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Darf’s was Festliches sein? Idagio macht Vorschläge
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Die Sommeliers für digitale Musikkonserven

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Klassik-Streaming-Dienste im Vergleich
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Wer sich mit Streaming-Angeboten von klassischer Musik beschäftigt, stellt fest: Hier geht es bestenfalls um Inhalt versus Klang, um Qualität versus Quote, um kuratierte Angebote klassischer Musik versus beliebige Klassik für jedermann. Ein handreichender Streifzug durch die jüngeren Streaming-Dienste Idagio, Takt 1 sowie durch Spotify.

Menschen, die klassische Musik von Tonträgern gehört haben, standen bislang einem vielfältigen Angebot gegenüber: Es konnten Spitzeninterpreten, seltene Einspielungen, Klassiker des Konzertwesens und für Einsteiger Highlights der Klassik beziehungsweise nach Stimmung sortierte Sampler erworben werden. Die Klangqualität wurde zudem zum unerlässlichen Kriterium. Was bieten dem gegenüber Streaming-Dienste, die klassische Musik umfänglich in ihrem Portfolio haben?

Alle auf Klassik spezialisierten Anbieter sehen es als ihre Aufgabe an, den Klassikmarkt zu beleben, mehr Menschen auf zeitgemäße, digitale Weise für Klassik zu begeistern und Appetit zu machen auf die schöne Welt des Konzertwesens. Die Streaming-Diens­te lösen den Vertrieb – nicht jedoch die Live-Aufführung – klassischer Musik allmählich ab und bieten Klassik in vollem Klangumfang, bieten eine etwas direktere Bindung zwischen Musizierenden und Rezipienten. Ein schöner (Neben-)Effekt ist es, dass Musiken mit ihnen im Sekundentakt abgerechnet werden und die Urheber deutlich mehr profitieren. Es gibt neben den „Großen“ iTunes, Spotify und Deezer spezifische, rein auf den klassischen Markt zugeschnittene Plattformen wie Fidelio, Henry, takt1 oder Idagio.

Wir haben uns bei jenen Streaming-Diensten umgeschaut, die als start-ups auf dem deutschen Markt nun in die nächste Phase treten – in die Erweiterung des Repertoires, der Nutzer, des Angebots und der Lizenzpartner: Idagio und Takt 1, aber an dem ganz gro­ßen Anbieter mit den 70 Millionen Abonnenten, den auch viele Klassikhörer abonnieren, kommt keiner ganz vorbei.

Spotify

Der Gigant Spotify bietet alles, was das Musikliebhaber-Ohr begehrt, vorausgesetzt der User weiß, was er suchen muss, denn der Streaming-Dienst richtet seine Suchkritierien nicht nach klassischer Musik aus: Die Schreibweise von Komponistennamen, Werktiteln und Alben kann zuweilen sehr speziell sein, so dass nur Eingefleischte das finden, was sie suchen. Einsteiger und jene, die einst Klassik-Sampler oder Klassik nach Stimmungslage gekauft haben, stoßen hier allerdings auf ein schier unermessliches Angebot, das den reinen Hörgenuss von Klassik im Allgemeinen ohne weitere Spezifierung (wer spielt was, wann und wie?) ins Zentrum stellt. Hintergrundinformationen – Fehlanzeige: Interpreten, Werke werden „verschluckt“ und sind nur bei genauer Recherche rauszufinden, das auch nicht immer. Die Klangqualität jedoch ist regulierbar und da zeigt sich dieses Portal von seiner besten Seite: Auch im direkten Vergleich mit den anderen Streaming-Anbietern klingt ein Großteil der hinterlegten Klassiktitel äußerst gut. Ein unglaublicher Vorteil ist das Anlegen der Playlist, in denen man unter eigenen Motti spezifizierte, faktisch selbst kuratierte Titelkollektionen abspeichern kann.

takt1

Während Idagio reines Audiomaterial, darunter atemberaubende Aufnahmen, bereithält, streamt takt1 handverlesene Videoaufnahmen von zum Teil spektakulären Inszenierungen beziehungsweise Interpretationen oder von Konzerten live aus dem Saal. Dem Anbieter geht es vor allem darum, den Klassikkunden allumfassend, vielschichtig über ein Musikstück, Interpreten, Interpretationen und Einspielungen zu informieren. Dies geschieht sehr übersichtlich: Auf der Seite eines Videos findet man alles auf einen Klick, von Noten über Rezensionen bis hin zum Konzertführer, sogar verfügbare Partituren sind einzusehen. Eine Stärke sind die Filter des verfügbaren Videoarchivs: Kein Jahr, kein Genre und keine Epoche wird ausgelassen, eine lange Liste von Komponisten wird angeboten. Wer Neues erfahren möchte, der ist hier mit wirklich tagesaktuellen CD-Empfehlungen sowie den musikgeschichtlichen Betrachtungen renommierter Klassikexperten bestens aufgehoben. Auch frische, kurz-knackige Kommentare zu den jeweiligen Musiken helfen zur Einordnung der vorliegenden Musik. Hier wird deutlich, wie neben den erfahrenen auch jüngere Klassikprofis die Musik zugänglich machen – die Einbindung von Spotify-Links ist dem sicher geschuldet, aber es geht um einen leichten Einstieg in die klassische Musik und das Rad der Welt will nicht neu erfunden werden.

