Seit Anfang November ist es still in der Elbphilharmonie. Wegen der Corona-Pandemie mussten alle Konzerte abgesagt werden. Nun wird der Januar genutzt, um die imposante Orgel zu reinigen.
Vorsichtig schaut Hendrik Dünnebacke, ob die elf Millimeter kleine Pfeife auch wirklich sauber ist und setzt sie dann wieder auf ihren Platz. „Das ist schon eine tolle Erfahrung, bei so einem großen Projekt dabei zu sein“, sagt der Orgelbau-Lehrling aus Bonn. Seit einer Woche reinigt der 20-Jährige zusammen mit seinem Kollegen Finn Jäckel die 4765 Pfeifen der Orgel der Hamburger Elbphilharmonie. Die kürzeste aus Zinn misst elf Millimeter, die längste aus Holz zehn Meter: Sie alle werden mit einem Pfeifenputzer durchgebürstet und anschließend mit einem Staubsauger angesaugt, bis kein Staubkörnchen mehr zu sehen ist.
Seit dem 4. Januar nutzt die Hamburger Elbphilharmonie den coronabedingten Lockdown für eine Generalreinigung ihrer imposanten Orgel. „Wir zerlegen quasi die komplette Orgel und bauen sie dann wieder zusammen“, erklärt der Bonner Orgelbauer Philipp Klais am Montag in der Elbphilharmonie. Bis zum 18. Januar will sein Team mit der Reinigung aller Pfeifen fertig sein. Danach werden die 4765 Pfeifen, 380 davon aus Holz, der Rest aus Zinnlegierungen, wieder eingebaut und intoniert. „Dafür brauchen wir dann absolute Ruhe, damit alles wieder so wird wie vorher“, sagt Klais, der bereits beim Einbau der Orgel vor viereinhalb Jahren dabei war.
Die Orgel der Elbphilharmonie erstreckt sich auf einer Fläche von 15 mal 15 Metern. Nur ein Bruchstück davon können die Besucher sehen – der Rest verschwindet hinter der Wandverkleidung des Konzerthauses.
Genauso wie die Elbphilharmonie soll auch die Orgel für alle Menschen zugänglich sein. „Einige der 4765 Pfeifen sind deshalb sichtbar und berührbar im Raum angebracht“, erklärt Klais, der weltweit zu den renommiertesten Orgelbauern zählt. Die Konzeption der Orgel wurde von Manfred Schwartz erarbeitet, Titularorganistin der Elbphilharmonie ist die lettische Konzertorganistin Iveta Apkalna.
Ursprünglich war die Generalreinigung der Orgel erst im Sommer geplant. Wegen des Corona-Lockdowns wurde sie jetzt vorgezogen. Im Gegenzug werde die Sommerpause 2021 auf zwei Wochen im Juli (12. bis 25. Juli) verkürzt, sagt Elbphilharmonie-Sprecher Tom R. Schulz. Ein Teil der ausgefallenen Konzerte solle dann nachgeholt werden. Wann es wieder Konzerte in der Elbphilharmonie geben wird, die am 11. Januar 2017 feierlich eröffnet wurde, ist noch offen. Bis dahin stehen in der Mediathek des Konzerthauses zahlreiche Aufzeichnungen auf Abruf, Ende Januar soll das Festival „Rising Stars“ online stattfinden.