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Magdalena Kožená in der Salzburger Carmen-Produktion. Foto: Forster
Magdalena Kožená in der Salzburger Carmen-Produktion. Foto: Forster
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Viel Lärmen um ziemlich wenig: „Carmen“ bei den Osterfestspielen Salzburg

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Eine heißblütige, aber sehr wankelmütige Frau zwischen mindestens zwei Männern – das ist, kurz gefasst, die Handlung von Bizets „Carmen“. Um diese Oper wirkungsvoll auf die Bühne zu bringen, braucht es ein paar Zutaten: eine nicht nur vokal temperamentvolle Sängerin für die Titelpartie, ein blech- und taktsicheres Orchester sowie eine Regie, die zumindest Carmen und den von ihr verschmähten Don José wirkungsvoll in Szene setzt. Letzterer sollte vielleicht auch noch ganz schön und authentisch schluchzen können.

In Salzburg sind die Zutaten leider teilweise unausgewogen oder fehlen zur Gänze. Da ist das Orchester: die Berliner Philharmoniker drehen unter ihrem Chef Simon Rattle gehörig auf, es kracht und wummert gewaltig und die lauten Stellen klingen mal imposant, mal arg übersteuert.

Leider kennen Simon Rattle und die Berliner an diesem Abend vorwiegend zwei Lautstärken: leise verhalten oder brüllend massiv. Dazwischen gibt’s rein gar nichts. Auf die Dauer wirkt das ziemlich ermüdend, man ahnt recht bald, was gleich wohl kommt – und hält sich gegebenenfalls die Ohren zu. Ganz sauber spielte der preußische Spitzenklangkörper übrigens auch nicht, immer wieder stellten sich kleinere Wackler und Unschärfen ein.

Rattles Ehefrau Magdalena Kožená darf die Carmen geben, das Orchester hüllt sie in vorwiegend wunderschöne, leichte Samtgewänder mit reichlich Farben, Luft und Licht ein. Koženás Kehle entströmen zarte und warme Töne. Man hört ihr wirklich gerne zu und lässt sich umschmeicheln. Gelegentlich schreckt man aber kurz hoch und erinnert sich: ach ja, eigentlich ist das hier ja „Carmen“. Eine Femme fatale mit abgründigem Gefühlsleben und gehöriger vokaler Wut müsste da performen. Leider Fehlanzeige! Kožená glüht vokal wie szenisch allenfalls zaghaft, mit Bizets sinistrer Heldin hat das, auch mit viel gutem Willen, rein gar nichts zu tun. In rötlich schimmerndem Kleid mit ebensolchen Haaren vollbringt sie nur Standardoperngesten, ansonsten bleibt sie ein liebes Mädel von nebenan, nicht weiter auffällig.

In Jonas Kaufmanns Don José hat sie ein ideales Gegenüber. Auch hier wird wie im Opernmuseum geschmachtet und gelitten. Und stimmlich braucht Kaufmann ziemlich lange, um von unangenehm gaumigen Quetsch-Lauten zu organisch fließenden Bögen zu gelangen.

Die einzig echte Rollen füllende Stimme dieser Premiere war Genia Kühmeiers Micaëla – schön eingedunkelte Sehnsuchtskantilenen flogen da mühelos durchs Große Salzburger Festspielhaus.

Exzellent waren die Chöre (Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, einstudiert von Simon Halsey sowie der Salzburger Festspiele Kinderchor, einstudiert von Wolfgang Götz). Bei den kleineren Partien überzeugten vor allem Rachel Frenkel (Mercédès) und Christina Landshamer (Frasquita). Kostas Smoriginas sang einen recht brummeligen Escamillo.

Als Regisseurin und Choreographin nennt das Programmheft die Engländerin Aletta Collins. Die arbeitet fleißig und mit Erfolg am Londoner Covent Garden, aber warum in aller Welt macht sie „Carmen"?
Jedenfalls fällt ihr bemerkenswert wenig bzw. nur wirres Zeug ein. Auf der mit viel Holz ausgeschlagenen Bühne wird munter getanzt, ganz vorne läuft ein Steg nah an Publikum und Orchester vorbei. Darauf schwingen Flamenco-Girls gerne ihre Beinchen. Weiter hinter sieht man ein karges Niemandsland, eine schummrig verrauchte Theater-Spelunke oder einen Straßenzug. Mal scheinen wir in einer kafkaesken Behörde zu sein, dann laufen Toreros mit Schwellköpfen herum, während es vom Bühnenhimmel Konfetti regnet. Ziemlich sinnfrei und belanglos, das Ganze. Also gerade richtig für ein Publikum, das Oper gern kulinarisch hat und dafür auf den besten Plätzen über 500 Euro bezahlt.

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