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Der Vorsitzender der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt. Foto: Hufner
Der Vorsitzender der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt. Foto: Hufner
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Früher war alles genauso, nur anders

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Die Phonographische Wirtschaft blickt zurück und nach vorn
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Es könnte alles viel schlimmer sein, aber auch viel besser. So lässt sich in einem Satz der gegenwärtige Zustand der phonoghraphischen Wirtschaft in Deutschland beschreiben. Der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, hat es selbst auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Berlin so umschrieben: „Der Musikmarkt hat sich 2004 konsolidiert. Zwar ist noch ein Umsatzrückgang von 3,6 Prozent zu verzeichnen, doch der ist im Vergleich zu den Vorjahren sehr moderat ausgefallen. Die extrem negative Umsatzentwicklung der letzten Jahre ist offensichtlich beendet. Für 2005 erwarten wir eine stabile Marktentwicklung, ab 2006 dann wieder leichte Zuwächse.“

In der Tat scheint der freie Fall der Umsatzentwicklung der Branche gebremst, auf allerdings immer niedrigerem Niveau. Von 2000 bis 2004 sank der Jahresumsatz von 2.490 Millionen auf 1.589 Millionen Euro, also um gut 36 Prozent. Während Hauptproblem Nummer 1 für die deutschen Phonoverbände die private Vervielfältigung darstellt, sieht man im Bereich des Onlineverkaufs, dem jahrelangen Problemfeld Nummer 2, eine mäßig positive Entwicklung. 2004 habe es etwa acht Millionen legale Musikdownloads zu einem Marktwert von zehn Millionen Euro gegeben. Das ist immerhin auch schon etwas, wenngleich nur ein Tüpfelchen auf dem i. Das sind die Entwicklungen, die man schön schwarz auf weiß belegen kann und die vielleicht die wirtschaftlichen Eckdaten umreißen.

Gleichwohl kommt aus den Reihen der deutschen Phonoverbände längst nicht mehr nur Gejammer, sondern wieder auch heftige Kritik. Immer noch arbeitet man daran, dass Musik- und Musikbildtonträger als Waren der Kultur auch fiskalisch gerechnet werden, nämlich mit dem herabgesetzten Mehrwertsteuersatz von 7 statt 16 Prozent und vesprach, die Senkung sofort dem Kunden weiterzugeben. Ebenso ist man stark bemüht, den Kampf gegen die Legalisierung von Privatkopien (auch zum privaten Gebrauch) zu führen.

Geschäftführer Peter Zombik sieht dabei durchaus positive Entwicklungen in Fragen des Digital Rights Management (DRM) und ist andererseits eigentlich unglücklich darüber, dass man 2004 insgesamt 400 Strafverfahren gegen illegale Anbieter in „Tauschbörsen“ einleiten musste. Gern tat man dies nicht, aber auf eine andere Weise ist seitens der Kläger nicht zu ermitteln, wer diese tauschenden Personen denn seien. Man sähe sich daher eher zu diesem prozessualen Schritten gezwungen und dazu, die Schutzfristen für Musikaufnahmen von EU-weit 50 Jahren auf 95 Jahre (wie in den USA) zu verlängern. Gar nicht zimperlich ist man gegenwärtig gegenüber den Rundfunkanstalten. Nicht nur möchte man das Verfahren der pauschalen Lizenzierung der Musikaufnahmen, also das so genannte Rundfunkprivileg, aufheben, man ist zudem auch mit der Programmgestaltung der Sender selbst unzufrieden. So sei der Anteil der deutschprachigen Titel im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von 38,3 in 2002 auf 14,5 Prozent in 2004 gefallen, bei den privaten Runfunkanstalten ging er im selben Zeitraum von 8,7 auf müde 5,7 Prozent zurück. Das spiegele die Marktentwicklung überhaupt nicht wieder. Während in den Top25-Albencharts 2004 zehn Alben und acht Singles auftauchten, waren es in den so genannten Airplay-Charts des Rundfunks nur zwei. Allein die Sendung von deutschsprachigen Neuheiten stieg zwischen 2002 und 2004 von kläglichen 1,2 auf 4,9 Prozent (0,8 auf 2,2 Prozent bei den Privaten).

Über den schwelenden Streit zwischen GEMA und Phonoverbänden über die Lizenzgebühren auf Tonträger hüllte man sich seitens der deutschen Phonoverbände in Schweigen und meinte nur: „Wir haben uns lieb.“ Aus wohlunterrichteten Kreise jedoch verlautete, dass der von den Phonoverbänden von 9,009 auf 5,6 Prozent (später korrigiert auf 6,6) reduzierte Satz eher nicht erreicht wird, es werde vielmehr wohl eine 9 vor dem Komma stehen bleiben. Der Zustand der Deutschen Phonoakademie hingegen sei trotz personeller Verschlankung im letzen Jahr stabil, vor allem was deren Budget für alle Projekte wie den ECHO Pop, ECHO Klassik oder Schooltour angehe.

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