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Von Prof. Martin Christoph Redel, Vorsitzender der Jeunesses Musicales Deutschland, und Prof. Dr. Hans Bäßler, Bundesvorsitzender Verbandes Deutscher Schulmusiker
SITUATIONDie unterzeichnenden Mitglieder der DMR sind alarmiert über die Entwicklung beim derzeitigen Rettungsversuch ihres Verbandes. Bislang gibt es immer noch keine verlässlichen Informationen über
die tatsächliche finanzielle Situation
die Intentionen einer Neustrukturierung
erfolgte oder zu gewärtigende Personalentscheidungen
Allein die fehlende Informationspolitik müssen die Gremien und die Mitglieder der DMR als Entmündigung, ja Provokation auffassen. Inzwischen entsteht aus dem finanziellen Scherbenhaufen eine Vertrauenskrise, die den DMR ebenfalls massiv gefährdet.
Die unterzeichnenden Verbände verlangen Aufklärung besonders in folgenden Punkten:
Warum werden die Mitglieder des DMR als deren Träger nicht kontinuierlich über die aktuelle Situation informiert?
Wie konnte der Generalversammlung des DMR noch am 24./25. Oktober 2002 ein Defizit von ca. 450.000 EURO mitgeteilt werden, wenn bereits nach gut sechs Wochen von ca. 2 Mio EURO die Rede ist? Wie hoch ist die Schuldensumme wirklich?
Welches Ergebnis würde eine Prüfung der Zuwendungspraxis der Geldgeber durch den Bundesrechnungshof erbringen?
Wieso wurde dem Generalsekretär des DMR – anscheinend per E-Mail – fristlos gekündigt, nachdem ihm sowohl von der Generalversammlung als auch von den Landesmusikräten so nachdrücklich das Vertrauen ausgesprochen wurde?
Warum wurde das von der Generalversammlung gewählte Präsidium des DMR nicht in die wesentlichen Entscheidungsprozesse des Insolvenzverfahrens einbezogen?
Warum hat das Präsidium des DMR unter Berufung auf seine fortgeltende Legitimation seine Mitsprache und die der Mitglieder nicht entschlossener behauptet? Wir haben Respekt vor den Rücktritten, mit denen einzelne Präsidiumsmitglieder den Rücktritt des gesamten Präsidiums auslösten.
PERSPEKTIVE
Die unterzeichnenden Mitglieder des DMR sind der Überzeugung, dass alle Schritte und Maßnahmen zur Überwindung der gegenwärtigen Krise -- übrigens auch das Insolvenzverfahren im engeren Sinn -- von einer klaren Vorstellung darüber geleitet werden sollten, was der DMR in fachlicher und fachpolitischer Hinsicht verkörpern soll und leisten kann.
Der DMR ist die Interessengemeinschaft aller am Musikleben in Deutschland aktiv beteiligten Gruppierungen. Er nimmt die Interessen seiner Mitglieder ernst, stellt ein Forum des Interessenausgleichs dar, formuliert gemeinsame Interessen und vertritt sie. Der DMR fungiert als ein entscheidendes Organ des Interessen- und Aufgabenabgleichs im föderalen Kulturstaat für den Erhalt der Musikkultur in ihrer ganzen Breite.
Der DMR ist ein hocheffizientes Kompetenzzentrum. Er bündelt Fachwissen seiner Mitglieder, initiiert Forschungs- und Dokumentationsarbeiten, entwickelt Strategien und Modellprojekte, ist Informationsquelle ebenso wie Berater und Gutachter für die Mitglieder und die Politik.
Der DMR ist Träger musikkultureller Projekte auf Bundesebene und im Bundesinteresse – insbesondere auch in internationalen Beziehungen. Dabei werden diese Maßnahmen selbst zum Träger übergreifender musikpolitischer Impulse des DMR und seiner Öffentlichkeitsarbeit.
