Die Affäre um mutmaßliche sexualisierte Vorfälle und Missbrauch von Machtstellungen am Theater Erfurt hat der Stadt Skandalschlagzeilen eingebracht – und kostet viel Geld.
Für die Kosten von Gutachten zur Aufklärung von Vorwürfen am Theater Erfurt geht die Stadt von mindestens 320.000 Euro aus. Ein erster bislang nicht veröffentlichter Bericht habe rund 150.000 Euro gekostet, sagte Erfurts Kulturdezernent Tobias Knoblich auf Anfrage. Für ein weiteres Gutachten beliefen sich die Kosten bislang auf etwa 170.000 Euro. Sollten weitere Prüfungen nötig werden, könnten die Kosten für das zweite Gutachten auf 250.000 Euro steigen, so Knoblich.
Nachdem die frühere Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Mary-Ellen Witzmann, 2023 Vorwürfe von sexuell motivierten Pflichtverletzungen und Machtmissbrauch am Theater öffentlich gemacht hatte, gab die Stadt ein erstes Gutachten bei einer Berliner Anwaltskanzlei in Auftrag. Diese war laut Stadtverwaltung zu dem Schluss gekommen, dass es Verstöße gegeben habe, aber nichts davon als Straftat verfolgbar sei.
Gutachten: Anzüglichkeiten und schlimmere Grenzüberschreitungen
Die Stadt hat diesen Bericht bislang unter Verweis auf Datenschutzrecht nicht veröffentlicht. Darin enthalten sind auch Namen mehrerer Männer, gegen die Vorwürfe erhoben wurden. Dabei geht es etwa um anzügliche Kommentare über das Äußere von Frauen, um Handgreiflichkeiten, sexualisierte Berührungen oder auch Vorwürfe des Missbrauchs von Machtstellungen.
Der Bericht hatte weitere Fragen aufgeworfen – auch zum Umgang der Stadtverwaltung mit der Affäre und zur wirtschaftlichen Führung des Theaters. Der Stadtrat hatte daher eine weitere externe Untersuchung der Vorwürfe beschlossen. Damals hieß es bereits aus verschiedenen Fraktionen, dass die Aufklärung der Affäre nicht am Geld scheitern dürfe. Einen entsprechenden Auftrag vergab die Stadt im Februar an eine Anwaltsgesellschaft. Diese soll auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit überprüfen, wie zukunftsfähig das Theater ist. Einen Zwischenbericht zum zweiten Gutachten erwartet die Stadt noch im April. Parallel dazu laufen Untersuchungen des Rechnungsprüfungsamts. Auch dort könnten demnächst Ergebnisse vorliegen, wie es hieß.
Gleichstellungsbeauftragte entlassen, Werkleitung abgesetzt
In der kommenden Woche werden die weiteren Verstrickungen der Theater-Affäre zudem auch am Arbeitsgericht Erfurt Thema: Dort soll am 12. April darüber verhandelt werden, ob die fristlose Entlassung der damaligen Gleichstellungsbeauftragten Witzmann rechtmäßig war. Die Stadtverwaltung hatte Witzmann im Herbst entlassen: Sie habe mit der Veröffentlichung der Vorwürfe eigenmächtig gehandelt, hieß es.
Die von Witzmann öffentlich gemachten Vorwürfe haben bislang auch dazu geführt, dass die bisherige Werkleitung des Theaters abgesetzt wurde. Der Generalintendant Guy Montavon wurde freigestellt. Mit ihm soll ein Aufhebungsvertrag verhandelt werden.