Wenn Popstars das Zeitliche segnen, leben sie durch ihre Musik weiter - und sichern damit häufig den Wohlstand ihrer Erben. Das hängt aber auch von den Hinterbliebenen ab.
Einige der ganz großen Musiker sind in diesem Jahr von uns gegangen. Im Popgeschäft ist das allerdings kein Hindernis für die Fortsetzung einer erfolgreichen Karriere.
Als die American Music Awards im November vergeben wurden, ging die Trophäe für den besten Soundtrack an den im April gestorbenen Prince für die Filmmusik zu „Purple Rain“ von 1984. Nach dem überraschenden Tod des 57-jährigen Sängers an einer versehentlichen Überdosis Schmerzmittel waren die Verkäufe seines wohl bekanntesten Albums in die Höhe geschnellt. „Wir heben das in Paisley Park für dich auf, bis wir dich wiedersehen“, sagte mit stockender Stimme Princes Schwester Tyka Nelson, als sie den Preis für ihn entgegennahm, mit Hinweis auf sein Anwesen.
Musikstars wie Jim Morrison, Janis Joplin, Bob Marley und Jimi Hendrix sind nach ihren frühen Todesfällen zu Ikonen geworden. Selbst Jahrzehnte danach gewinnen sie neue Fans hinzu, ihre Musik bringt Millionen. Vom Gitarrenhelden Hendrix etwa sind dank eines umfangreichen Archivs von Studio-Aufnahmen posthum viermal so viele Alben erschienen wie zu Lebzeiten.
Ob Hinterbliebene und Nachfahren berühmter Musiker noch lange an deren Erfolg verdienen, hängt aber auch davon ab, welche Vorkehrungen getroffen werden. Der ebenfalls in diesem Jahr gestorbene Superstar David Bowie war ein cleverer Geschäftsmann. Er sorgte dafür, dass die Rechte an seiner Arbeit bei seiner Familie bleiben. Die Verwaltung vertraute er seinem langjährigen Business-Manager Bill Zysblat an.
Bowie hat Berichten zufolge auch Vorbereitungen für mehrere Anthologien seiner Musik getroffen, die posthum herauskommen sollen. Seit seinem Krebstod mit 69 Jahren im Januar sind bereits die Sammlung „Legacy“ und ein Album zu seinem Musical „Lazarus“ erschienen. Es gebe noch unveröffentlichtes Material, sagte der langjährige Bowie-Produzent Tony Visconti der BBC. Für das kommende Jahr kündigte er „eine Menge netter Sachen“ an.
Auch von Prince wird noch zu hören sein. Der Pop-Superstar hat einen Tresor voller unveröffentlichter Musik hinterlassen, aber offenbar kein Testament. Sein Nachlass, der auf bis zu 300 Millionen Dollar geschätzt wird, geht damit an Nelson und fünf Halbgeschwister. Dazu gehört auch Paisley Park, das in einem Vorort der US-Stadt Minneapolis liegt.
Der Anwalt Donald David hat die Erbmasse des erschossenen Rappers Tupac Shakur verwaltet. Wenn Princes Nachlass gut gemanaged werde, sagt David, „wird man in den nächsten zwei Jahrzehnten immer wieder neue Prince-Alben sehen.“
Erben von Musikern müssen entscheiden, ob sie Werke rausbringen, deren Urheber sie möglicherweise aus guten Gründen für sich behalten haben. Wo es um viel Geld geht, fehlt häufig das Fingerspitzengefühl, es nicht zu übertreiben.
Die Erben der Reggae-Ikone Bob Marley wurden etwa dafür kritisiert, dass sie dessen Namen für eine Cannabis-Marke hergaben. Michael Jacksons posthumer Auftritt als Hologramm bei den Billboard Music Awards 2014 fanden einige seiner Fans verstörend. Elvis Presleys Anwesen Graceland in Memphis, schon lange eine Pilgerstätte, ist vor kurzem um ein Hotel mit 450 Zimmern erweitert worden. Ein 20 000 Quadratmeter großer „Unterhaltungskomplex“ soll im kommenden Jahr folgen.
Mit dem Graceland-Management hat die Stiftung, die sich um Princes Erbmasse kümmert, zusammengearbeitet, um aus Paisley Park ein Museum zu machen. Das hatte Prince gewollt. Nun gibt es dort unter anderem die VIP-Tour „Sunday Brunch Experience“, und Besucher können in Princes Tonstudios, wo er tot aufgefunden wurde, den Gesang für eines seiner Stücke aufnehmen. Ob das auch den Wünschen des Künstlers entspricht, ist unbekannt.
Nelson sagte bei der Museumseröffnung im Oktober, die Touristenattraktion sei „authentisch“ und ganz im Sinne ihres Bruders. „Er ist nicht physisch hier, aber durch Paisley Park und seine Musik wird er für immer leben“, erklärte sie.