takt1 zielt auf jene Klassikfans, die es zu schätzen wissen, klassische Musik aggregiert auf einem Portal wiederzufinden frei nach dem Motto: Hier findest du alles, was du zu einem Werk, einer Interpretation wissen willst. Gezeigt werden auch Konzerte aus den verschiedensten Konzertsälen der Welt, sodass dem Hörer verschiedene Klangkörper zu Ohren kommen, was sich absetzt von den Streams einzelner Orchester und Konzerthäuser sowie der Rundfunkanstalten. Ergänzt wird das Ganze durch das lizensierte Angebot des Konzertführers von Csampai/Holland.

Die Suchmaschine dieses Anbieters verzeiht vieles, man kommt auch mit rudimentären Tags zum Ziel, anders als beim Dinosaurier Spotify. Wenn man sich quantitativ umschaut, dann kann sich takt1 mit gerade mal 1.500 Videos nicht mit den Giganten vergleichen, klar jedoch ist: content is king – damit kann sich kaum ein anderer Streaming-Dienst messen lassen. Hier sind die Sommeliers für klassische Musik am Werk, die dies auch zum Ausdruck bringen.

Wie die anderen Portale bietet takt1 eine taktgenaue Ansteuerung der Titel sowie Playlist-Kollektionen an: Letztere könnten spezifischer und ausbaufähiger sein – da liegt Spotify ganz weit vorn, nicht zuletzt, was das Speichern derselben angeht. Einen ersten guten Ansatz bietet in dieser Hinsicht auch Idagio an.

Idagio

Weniger erklärend, jedoch von allerbes­ter Musikkenner-Stube zeichnet sich Idagio, das Klassikportal zum sich Austoben für hörbegierige Klassikfans. Ein Nutzer, der Mahlers Fünfte sucht, wird hier fündig: Aus etlichen, verschiedensten Einspielungen kann er die für sich Beste heraussuchen, das Angebot ist üppig. Im sehr übersichtlichen, geschmackvollen und bestens handlebaren Design findet er alles, was das Herz begehrt und noch mehr: Musikexpert/-innen kuratieren programmatische Playlists, die über Stimmungen und Themen wie auch weiterführend über Kommentare ihren Platz finden. Letzteres hätte man sich gern auch bei der Fülle des Angebots bei den Neuempfehlungen gewünscht, dies ist wahrscheinlich bei aller Quantität mit den aktuellen Ressourcen schwer umsetzbar.

Zum (Neu-)Entdecken ist Idagio geradezu ein Eldorado, zumal die Strukturkriterien auf die wesentlichen Bestandteile der Klassik abgestimmt sind: Werk, Komponist, Dirigent, Solist, Orchester sind locker über die Suchmaschine zu finden, die recht großzügig Fehler verzeiht. Das Stöbern wird nach Genres und Epochen sowie über eine lange Liste von Komponisten und Instrumenten kuratiert – es besteht so die Möglichkeit einer sehr individuellen Annäherung an klassische Musik, jenseits der Oberflächlichkeit und des sich im digitalen Überangebot-Verlierens.

Das absolute Highlight liegt bei Idagio auf der Fülle des Angebots an hochwertigsten Einspielungen, was aktuell, in der zweiten Phase des Unternehmens, endlich ergänzt wird durch Aufnahmen der Major-Labels. Der äußerst umfangreiche Musikkatalog ist ein Gewinn für den Klassikfan, für Einsteiger sind es die kuratierten Listen, die sich aus wirklich guten Einspielungen speisen und nicht aus einem Mix schlechter Orchester/Interpreten, wie es früher so oft bei Samplern der Fall war: Über eine halbe Millionen Klassiktitel sind im Programm, wöchentlich kommen 15.000 Titel hinzu. Über dieses Portal findet man zudem noch hochwertige Nischenmusik, die ansonsten verschwunden wäre. Hier stößt man auf Künstler, Werke, Komponisten und Ins­trumente, die man vielleicht nicht so oder nie im Blick hatte, das ist bei den großen Streaming-Diensten nicht der Fall. Die Soundqualität kann sich hören lassen (Lossless Audio), es gibt drei zu wählende Modi, aber Achtung: Entsprechend hoch ist der Datenverbrauch auf den mobilen Geräten. Der Bedienkomfort von Idagio ist nicht zu toppen – es könnte sein, dass dieses Portal den im Vergleich zu anderen Musikstilen kleinen Klassikmarkt in naher Zukunft mitbestimmt.

