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Dunkel in Berlin. Es leuchten die Leuchttürme. Foto: Hufner
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Zur Situation der Lehrkräfte an öffentlichen Musikschulen in Berlin – SPD und Senatoren in die Pflicht nehmen

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Die Gewerkschaft ver.di (Fachgruppe Musik Berlin/Brandenburg) und die Berliner Lehrervertretung weisen auf den nach wie vor desaströsen Zustand der Musiklehrer in Berlin hin. Ein mittlerweile ein Jahr alter SPD-Parteitagsbeschluss sollte die Situation verbessern. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Mit einem Flugblatt machen die genannten Organisationen auf den bedrückenden Zustand aufmerksam. Wir dokumentieren das Flugblatt.

Parteitagsbeschluss umsetzen und sozialdemokratische Senatoren in die Pflicht nehmen!

Mit mehr als 90% freier Lehrkräfte an den öffentlichen Musikschulen ist Berlin negativer Rekordhalter in der Bundesrepublik, denn in allen anderen Bundesländern sind mehr als die Hälfte der Musikschullehrerinnen und -lehrer im pädagogischen Bereich Angestellte der Kommune bzw. des Landes mit der entsprechenden gesetzlichen bzw. tarifvertraglich geregelten sozialen Absicherung.

Mehr als 90% der Berliner Musikschullehrkräfte genießen in Berlin deshalb keinen arbeitsrechtlichen Schutz

  • Sie erhalten für die gleiche Arbeit bedeutend weniger Geld als ihre angestellten Kolleginnen und Kollegen.
  • Sie haben weder einen gesetzlichen noch einen tarifvertraglichen Kündigungsschutz.
  • Sie erhalten bei Krankheit keinen bzw. keinen ausreichenden finanziellen Ausgleich.
  • Sie haben keine Beschäftigungssicherung
  • Das Mutterschutzgesetz gilt für freie Musikschullehrerinnen nicht.

Deshalb hatte der SPD-Parteitages am 9. Juni 2012 beschlossen, dass sich die sozialdemokratischen Mitglieder des Berliner Senats dafür einsetzen, dass deutlich mehr Musikschullehrer in festen Stellen beschäftigt werden und ein Tarifvertrag für arbeitnehmerähnliche Lehrkräfte abgeschlossen wird.

Dieser Beschluss wurde nicht umgesetzt. Stattdessen wurde die bereits prekäre Situation der Musikschullehrkräfte mit dem In-Kraft-Treten der Ausführungsvorschriften über Honorare an Musikschulen zum 1. August 2012 noch verschärft:

  • durch den Wegfall von Monatshonoraren
  • durch den bürokratischen Aufwand der Einzelstundenabrechnung, der nicht vergütet wird und
  • durch eine im schlechtesten Fall um 19 Monate verzögerte Anpassung der Honorare an tarifliche Entgelterhöhungen für die Angestellten des Landes Berlin.

Schluss damit ! Handeln Sie! Sorgen Sie dafür, dass der Beschluss vom 9. Juni 2012 keine leere Versprechung bleibt.

Feste Stellen und Tarifvertrag für freie Musikschul- lehrerinnen und Musikschullehrer jetzt!

150 Jahre Sozialdemokratie – Wir gratulieren

Übrigens: Die Gründung der Musikschulen ist eine große Leistung der Sozialdemokraten in der Weimarer Republik. Leo Kestenberg – Musiker, Sozialist, Gewerkschafter – forderte die „Erziehung zur Menschlichkeit mit und durch Musik“. Dafür setzte er mit Hilfe seiner SPD die Gründung der Musikschulen und die soziale Besserstellung und Einbindung der bis dahin ausschließlich privat unterrichtenden Musikpädagogen durch. Denn: „Sozialismus und Musik sind eine unzertrennliche Einheit.“

V.i.S.d.P. ver.di, Landesbezirk Berlin-Brandenburg, Fachgruppe Musik, Anke Jonas ,Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin

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