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Mit „Zugvögel“ präsentiert Jirí Kylián sein für München geschaffenes Gesamtkunstwerk. Foto: Staatsoper München
Mit „Zugvögel“ präsentiert Jirí Kylián sein für München geschaffenes Gesamtkunstwerk. Foto: Staatsoper München
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Uraufführung an der Staatsoper - Choreograf Jirí Kylián verabschiedet sich von der Bühne

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München - Mit einer Uraufführung des weltbekannten tschechischen Choreografen Jirí Kylián wird am Sonntag (3. Mai) an der Münchner Staatsoper die jährliche Ballettfestwoche eröffnet. Sie ist gleichzeitig Auftakt der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Bayerischen Staatsballetts. In einer engen Verschränkung von Tanz, Musik, bildender Kunst und Film soll die Inszenierung «Zugvögel» die Vergänglichkeit des Bühnenkunstwerks versinnbildlichen und ist außerdem der Abschied des 1947 geborenen Choreographen von der Bühne.

«Ob Zuschauer, Tänzer oder Intendanten - wir alle sind ein Volk der Zugvögel», beschreibt Kylián im ddp-Interview den Titel der Inszenierung. «Die Produktion ist eine Anerkennung für diese Menschen, die hier durchgeflogen sind und ihre Tränen und ihr Lachen zurückgelassen haben.» Die Hauptrolle dieses «Multimedia-Kunstwerks» spiele deshalb das Nationaltheater selbst. Dieser Ort sei untrennbar verwoben mit der Produktion, weshalb «Zugvögel» nur in München zu sehen sein werde.

Im ersten Teil der Aufführung schickt Kylián das Publikum auf Spurensuche in «die Gedärme dieses fantastischen Gebildes Theater», wie er sagt. In einem Unterbühnen-Parcours improvisieren Tänzer und Darsteller zwischen Installationen der französischen Künstler Karin Guizzo und Yvan Dubreuil.

Die Unterbühne sicher begehbar zu machen, sei ein erheblicher logistischer Aufwand gewesen, sagt die Sprecherin des Bayerischen Staatsballetts, Yvonne von Duehren. Der Weg führt durch schmale Gänge, über Gitter und unter Rohren hindurch und endet auf der Bühne, wo die Zuschauer unter den Blicken der bereits auf ihren Plätzen Angekommenen endgültig Teil der Inszenierung werden.

Der Perspektivwechsel ist Teil des Konzepts, das die «Maschinerie der Traumfabrik offen legen soll», sagt Kylián. Im zweiten Abschnitt der Aufführung wird die Bühne zum Handlungsort. Ein Film des niederländischen Regisseurs Boris Paval Conen, der ebenfalls im Nationaltheater gedreht wurde, interagiert mit den Bewegungen der Tänzer. «Das Zusammenspiel wird jedoch anders werden als gedacht», sagt der Choreograf. Bei einem Probenunfall vor wenigen Tagen hat sich Kyliáns Frau, Sabine Kupferberg, die die Hauptrolle im Film wie auf der Bühne tanzen sollte, den Oberschenkel gebrochen. Ihre Rolle übernimmt nun das ehemalige Ensemble-Mitglied des Bayerischen Staatsballetts, Caroline Geiger.

Die Musik zum Film hat der niederländische Komponist Han Otten geschrieben, die Bühnenmusik stammt von Dirk Haubrich, mit dem Kylián seit Jahren eng zusammenarbeitet. «Manchmal sind Teile der Choreografie vor der Musik fertig», sagt Kylián. «Es ist wirklich ein untrennbares Gesamtkunstwerk.»

Ein ganzes Bühnenleben fließt in die Inszenierung ein: Jirí Kylián versammelt in dieser Inszenierung viele Akteure, mit denen er jahrelange Erfahrung teilt. Er selbst bezeichnet diese Produktion als Abschied von der Bühne. «Dies wird ziemlich wahrscheinlich meine letzte abendfüllende Produktion», sagt der Choreograf. Seit mehr als 30 Jahren ist er vor allem für das Den Haager Nederlands Dans Theater (NDT) tätig, das sich unter seiner künstlerischen Leitung internationalen Ruf erworben hat. Über 100 Werke hat Kylián in dieser Zeit kreiert und dadurch Weltruhm erlangt.

[Eine Kritik erscheint demnächst bei nmz Online]

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