Der DMR ist Motor kultur- und bildungspolitischer Konzepte, innovativer Formen der Musikvermittlung, er motiviert, fördert und kommuniziert kreative Prozesse der Tradierung und Erneuerung des Musiklebens in all seinen Bereichen, und er investiert in Experimente.
Der DMR ist P a r t n e r von Politik, Wirtschaft, Presse und anderen gesellschaftlichen Gruppierungen und regt verantwortungspartnerschaftliche Zusammenarbeit an, um das Musikleben insgesamt als gesellschaftlichen Katalysator zu etablieren.
Ein solches Leitbild und die aus ihm abzuleitenden Gestaltungen, Strategien und Planungen bildet ebenso ganz entscheidend das „Betriebskapital“ und zählt zu dem „Kredit“, den der DMR in finanzieller, momentan aber auch in ideeller Hinsicht für seine Gesundung benötigt.
FORDERUNGEN
An die Mitglieder:
Beweisen Sie in der aktuellen Situation Solidarität mit jenen Personen im Deutschen Musikrat, die sich teilweise seit Jahren um einen Musikrat mühen, der sohl die einzelnen musikkulturellen Impulse als auch die Lobby-Arbeit vorangebracht hat!
Nehmen Sie Ihre Rechte als Mitglied bewusst, ja selbstbewusst wahr!
Wehren Sie sich gegen ungerechtfertigte Einflussnahmen!
Fordern und führen Sie eine offene und konstruktive Diskussion.
Gestalten Sie die Zukunft des DMR aktiv mit!
Wählen Sie ein Präsidium, dessen Mitglieder für Kompetenz und Erneuerung stehen und führen Sie als Mitglieder den Dialog.
Machen Sie durch Ihr Engagement sichtbar, was der DMR sein kann.
Nutzen Sie die Krise des DMR als Chance, Ihrer – unserer! - Organisation zum 50. Jubiläum neues Leben zu schenken.
An die (öffentlichen) Zuwendungsgeber:
Anerkennen Sie den DMR als vorbildliche außerstaatliche Kraft der demokratischen Bürgergesellschaft und führen Sie mit ihm auch in seiner Krise einen gleichberechtigten Dialog.
Stärken Sie den DMR als Partner von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, indem Sie ihm seine Autonomie und Selbstorganisation als Grundlage ermöglichen.
Fordern und fördern Sie seine Reform politisch verantwortungsvoll, indem Sie diesen Weg beratend, aber nicht gängelnd begleiten.
Schaffen Sie Vertrauen und Planungssicherheit durch vertragliche Grundlagen.
Verzichten Sie auf formale Rückforderungen dort, wo nicht Betrug, Bereicherung oder Veruntreuung vorliegen.
Überprüfen und reformieren Sie Ihre Zuwendungspraxis. Gewähren Sie eine vertragliche Festbetragsfinanzierung, so dass dem DMR eigene Einnahmen möglich werden, die zunächst zur Schuldentilgung beitragen und später seine Gestaltungsräume erweitern können.
Nutzen Sie den Fall DMR, um an diesem Beispiel verantwortungsvoll und überzeugend eine staatliche Politik des „Empowerment“ demokratisch-bürgerschaftlicher Strukturen zu entwickeln.
SCHRITTE
Was können die Mitgliedsverbände des DMR in der momentanen Situation tun?
1 Treten Sie unserer Resolution bei, um die Entschlossenheit der Mitgliedsverbände zu manifestieren.
2 Fordern Sie eine klare Informationspolitik und setzen Sie sich mit der Materie, z.B. mit der Satzungsfrage, kritisch auseinander.
3 Nutzen Sie die Diskussionsmöglichkeiten im „Kulturinformationszentrum“ auf www.nmz.de und weitere Angebote im Vorfeld der außerordentlichen Generalversammlung.
4 Stimmen Sie vorgeschlagenen Satzungsänderungen nicht pauschal zu, sondern fordern Sie, dass jede Änderung eines Einzelantrags bedarf.
