Wien - Zehn Jahre waren die österreichischen Indie-Rocker Wanda gemeinsam erfolgreich. Das fünfte Album sollte auch für den Zusammenhalt der Musiker trotz aller Tournee-Strapazen stehen. Doch nun klafft eine traurige Lücke in der Band.
Das fünfte Studioalbum von Wanda erzählt vom Erwachsenwerden, das Sterben taucht darin nur als entfernte Vorstellung auf. Doch wenige Tage vor dem Erscheinen der neuen Aufnahmen ist der Tod für die erfolgreichen Wiener Indie-Rocker zur bitteren Realität geworden: Keyboarder Christian Hummer starb nach einer langen und schweren Krankheit.
«Es gibt keine Worte, die diesem Verlust gerecht werden können», schrieben die verbliebenen vier Bandmitglieder am Montag in einer Online-Nachricht. Hummer war seit der Gründung der Popgruppe vor zehn Jahren dabei. Mit Wanda durchlebte er sowohl den Aufstieg zu einem der bekanntesten österreichischen Acts im deutschsprachigen Raum als auch Tiefpunkte.
Nach dem jahrelangen Leben auf Tournee waren die Musiker vor drei Jahren zerstritten und entfremdet, erzählte Leadsänger Marco Michael Wanda im Interview der Deutschen Presse-Agentur, noch vor dem Tod seines Kollegen. Doch man fand wieder zueinander, und mit dem schlicht «Wanda» betitelten neuen Album sollte noch einmal der klassische Bandsound aufleben.
«Es ist irgendwie gerade das erste Mal in dieser Karriere so ein bisschen alles okay», sagte Marco Wanda, mit bürgerlichem Namen Michael Marco Fitzthum. «Es ist nicht perfekt, aber es fühlt sich an, als wären wir mal irgendwo angekommen, von wo aus vielleicht auch was Neues beginnen kann.»
Statt mit Kippen und Bier, früher seine Markenzeichen, saß Wanda bei dem Gespräch mit einer dampfenden E-Zigarette vor einer Schüssel Müsli (das er allerdings nicht anrührte). Das Spannungsverhältnis zwischen Erwachsensein und spätpubertärem Lebensstil thematisiert der Mitt-Dreißiger gleich im ersten Song des Albums: «Einer nach dem andern hört zum Rauchen und zum Saufen auf, und alle gehen sie Joggen im Park. Tragischerweise bin ich anders drauf».
Der Eröffnungstrack erinnert an Falco, und auch in anderen Songs klingt der Sound der 80er Jahre nach. Wanda sind wieder härter und druckvoller - weniger verträumt als auf ihrem vorigen Album «Ciao!». Trotzdem erlaubt sich die Band auch musikalische Ausflüge: «Eine Gang» ist eine Walzer-Ballade im Stil von Leonard Cohen, und «Immer willst du tanzen» klingt so, als würde der klassische britische Rock 'n' Roll in einer Wiener Vorstadtkneipe weiterleben.
Der Song «Va bene» wirkt wie der emotionale Anker des Albums. «Man wird lächerlicher und verletzlicher», singt sich Marco Wanda durch einen Katalog des Älterwerdens, der von einem Gespräch mit seiner Mutter inspiriert wurde. Aber auch scheiternde Beziehungen, Schmerz und Alkohol bekommen - typisch Wanda - diesmal breiten Raum.
«Musik hat ja die Funktion einer Stütze in Krisen», sagte der Sänger im Interview - bevor der Tod von Christian Hummer die Wiener Band und ihre vielen Fans sehr traurig machte.