Frankfurt/Main (ddp). Die am Mittwoch beginnende Frankfurter Buchmesse steht im Zeichen der Digitalisierung der Literatur. In der internationalen Verlagsbranche gebe es «ein Bedürfnis nach Vernetzung besonders mit der Telekommunikations-Industrie», sagte Buchmessen-Direktor Juergen Boos am Dienstag. Bei den mehr als 400 Fachtreffen der Messe stehe die elektronische Aufbereitung von Verlagsprodukten meist im Fokus.
Auch der brasilianische Erfolgsautor Paulo Coelho verwies auf das kreative Potenzial des Internets und hob die schnelle und kostenlose Ausbreitung von Ideen hervor. Buchmessendirektor Boos sagte, die Buchbranche fühle sich «fit für die Digitalisierung, auch wenn sie nicht weiß, wohin die Reise geht.»
Rund 30 Prozent der auf der Messe gezeigten Bücher könnten mit E-Readern, elektronischen Lesegeräten, angeschaut werden. Viele Verlage sähen auch in der Film-, Spiele- und Musikindustrie neue Partner. Die «Zunahme der Geschwindigkeit» im Internet korrespondiere mit einem «Wachstum an Verwertungsmöglichkeiten für Rechte.» Die Buchmesse könne zeigen, wie die Verbindung zwischen der «schönen Literatur und der schnellen digitalen Welt» aussehe, sagte Boos.E-Books, die auf dem Bildschirm eines Lesegeräts durchgeblättert werden können, seien eine «große Chance» für den Buchmarkt, erklärte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder. Die neuen Modelle hätten in Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit einen riesigen Entwicklungssprung gemacht. Ob sich der tatsächlich auszahlt, müsse sich noch zeigen. «Das herkömmliche Geschäftsmodell gilt nicht mehr allein», sagte Honnefelder. Nutzer im Netz hätten kein Verständnis dafür, beim «freien Fluss» der Informationen auf Grenzen zu stoßen.
Gerade weil der digitale Vertriebsweg heute ein wichtiges Marketinginstrument sei, brauche es eine «politische Debatte» darüber, wie mit geistigem Eigentum umgegangen werden solle, sagte Honnefelder. Das Problem könne nicht auf die Verlage abgewälzt werden, weil es um die «Ressourcen» der Gesellschaft gehe. Der gesetzliche Schutz für Rechteinhaber kollidiere beispielsweise mit dem Datenschutz in der Telekommunikationsbranche. Mit «kosmetischen Änderungen» einzelner Gesetze sei den Autoren und Verlagen nicht geholfen.
Honnefelder monierte, dass der Buchhandel der Bundesregierung bereits einen Regelungsvorschlag vorgelegt habe, der dort aber «ausgesessen» werde. Das ausgearbeitete Gesetzesmodell sehe eine Kooperation zwischen Handel und Internet-Service-Providern vor, um mit Internet-Piraterie «pragmatisch» umzugehen. Verleger und Buchhändler würden sich gern mit allen Betroffenen an einen Tisch setzen. «Das Signal der Bundesregierung fehlt», sagte Honnefelder.Die diesjährige Buchmesse könne mit rund 7400 Ausstellern das Rekordniveau des Vorjahrs knapp halten, gab Messe-Direktor Boos bekannt. Trotz der internationalen Finanzkrise beurteile die Mehrheit der Publikumsverlage ihre Geschäftslage als stabil. Die Buchmesse beginnt am Mittwoch und ist an den letzten beiden Tagen, Samstag und Sonntag, auch für private Bücherfreunde geöffnet.