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Echo Klassik-Musikpreise in München vergeben

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München (ddp). Der Musikindustrie geht es nicht gut. Vor allem die großen Labels leiden heftig darunter, dass der Markt für CDs weitgehend gesättigt ist und noch dazu immer mehr Menschen ihre Lieblingsmusik kostenlos aus dem Internet runterladen. Einmal im Jahr aber sonnt sich die Branche im Glanz des von ihr selbst geschaffenen Echo Klassik-Musikpreises, die von der Deutschen Phono-Akademie vergeben werden, dem gemeinnützigen «Kulturinstitut» der deutschen Musikwirtschaft.

   In der Philharmonie im Münchner Gasteig-Kulturzentrum wurden am Sonntagabend mit großem Pomp die insgesamt 50 Echo Klassik-Musikpreise 2008 vergeben. Top-Star des Abends war der spanische Tenor José Carreras, der zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Startenor Luciano Pavarotti und Placido Domingo das legendäre Ensemble «Die drei Tenöre» gebildet hatte. Er bekam den Preis für sein Lebenswerk. «Ich bin aber nach wie vor voll aktiv», versicherte Carreras und dankte seinem Publikum, das ihn immer «loyal unterstützt» habe.

   Gewürdigt wurden mit dem Preis nicht nur seine künstlerischen Verdienste, sondern auch sein caritatives Engagement. Carreras war 1987 an Leukämie erkrankt. Er bezwang den Blutkrebs und gründete 1988 gründete seine Leukämie-Stuiftung. Auf zahlreichen Benefizgalas sammelt er seither unermüdlich Geld für die weitere Erforschung und Bekämpfung der Krankheit.

   Zur «Sängerin des Jahres» erkor die Jury die italienische Sopranistin Cecilia Bartoli, die sich mit dem Ausruf «Danke, danke Deutschland» für die Auszeichnung bedankte. Zuvor hatte sie in leuchtend rotem Kleid ein Lied der von ihr «wiederentdeckten» französischen Komponistin und Sängerin Maria Malibran dargeboten, die als erste «Diva» der Operngeschichte gilt.

   Mit dem zum «Sänger des Jahres» gekürten Franzosen Philippe Jaroussky erhielt erstmals ein Countertenor die begehrte Auszeichnung. Lachend versicherte Jaroussky dem Publikum, dass er «kein kleines Geheimnis» habe. Damit spielte er auf die im 17. und 18. Jahrhundert beliebte Praxis an, junge Männer vor der Pubertät zu kastrieren, um die hohe Kinderstimme zu erhalten. «Ich mache das nur mit Kopfstimme und mit viel Arbeit», sagte Jaroussky lachend.

   Einen kleinen Einblick in ihr Privatleben gab auch die Sopranistin Annette Dasch, die den Echo Klassik für ihre Interpretation der «Armida» in Georg Friedrich Händels gleichnamiger Oper («Operneinspielung des Jahres») erhielt. Leutselig grüßte Dasch alle «Pfadis des Landesverbandes Berlin». Dasch war in ihrer Jugend Mitglied bei den Pfadfindern und sang, wie der ZDF-Moderator und Laudator Markus Lanz berichtet hatte, «zur leicht verstimmten Gitarre Pfadfinderlieder».

   Weitere Echo Klassik-Preise gingen unter anderem an den britischen Geiger Nigel Kennedy («Instrumentalist des Jahres»), den deutsch-amerikanischen Violinisten David Garrett («Klassik ohne Grenzen»), die australische Sopranistinnen Danielle de Niese («Nachwuchskünstlerin des Jahres») und den Pianisten Martin Stadtfeld («Solistische Einspielung des Jahres»). Insgesamt wurden 50 Künstler und Ensembles ausgezeichnet.

   Einen Sonderpreis erhielt Musikkritiker-«Papst» Joachim Kaiser, der betonte, dass er «nicht so originell» sei, «den Preis mit einem Wutanfall zurückzuweisen», wie dies jüngst Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki live im Fernsehen getan hatte. Dem Publikum gab er mit auf den Weg, wie lohnend es sei, sich intensiv mit klassischer Musik auseinanderzusetzen. «Es gibt auf Erden keine Investition, die sich mehr lohnt», sagte Kaiser mit einem launigen Verweis auf die aktuelle Finanzkrise.

 

 

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