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Shortcuts ohne Film: Manos Tsangaris' „Batsheba“. Foto: Staatsoper
Shortcuts ohne Film: Manos Tsangaris' „Batsheba“. Foto: Staatsoper
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Verzehren mit Blicken: Manos Tsangaris’ „Batsheba“ an der Berliner Staatsoper

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„Eat the history!“ ist der Untertitel von Manos Tsangaris’ Oper „Batsheba“, die im Magazin der Staatsoper Unter den Linden ihre Uraufführung erlebte. „EAT!“ steht auch fett gedruckt auf dem Wegweiser des musikalischen Mitwander- und Stationentheaters, das die Zuschauer in Gruppen zu jeweils 14 oder 28 Personen nacheinander durch fünf einzelne Räume führt, um mitzuerleben, wie König David den Ehemann Batshebas an die Front schickt, nachdem er die Schöne im Bade gesehen und anschließend geschwängert hat.

Das Finale soll dann alle Mitwirkenden und alle einzelnen Zuschauergruppen zusammen führen, aber dazwischen ist eine bis zu anderthalbstündige Pause angesagt, deren „Catering“ sich für das programmatische „Eat!“ (mit zum Kauf offerierten Brezen und belegten Laugenbrötchen) als ebenso unerquicklich erweist, wie das Mahl, das König David dem Nebenbuhler auf einer lang gestreckten Tafel im Schlussbild offeriert. Das „Eat!“ des 1965 in Düsseldorf geborenen Komponisten, der auch sein eigener Librettist und leider obendrein sein eigener szenischer Interpret ist, meint laut Interview im Programmheft durchaus ambivalent das Einverleiben, molekularen Voyeurismus, oder das „Verzehren mit Blicken“, wie es einmal im deutsch-hebräisch-englischen Textbuch heißt.

Dafür stehen Kameras und ein singender und schlagzeugender Bildregisseur „MC“, doch die Bilder, die er von Batsheba im Bade zusammensetzt, Momentaufnahmen der Sopranistin Julia Rempe im orangenen Gewande, nebst Zitronen und Orangen („Shortcuts, bei denen der Film weggelassen wurde“), erweisen sich als ebenso beliebig wie die übrigen Arrangements der Sänger in den wirkungsvoll ausgeleuchteten Nebenräumen des Kulissenmagazins.

Das musiktheatrale Event knüpft an ein legendäres Berliner Ereignis des Jahres 1979 an, als die Uraufführung von Wilhelm Dieter Sieberts „Untergang der Titanic“ die gesamte Deutsche Oper Berlin zum Mitwandertheater machte. Davon ist „Bathseba“ allerdings meilenweit entfernt, – sogar musikalisch. Denn die Reduktion auf solistische, singend-sprechende Instrumentalisten, Streicher, die auch kleine Donnerbleche bedienen und Schlagzeuger, die auch fotografieren und Lichtobjekte hoch ziehen, erinnert schwach an Tsangaris’ Lehrer Maurcio Kagel, gewinnt aber selbst kaum an Stringenz, als das geteilte Orchester dem parallel zur Festtafel sitzenden Publikum aus dem Rücken aufspielt. Zu den von Boris Antifantakis geleiteten Live-Klängen, zu im Wasser verklingenden Becken, einsamen Streichern und Blechbläsern, Klappern und Brummkreiseln, hat Simon Stockhausen elektronische Klänge addiert.

Wirkungsvoll sind einige chorische Zuspielungen des SWR Vokalensembles Stuttgart. Sie weisen voraus auf die Kooperation mit den Donaueschinger Musiktagen, wo im Herbst Tsangaris’ Installation Opera „Batsheba. Eat the History!“, ergänzt um acht (!) weitere Teile, als zweitägiger Gesamtzyklus zur Uraufführung kommen soll; – hoffentlich überwiegen dann nicht auch die Pausen.

Am Ende des unnötig in die Länge gezogenen Uraufführungsabends applaudierte das Publikum brav den Produzenten und den Protagonisten, dem Tenor Daniel Kirch als David und dem Bariton Timothy Sharp als Uriah.

Weitere Termine: 15. , 16., 17. Mai 2009

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