Hauptrubrik
Banner Full-Size

BVMI verkündet das Aus für den ECHO

Untertitel
Musikratspräsident Martin Maria Krüger verteidigt Entscheidung des Beirats
Publikationsdatum
Body

„Den ECHO wird es nicht mehr geben.“ Das verkündete der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am 25. April, kurz vor Redaktionsschluss der nmz. Er zog damit die Konsequenzen aus dem Skandal um die Auszeichnung an die Rapper Kollegah und Farid Bang und kündigte einen „vollständigen Neuanfang“ an, „der auch eine Neuaufstellung bei ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ nach sich ziehe“. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrats, und Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrats, hatten als Mitglieder des ECHO-Beirats diese Auszeichnung mitgetragen.

Nach der öffentlichen Debatte und den Protesten gegen deren antisemitische und menschenverachtende Texte waren Krüger und Höppner aus dem Gremium ausgetreten. Die neue musikzeitung hatte die Beiden daraufhin um eine Stellungsnahme gebeten. Dieser Bitte kam nur Krüger nach:

„Der ECHO-Beirat hat sich nach intensiver Diskussion aufgrund der Erfahrungen mit ‚Frei.Wild‘ in zwei vorangegangenen Fällen dazu entschlossen, zwar eine sehr deutliche Stellungnahme zu den Texten von Kollegah und Farid Bang abzugeben, von einer Untersagung der Nominierung aber abzusehen und stattdessen eine grundlegende Diskussion in Gesellschaft und Politik zu fordern. Ein Verbot hätte womöglich einen Märtyrerstatus erzeugt und eine öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, welche wir vermeiden wollten. Die nachfolgende Entscheidung der Jury, tatsächlich dem Duo den Preis zu verleihen, stand noch gar nicht zur Diskussion – noch weniger die Gestaltung der Preisverleihung mit dem berühmt gewordenen Auftritt. Übrigens: Campino hat in seiner berühmt gewordenen Rede geäußert, dass ein Verbot nicht die richtige Reaktion gewesen wäre.

Der Deutsche Musikrat lehnt ohne Wenn und Aber jeglichen Antisemitismus ebenso wie frauenverachtende oder gewaltverherrlichende Äußerungen ab, insbesondere den Missbrauch der Musik zu ihrer Verbreitung, wie er sich auch durch dieses Album ereignet. Im Augenblick mag das eigenartig klingen – aber es ist gut, dass jetzt endlich ein seit Jahren schleichender Prozess der letztlich unkontrollierten Hinausschiebung der Grenzen ‚künstlerischer‘ Freiheit wie auch eines den Alltag penetrierenden Antisemitismus als unerträglich wahrgenommen und thematisiert wird. Wir können nur hoffen und müssen nach Kräften dazu beitragen, dass hier wirklich eine wirkungsvolle Neujustierung erfolgt. Das wird auch bei gutem Willen nicht einfach werden; denn das ist nur über nachhaltige Bewusstseinsbildung, weitreichenden politisch-gesellschaftlichen Konsens, und nicht zuletzt durch Zivilcourage zu erreichen.“

Lesen Sie zum Thema ECHO auch Sven Ferchows „Fenstersturz“ und den offenen Brief von Dietmar George auf Seite 16 sowie Martin Hufners Hintergrundbeitrag „Kein Widerhall im schalltoten Raum“ auf Seite 20.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!