Im Juli 1881 gründete der Violinvirtuose, Komponist, Konzertagent und Königl. Sächs. Hofmusikalienhändler Franz Ries mit dem Verleger Hermann Erler in Berlin den Musikverlag Ries & Erler.
Das gute Einvernehmen zwischen den Kompagnons zeigte sich bereits bei der Entstehung des Verlagsnamens in der folgenden Begebenheit: Um die Namensfolge festzulegen, wurde die im Geschäft anwesende Tochter Hermann Erlers gebeten, zwei gleiche Zettel mit den Namen „Erler“ und „Ries“ in einen Hut zu legen. Der Name „Ries“ wurde zuerst gezogen, und so ergab sich der Verlagsname Ries & Erler.
Franz Ries, der als Sohn des Berliner Konzertmeisters Hubert Ries und als Neffe des Beethovenschülers und -freundes Ferdinand Ries aus einer Musikerfamilie kam, steuerte als Komponist auch eigene Werke wie „Perpetuum mobile“ und später „La Capricciosa“ bei, die heute noch beliebte Vortragsstücke für Violine sind.
Nach dem Tode Hermann Erlers führte Franz Ries den Verlag allein weiter. Die Herausgabe des bis heute international anerkannten Studienwerkes für Violine von Carl Flesch zeigte die besondere Fachkenntnis des Verlegers Franz Ries. Als sich im Jahre 1924 Franz Ries nach 43-jähriger erfolgreicher Tätigkeit aus dem Verlag zurückzog, übergab er die Geschäftsführung seinem Sohn Robert Ries. Die Tradition des Verlages wurde von ihm weitergeführt.
Einen neuen Akzent erhielt das Verlagsprogramm Ende der 20er-Jahre durch Inverlagnahme von Werken aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik. Neben seinen Aufgaben als Verleger übernahm Ries ehrenamtlich Tätigkeiten im Aufsichtsrat der GEMA und im Vorstand des Deutschen Musikalien-Verleger-Vereins.
Der Ausbau der Versorgungskasse der GEMA sowie die Gründung der Versorgungsstiftung der Deutschen Musikverleger gehören zu seinen besonderen Verdiensten.
Als Robert Ries am 11. Januar 1942 starb, wurden seine beiden Töchter Waltraud und Ingrid Inhaberinnen des Verlages. Nach Erteilung der Lizenz durch Deutschlands Militärregierung im Jahre 1948 begann Waltraud Ries als Geschäftsführerin unter großem persönlichen Einsatz mit dem Wiederaufbau des Unternehmens. In dieser schwierigen Phase stand zunächst der Nachdruck von gefragten Werken aus dem Bereich der Unterrichtsliteratur, der Sinfonischen Musik sowie der Instrumental- und Vokalmusik im Vordergrund. Auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik fand das Verlagsprogramm, nicht zuletzt durch die Übernahme des Musikverlages Wilke & Co. Berlin, eine erhebliche Erweiterung.
Nach dem Tode von Waltraud Ries 1968 übernahm die bisherige Mitinhaberin des Verlages Ingrid Meurer, geb. Ries, die Geschäftsführung. Sie leitete den Verlag, obwohl ursprünglich nicht vom Fach, mit großem Geschick. Ihr Sohn Andreas Meurer trat 1979 in die Firma ein, wurde 1985 Prokurist und übernahm 1997 den Verlag. Ihm wurden bei der GEMA und der VG Musikedition Ehrenämter übertragen.
Unter seiner Leitung wurde 1993 die zeitgenössische E-Musik der Edition Corona – Rolf Budde, Berlin in den Verlag integriert und Anfang 1997 der traditionsreiche Berliner Musikverlag Hermann Löffler übernommen. Seit 1997 liegt ein Schwerpunkt des Verlagsprogramms in der Herausgabe und Auswertung von Stummfilm-Musiken (original und neukomponiert), wie unter anderem der Original-Filmmusik zum Fritz-Lang-Stummfilm „Metropolis“ (UNESCO Weltkulturerbe).