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Eingangsbereich der GEMA-Hauptverwaltung in München. Foto: Martin Hufner
Eingangsbereich der GEMA-Hauptverwaltung in München. Foto: Martin Hufner
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GEMA will ohne ver.di weiter machen

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Mit flexibleren Personalkosten stellt sich die Verwertungsgesellschaft dem europäischen Wettbewerb
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Im März hatten sich etliche hundert Betriebsangehörige den von der Gewerkschaft ver.di initiierten Protestveranstaltungen angeschlossen, die in Form einer Widerstandstournee von Berlin über Hamburg, Hannover, Dortmund, Stuttgart und Wiesbaden bis zur Münchener Zentrale stattfanden. Vorausgegangen war die Kündigung des seit vierzig Jahren funktionierenden Haus-Tarifvertrages durch den GEMA-Vorstand mit dem Ziel, leistungsbezogene Kriterien in die Vergütungsverträge einzubasteln und den Kündigungsschutz zu lockern. nmz-Herausgeber Theo Geißler fragte den GEMA-Vorstandsvorsitzenden Harald Heker nach den Hintergründen.

Theo Geißler: Die hausinterne Strukturerneuerung hat unter den GEMA-Mitarbeitern erhebliche Unruhe verursacht. Sie haben den Tarifvertrag mit ver.di gekündigt. Wie soll es weiter gehen?
: Bisher war es üblich, dass die GEMA einen Haustarifvertrag mit der Gewerkschaft ver.di geschlossen hat. Nachdem ver.di den auslaufenden Gehaltstarifvertrag zum Ende des Jahres 2006 gekündigt hat, haben wir das auch getan und gleichzeitig mitgeteilt, dass wir mit ver.di in Zukunft keine Gehaltstarifverträge mehr schließen wollen. Wir glauben, dass wir, was den Personalbereich anbelangt, Lösungen brauchen, die GEMA-spezifisch sind und die es verhindern, zukünftige Tarifvertragsverhandlungen unter eine Oberpolitik von ver.di zu stellen, die ja als größte Gewerkschaft der Welt ein ganz großes politisches Interesse an bestimmten gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen hat, an denen die GEMA ja nur sehr eingeschränkt teilnimmt. Wir wollen versuchen, zukünftig gemeinsam mit unserem Betriebsrat GEMA-spezifische Regelungen zu finden. Der Betriebsrat hat sich auch bereit erklärt, mit uns über solche Themen zu sprechen. Man muss auch wissen, dass durch die Kündigung der Tarifverträge für alle unsere Mitarbeiter, die bis zum 31. Dezember 2006 bei der GEMA beschäftigt waren, sich nichts ändert, weil die Tarifverträge aufgrund deutschen Arbeitsrechts solange fortwirken, wie der jeweilige Mitarbeiter im Unternehmen ist. Wenn es uns gelingt, zukünftig den Fixkostenblock Personalkosten so flexibel zu gestalten, dass wir bestimmte Ausschläge in Zukunft besser abfedern können als heute, dann steigern wir die Wettbewerbsfähigkeit der GEMA. Denn auf was schaut denn ein Rechteinhaber zuerst? Auf die Kosten, seine Rechte über die GEMA wahrnehmen zu lassen. Diese Kosten sind bei allen Verwertungsgesellschaften sehr transparent. Da muss die GEMA dafür sorgen, dass sie nicht an dieser Stelle den Wettbewerb verliert.

Geißler: Ein besonders personalintensiver Bereich sind sicher die Bezirksdirektionen der GEMA. Könnte man sich da Rationalisierung vorstellen?
: Wir führen zurzeit ein neues Softwaresystem AS/AIDA bei unseren Bezirksdirektionen ein. Über 600 Mitarbeiter sind von dieser Einführung betroffen. Am 1. Januar 2008 werden wir dieses neue System aktiv schalten und dann wird es möglich sein, die Arbeit der Bezirksdirektionen noch effizienter, als sie heute schon ist, zu organisieren und durchzuführen.

Geißler: Könnte man sich vorstellen, dass aus diesen Bezirksdirektionen dann vielleicht kleine Kulturzentren werden, jeweils in der Region, so dass sie etwas befreit wären von dem nicht immer ganz so sympathischen Inkasso- und Kontrollimage.
: Wir beabsichtigen im Rahmen unseres Marketingkonzepts, das parallel zu unserem Kulturkonzept entsteht, auch die Bezirksdirektionen zukünftig sehr viel stärker einzubinden. Wir werden bereits ab Herbst 2007 in allen Bezirksdirektionen regelmäßig Mitgliederabende und -tage durchführen, zu denen wir unsere Mitglieder einladen, zu uns in die Bezirksdirektionen zu kommen, um ihre Fragen zu stellen, sich zu informieren – und um auch das, was sie möglicherweise an der GEMA stört, zu artikulieren, und damit die GEMA zukünftig noch besser zu machen.

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