Frankfurt/Main - Auf der Frankfurter Musikmesse soll sich der Besucher - vom Kind bis zum «Best Ager» - austoben können. Die Aussteller haben ganz andere Sorgen: Beim Instrumentenbau wird das Verwenden von Tropenhölzern immer schwerer.
Der schwäbische Gitarrenbauer Gunther Reinhardt hat mit Wissenschaftlern lange daran getüftelt. Inzwischen ist er sicher, dass das Instrument auch ohne die für Boden und Decke benutzten Tropenhölzer perfekt klingen kann. «Diese ist mindestens so gut», sagt der 61-Jährige am Dienstag in Frankfurt. In der Hand hält er eine Gitarre, die aus thermobehandelter einheimischer Erle gebaut ist. Für das Griffbrett kam Pinie zum Einsatz.
Das Tübinger Familienunternehmen gilt in Deutschland als Pionier bei der Suche nach Ersatz für Tropenhölzer. Gerade für Gitarren finden die wegen ihrer Dichte besonders geeigneten Palisander-Sorten Verwendung. Mit seiner Neuausrichtung steht Reinhardt auf der am Mittwoch (5.4.) beginnenden Frankfurter Musikmesse keineswegs allein. Kein Thema treibt die Instrumentenbauer auf dem europaweit größten Branchentreff so um wie der Artenschutz.
Seit dem vergangenen Herbst sind Tropenhölzer, die beim Bau vieler Musikinstrumente verwendet werden, durch das internationale Abkommen CITES nochmals stärker geschützt worden. Unheilvoll malt der deutsche Branchenverband SOMM deswegen bereits Umsatzeinbußen fürs laufende Jahr an die Wand. Die Auswirkungen von CITES seien in Deutschland durch die Bundesartenschutzordnung nochmals verschärft worden, heißt es.
Ansonsten ist aber auf der Musikmesse bis zum Samstag (8.4.) vor allem gute Laune angesagt. Rund 1000 Events - etwa bei Auftritten bekannter Schlagzeuger im Drum Camp - sollen Musikbegeisterte aufs Gelände locken. Gut 60 000 Besucher kamen im vergangenen Jahr.
Für die Messe wird der Kontakt zum Endverbraucher immer wichtiger. Das hat Gründe: Der Fachhandel schrumpft immer mehr, bei den Herstellern hat die Konzentration zugenommen. Zugleich hat die Digitalisierung die Industrie total verändert. Käufer und Hersteller sind sich viel näher als früher.
Auf der Suche nach neuen Zielgruppen hat die Messe auch die Musikerziehung und Musiktherapie entdeckt. In Workshops geht es zum Beispiel um Themen wie «Klangreisen in die Achtsamkeit». Auf den zahlreichen Bühnen auf dem Gelände wird es dagegen weit lauter werden. Auch beim Ausprobieren der Instrumente: Das bisher an Kinder gerichtete Projekt «Music4Kidz» nennt sich jetzt aber «Discover Music». In dem neuen Areal sollen sich auch die «Best Ager» - die Älteren sind auch eine heftig umworbene Zielgruppe - an Instrumenten austoben dürfen.
Wie immer präsentieren die knapp 1000 Aussteller aus rund 50 Ländern auch einige Neuheiten: So zeigt der japanische Klavierhersteller Kawai einen transparenten Flügel mit LED-Beleuchtung («Crystal Grand»). Der Schlagzeug-Hersteller Sonor hat für die Befestigung der Trommeln an den Stativen spezielle Gummipuffer entwickelt. Die Instrumente sollen damit besser schwingen können. Sonor hat sich dabei Verfahren aus der Automobilindustrie zunutze gemacht.
Ein Schlagzeug dieser Art kostet mindestens 2500 Euro - der Preis für eine Top-Gitarre aus guter deutscher Erle ist mit mehr als 3000 Euro sogar noch höher. Die Firma Reinhardt will ihre neuen Modelle nach dem Thermoholzverfahren, das mit der Hochschule Eberwalde entwickelte wurde, im Herbst auf den Markt bringen.
Dem Tropenwald tut dies zwar sicherlich gut. Ob dies aber in der ökologischen Gesamtrechnung etwas bringt, da ist sich auch Gunther Reinhardt nicht sicher. Seine günstigen Gitarren aus einer deutschen Sperrholz-Mischung lässt er schon jetzt in China fertigen, auch die teuren sollen dort mittelfristig produziert werden. Der schwäbische Unternehmer sieht seine kleine Branche auch ein bisschen als Opfer. In den 1970er Jahren seien ganze Sitzungssäle von Banken mit Tropenhölzern vom Amazonas verkleidet worden, ärgert er sich.