Der Verband FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V. äußert massive Bedenken gegenüber der geplanten Reform der GEMA. Der Vorstoß, die Vergütung künftig ausschließlich auf Basis von Inkassozahlen vorzunehmen und die unstrittig notwendige Reform der bisherigen Kategorien „Ernste Musik“ (E-Musik) und „Unterhaltungsmusik“ (U-Musik) in dieser Art umzusetzen, gefährdet nicht nur die kulturelle Vielfalt, er bricht mit einem fundamentalen Prinzip: dem solidarischen Gedanken der GEMA.
„Die GEMA war jahrzehntelang mehr als eine reine Verwerterin. Sie war eine Solidargemeinschaft unter Urheber:innen – ein Ort, an dem nicht nur Marktinteressen zählten, sondern auch künstlerische Substanz und Qualität. Mit dem jetzigen Reformvorhaben bricht die GEMA mit ihrem solidarischen Förderprinzip, das weltweit einmalig ist.“, betont Christian Fausch, Vorstandsvorsitzender von FREO.
Mit dem vorliegenden Reformvorhaben verabschiedet sich die GEMA von dieser Idee und öffnet den Weg für eine rein kommerzielle Verwertungskultur.
Bislang galt im Verteilungsplan E der Grundsatz: gleiches Geld für gleiche Arbeit. Nicht der Aufführungsort und seine Einnahmen waren entscheidend, sondern das aufgeführte Werk selbst. Dieses Prinzip garantierte, dass auch weniger bekannte Komponist:innen und Werke ohne massenwirksame Präsenz fair honoriert wurden. Mit dem geplanten Umstieg auf eine inkassobasierte Verteilung fällt diese Balance weg zugunsten von auf Reichweite optimierte Produktionen.
Die historischen Kategorien E und U sind – trotz Reformbedarf – Ausdruck eines Verständnisses, das die vielfältigen Produktionsbedingungen von Musik in Deutschland respektiert. Ihre Abschaffung würde nicht nur zahlreiche innovative, experimentelle und interdisziplinäre Arbeiten marginalisieren, sondern das ohnehin filigrane Gleichgewicht zwischen freien Klangkörpern, Festivals, Ausbildungsinstitutionen und Verlagen ins Wanken bringen.
Lena Krause, Geschäftsführerin von FREO sagt:
„Ein System, das allein nach Marktwert entscheidet, wird insbesondere im Bereich der neuen Musik dazu führen, dass uns Innovation und Strahlkraft verloren geht. Das jetzige Reformvorhaben würde bedeuten, dass Komponierende in der Sparte „E“ mit Einbußen von 70 bis zu 90% rechnen müssten – das hätte auch direkte Auswirkungen auf die freie Ensemblelandschaft in Deutschland“
FREO fordert:
- den Stopp der Reform in ihrer derzeitigen Form,
- echte Beteiligung der betroffenen Musikschaffenden am Reformprozess,
- die Weiterentwicklung statt Abschaffung solidarischer Verteilungsmechanismen,
- ein klares Bekenntnis zu Vielfalt, Kunstfreiheit und kultureller Verantwortung.
Die Reformpläne gefährden nicht nur einzelne Komponist:innen. Sie bedrohen das Fundament eines weltweit anerkannten Musikstandorts. Eine Kulturnation wie Deutschland darf sich nicht dem kurzfristigen Diktat von Marktlogik beugen.
Über FREO e.V.
FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V. ist der bundesweite Verband der professionellen freien Klangkörper. Er setzt sich für faire Arbeitsbedingungen, strukturelle Förderung und die Sichtbarkeit freier Musikensembles ein.