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Außenansicht der Oper Frankfurt
Außenansicht der Oper Frankfurt Foto: © Wolfgang Runkel
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Frankfurter Bühnen-Debatte: Neubau wird immer wahrscheinlicher

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In diesem Jahr ist Frankfurts Oper von den Kritikern erneut als Deutschlands „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnet worden. Auch das im selben Haus untergebrachte Schauspiel gehört zu den renommierten Bühnen der Republik. Doch die aus dem Jahr 1963 stammende Theaterdoppelanlage ist wegen veralteter Klimatechnik und mangelndem Brandschutz dringend renovierungsbedürftig.

Für die Kosten der Sanierung hat ein dickes Gutachten im Sommer vergangenen Jahres fast 900 Millionen Euro veranschlagt – ein Neubau käme nur unwesentlich teurer. Die von der Summe regelrecht geschockten Stadtoberen gingen erst einmal auf Tauchstation. Nun soll ein neues Gutachten bis Herbst kommenden Jahres prüfen, ob die Sanierung nicht doch noch billiger werden kann. Jetzt will aber eine Gruppe einflussreicher Bürger für die Stadt eine Oper bauen – und hat damit den Magistrat unter Zugzwang gesetzt.

Rund 50 Millionen Euro will die Bürgerstiftung sammeln – den Rest des auf 240 Millionen Euro taxierten Neubaus will sie mit Darlehen bezahlen. „Wir machen der Stadt ein Angebot“, sagt Martin Wentz, der Sprecher der Initiative. Die Stiftung könne in alter Bürgertradition die Oper viel günstiger und schneller bauen als die Stadt. Diese würde dann das Haus für 30 Jahre anmieten, bevor sie es endgültig übernimmt. Im Januar will Stadtplaner Wentz, früher Frankfurter Planungsdezernent, dem Magistrat den Vorschlag offiziell vorstellen.

Bisher haben sich die Stadtoberen eher zurückhaltend zum Vorschlag der Stiftung geäußert. Vor allem deren Vorschlag, aus Kostengründen auf einen Architektenwettbewerb beim geplanten Neubau zu verzichten, stößt auf wenig Gegenliebe. „Es wird dann auf jeden Fall einen Wettbewerb geben“, sagt dazu Jana Kremin, die Sprecherin von Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD).

Wenn schon Neubau, dann träumt Frankfurt von dem großen architektonischen Wurf, wie es die hochgelobten Opern-Neubauten in Oslo oder Kopenhagen wurden. Eines steht aber schon mal fest: Der Verstoß der Bürgerinitiative hat dafür gesorgt, dass in die Debatte neue Bewegung gekommen ist. Die Stadt werde ihre Planungshoheit behalten, betont Wentz.

Der Vorschlag der Stiftung hat seiner Ansicht nach für den laufenden Spielbetrieb große Vorteile: Nach dem Neubau der Oper könnte auch das Schauspiel auf dem alten Grundstück ein neues Haus erhalten. Langjährige Interim-Spielstätten, wie sie gerade das Schauspiel Köln erleben muss, wären damit hinfällig.

Auch Frankfurts Schauspiel-Intendant Anselm Weber hat sich mehrfach gegen Zwischenlösungen positioniert. Oper-Intendant Bernd Loebe favorisiert ebenfalls einen Neubau. „Logistisch wäre das die unkomplizierteste Lösung“, sagt der Opern-Chef zu einem Neubau an anderer Stelle. „Wir könnten hier spielen, bis das neue Haus fertig ist, und dann ziehen wir in ein neues Gebäude“, sagt der Intendant pragmatisch.

In der Standortfrage hat sich auch die Stadt inzwischen bewegt. Kulturdezernentin Hartwig hat lange auf dem jetzigen Standort am Willy-Brandt-Platz nahe dem Bankenviertel beharrt – egal ob nun Sanierung oder Neubau. Jetzt kann sie sich aber vorstellen, dass zumindest eine der beiden Bühnen wegzieht.

Derzeit bremst die Stadt aber noch bei allen Gedankenspielen um einen Neubau. Zunächst soll jetzt die Stabsstelle „Zukunft der Städtischen Bühnen“ ihrer Aufgabe nachgehen. Diese muss im Auftrag des Stadtparlaments prüfen, ob es für die maroden Bühnen „Bestandsschutz“ geben kann. Dabei geht es darum, ob eine Sanierung nicht doch noch bei vertretbaren Kosten möglich ist.

Chef der Stabsstelle ist der Architekt Michael Guntersdorf, der als krisenerprobt gilt. Er war langjähriger Beauftragter für die „Neue Altstadt“, die mit einiger Verspätung im September in Frankfurt für rund 200 Millionen Baukosten eröffnet wurde. Im kommenden Frühjahr will Guntersdorf nun in Sachen Bühnen eine „richtungsweisende“ Entscheidung verkünden, wie es bei der Stadt heißt.