Nichts ersetzt ein Live-Konzert, soll es auch nicht, aber diese Streaming-Plattformen verschaffen der klassischen Musik auf umfängliche Weise gebührend und sehr vielfältig Gehör, die im Fernsehen und zuweilen im Radio nicht oder zu wenig da gewesen ist.

Sie platzieren sich zeitgemäß im digitalen Raum, weg vom Analogen. Dabei sei darauf hingewiesen, dass die Totaldigitalisierung klassischer Musik nicht zur Zerstückelung denn zur Vertiefung derselben führen soll. Die Features der Klassikversorger erfordern eine ständige Weiterentwicklung, ein Ausbau der Inhalte qualitativ wie quantitativ, der Informationen, der technischen Standards (Suchmaschinenoptimierung, Barrierefreiheit, Bedienbarkeit und andere). Dies ist für die Anbieter eine kostspielige Angelegenheit und fordert Ressourcen. Darum sei jedem Klassikfan empfohlen, diese Entwicklung zu unterstützen und sich auf das Abenteuer im digitalen Erleben von klassischer Musik auszuprobieren.


Ausflüge ins „Stream-Land“
Budgetäre und technische Features der Streaming-Anbieter

Alle Streaming-Dienstleister bieten kostenlose Features an, so dass genügend Zeit besteht, reinzuschnuppern und die Katze nicht im Sack kaufen zu müssen. Als Service hier auch Fidelio im Überblick.

takt1 ist im Netz hier zu finden: https://www.takt1.de
Der Kanal bietet dauerhaft eine kostenlose Version mit ausgewählten Features an, ein Premium-Abo kostet 15 Euroo im Monat und ist monatlich kündbar. takt1 bietet ein Monats-Abo für Schüler und Studierende zum halben Preis an. Der Streaming-­Dienst ist auf allen gängigen Geräten verfügbar, wie und wo genau, wird aber nicht weiter spezifiziert.

Idagio ist im Netz hier zu finden: www.idagio.com/de/discover
14 Tage stehen alle Features von Idagio probehalber zur Verfügung. Wie bei den großen Streaming-Diensten Spotify und Apple Music kostet ein Premium-Monats-Abo 9,99 Euro. Das Abo verlängert sich automatisch und kann jederzeit gekündigt werden. Die IDAGIO App ist mit iOS Geräten kompatibel. Die neue Android App ist über den Google Play Store verfügbar. Idagio arbeitet derzeit an einer Version speziell für Ipad. Was größere Monitore (Fernseher, Laptop et cetera) angeht, hat sich Idagio für Chromecast (arbeitet gerade an einer Fassung für Android) entschieden, oder aber die Connections mit dem guten alten Kabel, Bluetooth, Airplay gehen immer.

Fidelio ist hier im Netz zu finden: www.myfidelio.at/fidelio
Das umfängliche Angebot von Fidelio kann sieben Tage gratis ausprobiert werden. Die inhaltlich unlimitierten Abonnement-Angebote variieren zwischen einem Monats-, (14,90 Euroo) einem 3-Monats- (41 Euroo) und einem Jahres-Angebot (149 Euroo). Das Abo wird um den gewählten Zeitraum automatisch verlängert und muss in jedem Fall vor Ablauf gekündigt werden. Fidelio bedient für Fernseher über Google Chromecast auch Amazon Fire TV, Apple TV und per HDMI-Kabel auf Computer oder Laptop. Alle mobilen Geräte wie Smartphones, Tab­lets (iOS, Android) werden bedient.

Spotify ist hier im Netz zu finden: www.spotify.com/de
Mit Werbung kann man Spotify immer probeweise hören, es gibt aber auch eine kostenlose Premium-Probe-Version über eine Dauer von 30 Tagen. Das Premium-Abo kostet 9,99 Euro im Monat und verlängert sich bei Nicht-Kündigung automatisch. Studierende können für 4,99 Euro und Familien (auch für Oma, Opa, Tante, Onkel, wenn sie im selben Haus wohnen) für 14,99 Euro im Monat abonnieren. Der Slogan ist Programm: Überall Musik hören - es gibt kaum eine Plattform, über die der Gigant Spotify nicht zu streamen wäre. Webplayer, Handy (iOS, Android), Tablet, Computer, Fernseher, Voice-Assis­tenten und so weiter, es wird faktisch alles bedient.

(bvo)

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