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Alles steigt – unter Vorbehalt

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Die GEMA erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2014 fast 900 Millionen Euro Erträge
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Die GEMA steigert ihre Erträge um 4,8 Prozent auf den Rekordbetrag von fast 893,6 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2014. Damit hat sie nach verhältnismäßig geringen Ertragssteigerungen in den letzten Jahren wieder erhebliche Zugewinne im Umfang von 41,2 Mio. Euro verzeichnen können.

Hierfür kamen vor allem drei Effekte zum Tragen:

Online: steigend

Einer der Hauptgründe: Online sind die Einnahmen von 26,4 auf 44,8 Mio. Euro gestiegen. Damit entspricht der Wert zwar längst noch nicht der realen Nutzung im Netz, doch zahlreiche Neuabschlüsse mit Onlinemusikdiensten führten zu dieser enormen Steigerung. Die großen Streamingdienste haben Verträge. Das ist gut, aber da diese Dienste zurzeit nicht mehr die Wachstumsraten der letzten Jahre aufweisen, werden derartige Ertragssprünge in Zukunft unwahrscheinlicher. Die Verhandlungen mit dem anarchischen Platzhirsch YouTube sind dagegen immer noch zu keinem Ende geführt worden. Sollte es da irgendwann einmal zu einem für beide Seiten akzeptablen Vertrag kommen, dürfte sich das Ertragshorn der GEMA erheblich füllen. Die Sache ist mehr als ungewiss, denn allem Anschein nach will YouTube in keinem Fall für die letzten jetzt schon fünf Jahre rückwirkend nachzahlen.

Konzerte und Veranstaltungen: steigend

Hier findet sich der zweite große Zugewinnbereich. Von 326,6 auf 340,6 Mio. Euro stiegen hier die Erträge (ein Wachstum um 5,3 Prozent).

Sonstige Effekte: Geräteabgabe etc.

Von knapp 16 auf 32,5 Mio. Euro konnte die Erträge im Bereich mit dem wohlklingenden Namen „Vergütungsansprüche nach § 54 UrhG“ gesteigert werden. Es handelt sich dabei um die Herstellerabgaben auf Speichermedien und Geräte. Hier ist es im letzten Jahr auch zum Vertragsschluss gekommen und Nachzahlungen von 2011 bis 2013 wurden fällig.

Rundfunk und Fernsehen, Tonträger: stabil

Annähernd gleichbleibende Erträge in diesem Bereich. CD und Vinyl sind nicht tot! Lange noch nicht, wie es scheint. Ungefähr 396 Mio. Euro konnten hier eingefahren werden. Das entspricht in etwa der Entwicklung, die auch die Musikindustrie verzeichnen konnte.

Persönliche und sachliche Kosten: steigend

Die gute Nachricht: Der Kostensatz der GEMA konnte von 15,9 auf 15,4 Prozent gesenkt werden. Die schlechte Nachricht, in Zahlen gerechnet stieg er von 135,8 auf 137,7 Mio. Euro.

Resümee

Nach etwas mageren Jahren mit nur geringen Ertragssteigerungen, hat die GEMA in 2014 einen größeren Sprung für ihre Mitglieder machen können. Voraussehen lässt sich so eine Entwicklung leider schlecht. Immerhin handelt es sich dabei um vertragsrechtliche Regelungen, die manchmal einfach streitig zwischen den Parteien sind und im schlimmsten Fall über Jahre ungelöst bleiben. So ein Ertragsregen wie im Geschäftsjahr 2014, dank neuer Vertragsabschlüsse und Nachzahlungen, steht nicht jedes Jahr an.

Vorbehalte

Zwei große Unsicherheiten gibt es allerdings noch: 1. Die erwähnte Klage auf Schadensersatz gegen YouTube für die Jahre 2009-2012 ist anhängig: Ausgang ungewiss. 2. Die Frage, inwieweit die Verleger an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft beteiligt werden dürfen. Ein entsprechendes Verfahren vor dem Landgericht Berlin gegen die GEMA, gab den Klägern einstweilen nicht Recht; es ist aber in Berufung vor dem Kammergericht Berlin. Ein ähnliches Verfahren gegen die VG Wort ist mittlerweile vor dem Bundesgerichtshof gelandet, das dieses Verfahren an den Europäischen Gerichtshof zur Entscheidung weitergeleitet hat. Bislang hat gegenüber der VG Wort immer der klagende Autor Recht bekommen. Rechtsunsicherheit ist daher auch bei der GEMA die Folge: Insofern erfolgen bei der GEMA die Ausschüttungen an die Berechtigten auch für 2014 unter Vorbehalt.

Gefeiert wird wohl besser erst einmal mit Mineralwasser, denn wie jetzt ganz genau die Verteilungssumme ausgeschüttet wird, wer nun wirklich 4,8 Prozent mehr auf seinem Konto findet, das bleibt das Geheimnis jeden einzelnen Urhebers (ob Komponist oder Textdichter) und Verlegers – und der GEMA.

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