Die Ausbildung zum Musiker ist in Deutschland auf einem nach wie vor hohen Niveau. Was jedoch nach wie vor fehlt sind Lehrangebote, welche die Organisation der selbstständigen künstlerischen Tätigkeit betreffen. Dazu würden Einführungen in die Funktionsweise von Verwertungsgesellschaften wie der GEMA gehören, in das Steuerrecht für Musiker, in Marketing- und Kommunikationsstrategien – sprich: es fehlen Seminare zum Thema Management für Musiker.
Musikstudenten und Musiker, welche sich neben dem reinen Musikerberuf für die organisationstechnischen Fragen des Musikbusiness interessieren, sei es aus dem Grund, dass sie selber als Veranstalter Konzerte organisieren oder als Künstler mehr über die Zusammenhänge im Musikgeschäft und seine Funktionsweisen wissen wollen, müssen auf das Lehrgangsangebot unabhängiger Fortbildungsinstitutionen zurückgreifen.
Ein Beispiel dafür ist die „ebam – Business Akademie für Medien, Event und Kultur“.
Hier können bereits Berufstätige mit Abitur und einer musischen oder geisteswissenschaftlichen Ausbildung sich in einem sich über zehn Monate erstreckenden Wochenendlehrgang zum Kulturmanager/-in (ebam) fortbilden lassen und erhalten hier das erste Know-how für ihre Tätigkeit im Kulturbetrieb.
Dabei ist nicht entscheidend, ob man den Start in die Praxis bereits gemacht hat oder ob das notwendige Fundament dafür erst gewonnen werden soll. Natürlich ist es immer von Vorteil, wenn man bereits über eigene Erfahrungen verfügt.
Als Musikerin und Organisatorin einer Konzertreihe mit experimenteller improvisierter Musik, habe ich meine ersten praktischen Erfahrungen bereits gemacht, bevor für mich im November letzten Jahres die Teilnahme am Lehrgang Kulturmanagement als Stipendiatin der nmz begann. Nach einer Zeit des „Erst-mal-selber-Machens“ ergab sich für mich die Notwendigkeit einer Systematik der Vorgehensweise beim Planen und Umsetzen der Konzerte und auch der Vergleich mit den Erfahrungen anderer Veranstalter und Organisatoren. In dieser Hinsicht vermittelt der Lehrgang nicht nur einen brauchbaren Überblick über alle Aufgabengebiete, welche mit Organisation im Kulturbereich in Verbindung stehen, sondern ermöglicht es auch, Fragen an die aus der Praxis kommenden Referenten zu stellen.
Lehrgang und Referenten
Das einmal im Monat stattfindende Seminar umreißt jedes Wochenende ein spezielles Themengebiet. Die Inhalte sind kaufmännisches Wissen für den Kulturbetrieb, Recht, Marketing, Planung von Kulturprojekten, Finanzierung von Kultur, Öffentlichkeits- und Pressearbeit, Soziale Kompetenz und nicht zuletzt Wirtschaft und Kultur an einem konkreten Beispiel. Es werden jeweils umfangreiche Seminarunterlagen und andere wertvolle Skripte an die Hand gegeben. Die Teilnehmer profitieren von der Professionalität der Referenten: Alle Informationen und Unterlagen sind (im Unterschied zu manchem Kulturmanagementstudiengang an einer staatlichen Hochschule) up to date.
Alle Referenten bringen aus dem eigenen Erfahrungsschatz ihre Beispiele ein und tragen so zu einem umfassenden Bild von der Tätigkeit eines Kulturmanagers bei.
Ich möchte nur einige Namen und Beispiele nennen: Harald Schrank, Jazzmusiker und Diplom-Betriebswirt, referiert für die ebam sehr konkret über Betriebliches Rechnungswesen und Kaufmännisches Recht. Das Seminar von Ralf Kitzberger, Ludwigsburger Rechtsanwalt und Experte für Sport und Kultur, gehört zu den herausragenden Wochenenden, was Fachkompetenz und Vermittlung der Inhalte anbelangt. Auch die vielen Fallbeispiele zu speziellen Rechtsfragen im Kulturbereich sind für alle Teilnehmer von Belang gewesen. Gottfried Zuleger von ProEvents gestaltete das Thema Projektplanung & -realisation, welches leider aber zeitlich etwas zu kurz kam, hat doch dieser kompetente Projektmanager vieles aus dem eigenen Erfahrungsschatz und an bewährter Methodik weiterzugeben. Gabriele Skarda, international erfolgreiche Künstleragentin und Promoterin, unterrichtete zwei Tage zum Thema GEMA und Steuern und hatte einiges an konkreten und lehrreichen Rechenbeispielen zu bieten.
Eine (fast unkommentierte) Feststellung zum Thema Gender sei mir an dieser Stelle erlaubt: Die Frauen befinden sich in der Minderheit auf der Referentenseite. Allerdings sitzen auf der Seite der Fortzubildenden mehr Frauen als Männer. Im gegenwärtig laufenden Münchener Kurs sind acht von elf Teilnehmern Teilnehmerinnen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren.
Ich würde mir wünschen noch mehr kompetente Frauen im selben Alter wie ihre männlichen Kollegen, das grob geschätzt zwischen 33 und knapp 50 Jahren liegt, auf der Ausbilderseite zu sehen.
Die ebam-Akademie hat sich zum Ziel gesetzt betriebswirtschaftliche Grundlagen zu vermitteln und in das systematische Arbeiten mit den verschiedenen Medien einzuführen. Die Gründer Michèle Claveau und Georg Löffler denken praxisgerecht und nachhaltig. Anstelle einer Abschlussprüfung im Sinne des Abfragens von Inhalten, fertigen alle Teilnehmer am Ende des Lehrgangs eine Projektarbeit an. Sie arbeiten konkret die Planung und Realisation eines eigenen Kulturprojekts in schriftlicher Form aus und präsentieren dieses anschließend vor einem Gremium der ebam. Ist die schriftliche Ausarbeitung realistisch und gut kalkuliert, und wird das Projekt in der Präsentation überzeugend dargestellt, erhält der Teilnehmer das Zertifikat Kulturmanager/-in (ebam).
Die ebam hat ihren Hauptsitz in München, bietet jedoch ihre Lehrgänge, wie zum Beispiel Eventmanagement und Musikkaufmann/-kauffrau, in allen großen deutschen Städten und auch in Wien und Zürich an. Der Lehrgang Kulturmanager/-in kann in München und in Köln besucht werden.