nichteinhaltung des Mindestlohns für Komponisten, der sowieso schon, wie eine geheime Sonderklausel im Gesetz besagt, nicht bei 8,50 € liegt sondern bei 99 Cent. Doch selbst mit diesem Minimalhonorar kann heute keine musikalische Idee mehr ernsthaft zum Werk reifen. Die Festivalmacher schauen sich derweil nach Komponisten in Bangladesch, Kamerun und Nordkorea um, damt ein Restfestivalzirkus aufrecht erhalten werden kann. Nur ein Komponist sei von der Maßnahme nicht betroffen: Wolfgang Rihm: er könne ein abendfüllendes Orchesterstück in Stundenbruchteilen komponieren.

New York – Peking: Dass die sogenannte “Ernste Musik“ im ökonomischen Welt-Ranking immer tiefer absackt, müssen jetzt auch renommierte Interpreten am eigenen Leib erfahren. Den einst bestbestallten Klavier-Virtuosen Lang-Lang rettet gerade das Umschwenken in eine Patchwork-Existenz. Das Geld für seine geliebte Wan-Tan-Suppe erwirtschaftet der Tastenlöwe durch die Entwicklung von Duftwässerchen in den Geruchsnoten „Mozarts Gruft“, „Beethovens Ohrenschmalz“ und Schuberts „Schuppenelixier“. Immerhin Renner in Salzburgs Parfümerien. Darüber hinaus bietet er wöchentlich achtundvierzig Klavierstunden an der Musikschule Klötschenbroda an – für ein symbolisches Honorar von drei Frühlingsrollen täglich.

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