In den offiziellen Deutschen Airplay-Charts 2022 ist kein deutschsprachiger Titel in den Top 100 zu hören. Florian Drücke, Vorsitzender des BVMI, will deshalb in der aktuellen Debatte um die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks den Kulturauftrag einfordern.
Kein deutschsprachiger Titel in den Top 100 der Offiziellen Deutschen Airplay-Charts 2022
Drücke: „Werden in der aktuellen Debatte um die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks Kulturauftrag einfordern“
Menschen in Deutschland haben auch im vergangenen Jahr viel Musik über Streamingdienste gehört. Wie eine Sonderauswertung von GfK Entertainment in Kooperation mit dem Bundesverband Musikindustrie zeigt, wurden 2022 rund 178 Milliarden Audiostreams gemessen, so viel wie noch nie zuvor. Die Untersuchung zeigt weiterhin, dass die Vielfalt der gehörten Genres, dazu gehört auch deutschsprachige Musik, im Streaming-Bereich, auf CD und Vinyl, groß ist.
Im Musikangebot der Radiosender spiegelt sich das allerdings nicht wider. Der BVMI-Vorstandsvorsitzende Dr. Florian Drücke kritisiert mit Blick auf Top 100 der Offiziellen Deutschen Airplay-Charts 2022 vor allem, dass sich dort kein einziger deutschsprachiger Titel findet und damit ein Trend, auf den die Branche schon seit Jahren hinweist, einen neuen Negativrekord erreicht hat.
„Es ist gut, dass wir aktuell viele Diskussionen über unsere Branche und das digitale Geschäft mit Chancen und Herausforderungen führen und das Anekdotische dabei langsam stärker in den Hintergrund rückt – und sich die Faktengrundlage für die Auseinandersetzung verbessert. Dabei darf das bigger picture aber nicht verloren gehen! Unter den 100 am häufigsten gespielten Titeln im deutschen Radio befindet sich kein deutschsprachiger Song, wie die Offiziellen Deutschen Airplay-Charts 2022 zeigen, ermittelt von MusicTrace im Auftrag des BVMI. Das ist ein neuer Tiefstand nach fünf im Jahr 2021 und sechs im Jahr 2020. Dass Songs auf Deutsch im Radio keine besonders große Rolle spielen, ist kein neues Phänomen und die Branche hat das über die Jahre vielfach thematisiert und kritisiert. Dabei könnten sich Sender mit lokalem Repertoire nach unserer Überzeugung identifizieren und auch bei den Hörer:innen profilieren. Andererseits muss auch klar sein, dass wir hier in der aktuellen Debatte um die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks sehr genau hinschauen und den Kulturauftrag einfordern werden, der nicht durch die Heavy-Rotation von internationalem Repertoire erfüllt wird. Es reicht dabei der Blick in die Offiziellen Deutschen Album- und Single-Charts, die zeigen, dass deutschsprachige Künstler:innen hierzulande sehr wohl geschätzt und gefragt sind und sich entsprechend auch im Radio wiederfinden sollten. Ich bin mir sicher, dass die Teilbranchen der Musikwirtschaft diesen Missstand geeint präzise benennen und gemeinsam Wege aus der Misere aufzeigen werden. Der BVMI wird diesbezüglich jedenfalls mit den verschiedenen Akteur:innen den Dialog suchen. Auch politisch darf vor dieser Problemlage nicht weggeschaut werden.“