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Neuer Hochschulrat an der Hochschule für Musik Nürnberg. Foto: Hufner
Cello ist «Instrument des Jahres 2018». Foto: Hufner
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Die WHO untersucht erstmals die Zusammenhänge zwischen den Künsten und Gesundheit

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Eine kreative Beschäftigung kann sich positiv auf die physische und psychische Gesundheit auswirken. Dies ist eine der zentralen Aussagen eines neuen Berichts des WHO-Regionalbüros für Europa, der die Erkenntnisse aus über 900 globalen Publikationen analysiert. Er stellt die bislang umfassendste Untersuchung zum Erkenntnisstand hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen den Künsten und Gesundheit dar.

„Durch Aktivitäten wie Tanzen, Singen, Museums- und Konzertbesuche die Künste zu einem Teil des menschlichen Lebens zu machen, bietet im Hinblick auf die Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit eine neue Dimension“, sagt Piroska Östlin, die kommissarische WHO-Regionaldirektorin für Europa.

„Die in diesem wegweisenden Bericht der WHO genannten Beispiele zeigen Wege auf, wie die Künste zur Bewältigung schwieriger oder komplexer gesundheitlicher Herausforderungen wie Diabetes, Adipositas und psychische Erkrankungen beitragen können. Dabei werden Gesundheit und Wohlbefinden in einem breiteren gesellschaftlichen und gemeinschaftlichen Kontext betrachtet und Lösungsansätze angeboten, die bislang von der medizinischen Praxis nicht effektiv umgesetzt werden konnten“, erklärt Östlin.

Der Bericht untersucht kreative Aktivitäten zur Förderung der Gesundheit, zur Vorbeugung von Krankheit, zur Bewältigung und Behandlung physischer und psychischer Erkrankungen sowie zur Unterstützung der Sterbebegleitung. Veröffentlicht wird der Bericht am Montag, den 11. November um 8.00 Uhr MEZ im Rahmen einer Veranstaltung in Helsinki, an der Experten, politische Entscheidungsträger, praktische Ärzte und Nutzer von Gesundheitsleistungen teilnehmen werden, um die Rolle künstlerischer Interventionen in der Gesundheitsversorgung zu erörtern. Die Veranstaltung wird live im Internet übertragen.

Die Künste und Gesundheit im gesamten Lebensverlauf

Bereits vor der Geburt und bis zum Lebensende können die Künste sich positiv auf die Gesundheit auswirken. So schlafen etwa Kinder, deren Eltern ihnen vor dem Einschlafen eine Geschichte vorlesen, während der Nacht länger und können sich in der Schule besser konzentrieren. Bei Jugendlichen, die in städtischen Gebieten leben, kann das Lernen unter Gleichaltrigen unter Einsatz von Methoden der Theaterpädagogik zu verantwortungsvollem Handeln beitragen, das Wohlbefinden fördern und die Exposition gegenüber Gewalt verringern. Im späteren Verlauf des Lebens kann Musik die kognitiven Fähigkeiten von Demenzkranken unterstützen. Insbesondere Singen verbessert erwiesenermaßen die

Aufmerksamkeit, das episodische Gedächtnis und die exekutiven Funktionen.

Die Künste in der Gesundheitsversorgung

In Gesundheitseinrichtungen können kreative Aktivitäten zur Ergänzung oder Vertiefung der Behandlungsprotokolle genutzt werden. So wurde beispielsweise festgestellt, dass:

  • Musik hören oder eine künstlerische Tätigkeit zur Verringerung der Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung (etwa Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit, Kurzatmigkeit und Übelkeit) beitragen können;
  • künstlerische Tätigkeiten wie Musik, Basteln und Clown-Auftritte in Notfallsituationen insbesondere bei Kindern, aber auch bei ihren Eltern, Ängste, Schmerzen und Blutdruck verringern; und
  • Tanzen zur erheblichen klinischen Verbesserung der motorischen Fähigkeiten bei Menschen mit Parkinson beiträgt.

Der Bericht hebt hervor, dass einige künstlerische Interventionen nicht nur zu guten Resultaten führen, sondern auch kosteneffektiver sein können als die üblicheren biomedizinischen Behandlungsmethoden. Mit ihnen lassen sich gleich mehrere gesundheitsförderliche Faktoren kombinieren (etwa körperliche Betätigung und mentale Unterstützung) und sie weisen zudem ein geringes Risiko für negative Gesundheitsergebnisse auf. Da künstlerische Interventionen auf Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zugeschnitten werden können, bieten sie zudem eine Chance, Minderheiten oder schwer erreichbare Gruppen einzubeziehen.

Mehrere Länder befassen sich mittlerweile mit der Möglichkeit einer Verschreibung von künstlerischen und geselligen Aktivitäten im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung.

Grundsatzüberlegungen

Der Bericht skizziert Grundsatzüberlegungen für Entscheidungsträger im Gesundheitswesen und darüber hinaus, darunter etwa:

  • die Gewährleistung der Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von künstlerischen Programmen zur Gesundheitsförderung innerhalb von Gemeinschaften;
  • die Unterstützung von Kunst- und Kulturorganisationen bei der Einbeziehung von Gesundheit und Wohlbefinden in ihre Arbeit;
  • die Aufklärung der Öffentlichkeit über den potenziellen gesundheitlichen Nutzen kreativer Beschäftigungen;
  • die Einbeziehung der Künste in die Ausbildung von Gesundheitsfachkräften;
  • die Einführung bzw. Stärkung von Verfahren für die Überweisung von Patienten von Einrichtungen des Gesundheits- oder Sozialwesens an künstlerische Programme oder Aktivitäten; und
  • die Investition in die weitere Erforschung und insbesondere die Ausweitung von künstlerischen und gesundheitlichen Interventionen sowie die Evaluation ihrer Umsetzung.

Der Begriff „Künste“

Der Bericht untersuchte den gesundheitlichen Nutzen derartiger Interventionen (entweder durch eine aktive oder eine passive Teilnahme) und unterteilte dabei die Künste in fünf breitere Kategorien: die darstellenden Künste (Musik, Tanz, Singen, Theater, Film); die visuellen Künste (Basteln/Handwerken, Design, Malen, Fotografie); Literatur (Schreiben, Lesen, Besuch von Literaturfestivals); Kultur (Besuch von Museen, Galerien, Konzerten, Theatervorführungen); und Online-Künste (Animationen, digitale Künste usw.).

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