5 Unterstützen Sie die Forderung auf eine formale Rehabilitierung des entlassenen Generalsekretärs Thomas Rietschel.
6 Fordern Sie effizientere Formen der Mitgestaltung eines neuen DMR und beteiligen Sie sich aktiv am Zukunftsprozess.
Weikersheim und Mainz im Januar 2003
Jeunesses Musicales Deutschland Prof. M. Chr. Redel, Bundesvorsitzender
Verband Deutscher Schulmusiker Prof. Dr. Hans Bäßler, Vorsitzender
Wir schließen uns dem Aufruf an
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(Datum)
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(Verband) (Name, Funktion)
RÜCKSENDUNG
an Jeunesses Musicales Deutschland FAX 07934 9936-40
Dem Aufruf haben sich folgende Mitglieder des DMR angeschlossen
Jan. 03 JMD Jeunesses Musicales Deutschland Prof. Martin Chr. Redel, Bundesvorsitzender
Jan. 03 vds Verband Deutscher Schulmusiker Prof. Dr. Hans Bäßler, Vorsitzender
04.02.03 ADC Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände Prof. Andreas Göpfert, Vizepräsident
06.02.03 AMJ Arbeitskreis Musik in der Jugend Helmut Steger, 1. Vorsitzender
06.02.03 AfS Arbeitskreis für Schulmusik und allg. Musikpädagogik Prof. Dr. Jürgen Terhag, Bundesvorsitzender
07.02.03 GMP-VMP Ges. f. Musikpädagogik–Verb. d. Musikpädagogen Dr. Frauke Heß, Vorsitzende
10.02.03 DZB Deutscher Zithermusikbund Rudi May, Präsident
10.02.03 Prof. Christian Bruhn (GEMA Aufsichtsrat)
10.02.03 VdM Verband deutscher Musikschulen Dr. Gerd Eicker, Vorsitzender
10.02.03 iam Internationaler Arbeitskreis für Musik Frank Ebel, Generalsekretär
10.02.03 DAS Deutscher allgemeiner Sängerbund Wolfgang Schröfel, Vizepräsident
10.02.03 Internationaler Musikwettbewerb der ARD Prof. Christian Poppen, Künstl. Leiter
11.02.03 BFG BundesFachGruppe Musikpädagogik Prof. Dr. Birgit Jank, 1. Vorsitzende
11.02.03 VeK Verband evangelischer Kirchenchöre Deutschlands KMD Lothar Friedrich, Präsident
11.02.03 ACV Allgemeiner Cäcilienverband für Deutschland KMD Prof. Dr. Stefan Klöckner, Vizepräsid.
11.02.03 DRMV Deutscher Rock- und Popmusikerverband Ole Seelenmayer, Sprecher
12.02.03 DKV Deutscher Komponistenverband Karl Heinz Wahren, Präsident
12.02.03 Fachgruppe Freie musikwissensch. Forschungsinstitute Dr. Helga Lühning, Sprecherin
12.02.03 Arbeitskreis der Musikbildungsstätten in Deutschland Dr. Ulrike Liedtke, Sprecherin
13.02.03 BDG Bundesverband Deutscher Gesangspädagogen Prof. Martin Chr. Vogel, Präsident
13.02.03 BDO Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände Fritz Hörter, stellv. Präsident
13.02.03 EGTA European Guitar Teachers Association, Sektion Dtld. Prof. Alfred Eickholt, 1. Vorsitzender
13.02.03 DOV Deutsche Orchestervereinigung Gerald Mertens, Geschäftsführer
13.02.03 ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, BFG Musik Eckhard Kussinger, stv. Vors. d. Gew.Rates
13.02.03 Vereinigung Deutscher Musik-Bearbeiter Jo Plée, Präsident
14.02.03 GfM Gesellschaft für Musikforschung Prof. Dr. Detlef Altenburg, Präsident
15.02.03 ProFolk, Verband für Lied, Folk und Weltmusik Florian Fürst, Geschäftsführer
15.02.03 DEGEM Deurtsche Gesellschaft für elektronische Musik Rainer Bürk, Vorsitzender