Halle - Der Widerstand gegen die geplante Schließung des Thalia Theaters in Halle wächst. Die um ihre Zukunft kämpfenden Theaterleute bekommen nun auch Unterstützung aus dem benachbarten Land Sachsen. Mit einem am Mittwoch verbreiteten offenen Brief wandte sich das Leipziger Centraltheater an die Stadt und die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle. Unterdessen hat Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) Politikern des Landes unseriöses und unfaires Verhalten vorgeworfen.
Der Aufsichtsrat der Kultur GmbH hatte vor zehn Tagen aus Kostengründen die Schließung der Spielstätte und die Auflösung des Ensembles beschlossen. Die Theaterarbeit für Kinder und Jugendliche soll durch Angebote aller Sparten der GmbH, zu der die Oper, das neue Theater, das Puppentheater und die Staatskapelle gehören, übernommen werden.
In einem Brief protestieren unter anderem der Intendant Sebastian Hartmann und die Leiterin der Kinder-, Jugend- und Studentenbühne Spinnwerk des Centraltheaters, Katrin Richter, gegen die drohende Schließung des Theaters. "Unser Befremden, unsere Bestürzung und unsere Wut werden noch durch den Umstand verstärkt, in welcher Art und Weise der Aufsichtsrat das Thalia zur Verfügungsmasse erklärt."
Das darf nicht der Politikstil sein
Die Unterschriften von Kultusministerin Birgitta Wolff und Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (beide CDU) unter die Petition zum Erhalt des Thalia Theaters Halle seien "schlicht unseriös und unfair", sagte Szabados am Mittwoch. Sie seien vor dem Hintergrund voran gegangener Gespräche zwischen der Kommune und dem Land völlig unverständlich. Einerseits würden den Kommunen die Zuweisungen für Theater und für die kommunalen Finanzen gekürzt und knallharte Konsolidierungsaufträge erteilt. Andererseits fielen Mitglieder der Landesregierung der Stadt "öffentlich, auf höchst populistische Weise in den Rücken. Dies darf nicht der Politikstil zwischen Land und Kommune sein".
Sazabdos verwies auf ein Gespräch mit der Kultusministerin, in dem diese eine Erhöhung des Landeszuschusses sowohl für die derzeitige, als auch für die neue Förderperiode ab dem Jahr 2013 abgelehnt habe. Die Ministerin habe vielmehr ankündigte, dass ab 2013 mit weiteren Kürzungen bei der Theater- und Orchesterförderung zu rechnen sei. Deshalb habe sie für die Entscheidung des Aufsichtsrats nicht nur Verständnis gehabt, sondern die Stadt aufgefordert, die Bündelung und Konzentration - auch zwischen den Bühnen des Landes und über die Landesgrenzen hinaus - zu überlegen.
Insolvenz droht
Die Kultur GmbH müsse die durch Tarifsteigerung entstehenden Mehrkosten aufbringen, was ohne Gegensteuerung bereits 2011/2012 zur Insolvenz des Unternehmens führen würde, sagte der Geschäftsführer Rolf Stiska. "Haustarifverhandlungen aufzunehmen und für den Fall des Scheiterns parallel die Schließung des Thalia Theaters vorzubereiten, ist wirtschaftlich die einzig verantwortungsvolle Vorgehensweise, das sollte gerade auch ein Wirtschaftsminister wissen", sagte der Kulturchef.