Mit vier Jahren erhielt David Garrett seinen ersten Geigenunterricht von seinem Vater, Georg Paul Bongartz. Im Alter von fünf Jahren gewann Garrett einen Preis im Wettbewerb Jugend musiziert. Als er acht Jahre alt war, entschieden die Eltern, ihn unter dem Nachnamen der Mutter, US-amerikanischen Primaballerina Dove-Marie Garrett, auftreten zu lassen. Im Alter von neun Jahren debütierte er beim Festival Kissinger Sommer. Mit zwölf erhielt er seinen ersten Plattenvertrag, im Alter von 13 Jahren stand er bereits exklusiv bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag und spielte zusammen mit Claudio Abbado Mozart-Violinkonzerte ein.
Ein wahrlich exklusiver Club
Garrett gibt an, in seiner Kindheit jeden Tag acht Stunden Geige geübt zu haben. Doch mit 19 war Schluss: „Mir wurde immer alles oktroyiert: Was ich spielen sollte, wo ich auftreten sollte, was ich in Interviews sagen und nicht sagen sollte.“ und von da arbeitete Garrett erfolgreich an seinem Image als Geigenrebell.
Auf die Musikwirtschaftsseite der nmz hat es Garrett jedoch nicht durch sein außergewöhnliches Talent und seine musikalischen Eskapaden geschafft, sondern durch die Liebe zu den Instrumenten von Giuseppe Bartolomeo Guarneri, auch bekannt als „del Gesù“. Als Eintrittskarte um Mitglied in David Garretts „Del Gesù Club“ zu werden, braucht man nur eines: Man sollte eine Guarneri del Gesù sein Eigen nennen können. Dann ist man beim jährlichen Treffen unter der Schirmherrschaft Garretts mit dabei: Am 6 und 7. September dieses Jahres trafen sich 17 Besitzer*innen eines dieser wertvollen Instrumente auf Schloss Selchow vor den Toren Berlins, wo sie gemeinsam spielten, zuhörten, Instrumente begutachteten und ihr Wissen über die anwesenden und auch (noch) nicht anwesenden Guarneris austauschten. Nach dem aktuellen Stand der Forschung werden zwischen 150 und 200 erhaltene Violinen Guarneri del Gesù zugeschrieben. Garretts Idee ist es, auf seiner Webseite guarneridelgesu.com ein vollständiges Archiv aller Instrumente zu präsentieren, die del Gesù je geschaffen hat. Der Geiger ist überzeugt: „Entgegen der landläufigen Meinung war und ist er Antonio Stradivari nicht nur ebenbürtig, sondern meiner Meinung nach sogar überlegen.“
Derzeit gibt es nach Ansicht von Garrett keine vollständige chronologische Anthologie dieses Schaffens, insbesondere in Bezug auf Guarneri del Gesùs frühen Jahre. Garrett will mit seiner Initiative Abhilfe schaffen: „Für viele Experten scheint del Gesùs Arbeit im Alter von 27 Jahren, etwa 1725, zu beginnen. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch sehr klar, dass er vor dieser Zeit viele Geigen hergestellt hat, die meiner Meinung nach fälschlicherweise vordatiert wurden. Leider war es im 19. Jahrhundert gängige Praxis, ein frühes Originaletikett gegen ein später datiertes auszutauschen, um den Wert einer ‚späten‘ del Gesù zu steigern.“
Durch die Einordnung der Instrumente von del Gesù nach Perioden versucht Garrett, einen fließenden Weg in Guarneris Werkübergängen zu findenund eine korrektere Chronologie zu ermöglichen.
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