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Gruppendienlich, atmosphärisch: Samuel Rohrer in der BMW Welt. Foto. Ssirus W. Pakzad
Gruppendienlich, atmosphärisch: Samuel Rohrer in der BMW Welt. Foto. Ssirus W. Pakzad
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Wolken-Formation: Das Daniel Erdmann-Samuel Rohrer Quartett griff in den Wettbewerb des „BMW Welt Jazz Awards“ ein

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Viel zu selten kommt es Jazz im vor, dass Bands über längere Strecken in derselben Besetzung beisammen bleiben. Am Beispiel des in Berlin und Paris beheimateten Daniel Erdmann-Samuel Rohrer Quartetts zeigte sich jetzt in der BMW Welt, dass sich Treue, Geduld und gemeinsame Spielpraxis bezahlt machen. Das schweizerisch-deutsch-französische Ensemble hat musikalisch tüchtig zugelegt, seit es vor einigen Jahren die ersten Auftritte absolvierte.

Damals klang das durchaus vielversprechend, was der deutsche Tenorsaxofonist Daniel Erdmann, der Berner Schlagzeuger Samuel Rohrer, der fränkische Gitarrist Frank Möbus und der französische Cellist Vincent Courtois ihren Zuhörern anboten -  aber es war eben auch zu spüren, dass es da noch reichlich Luft nach oben gab.

Das Quartett hat beim Schweizer Label Intakt das Album „How To Catch A Cloud“ veröffentlicht. Um sich an ein Wort aus diesem Titel zu halten: Die Musik dieses Vierers erinnert tatsächlich an Wolkenformationen, die am Himmel vorüber ziehen und sich laufend verändern, die die Fantasie des Betrachters anregen, die Schönwetter verheißen, mit Ungemach drohen, sich entladen, sich verziehen, sich auflösen. Mühelos gleiten die einzelnen Gebilde in den Stücken, die in etwa jeweils zur Hälfte auf das Konto von Daniel Erdmann und Samuel Rohrer gehen, ineinander – manchmal gar im Zeitraffer: Cirrus, Cumulus, Stratus – das ganze Programm. Da oben ist alles im Fluss; kammermusikalische Federwolken münden im rockigen Donnerwetter. Trotz ständiger, unvorhersehbarer Bewegung am Firmament: Der Film, der sich vor dem inneren Auge der Zuhörer abspielt, gehorcht einer perfekten Dramaturgie und setzt auf das Ensemble, nicht auf Hauptdarsteller.

Wie alle anderen Schlagzeuger, die bisher am „Leading Drums“ überschriebenen Wettbewerb des BMW Welt Jazz Awards teilnahmen, ist auch der in Berlin lebende Schweizer Samuel Rohrer keiner, der sich aufdringlich in den Vordergrund trommelt. Er weiß wie seine drei Mitstreiter gruppendienlich zu spielen und Atmosphäre zu kreieren.

Am kommenden Sonntag (24.2., 11 Uhr) gastiert einer im Doppelkegel, der aus der Konzertreihe heraussticht: der Amerikaner Ari Hoenig ist der Melodiker unter den Drummern. Er zaubert mitsingbare Melodien aus den Fellen. Begleitet wird er vom Saxofonisten Tivon Pennicott, den man hierzulande noch entdecken muss, dann Gilad Hekselman, dem israelischen Gitarren-Star in spe und dem britischen Bassisten Orlando le Fleming.

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