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Will die Geige zum Kunden bringen: Tarisio-Direktor Jason Price. Foto: A. Bruns
Will die Geige zum Kunden bringen: Tarisio-Direktor Jason Price. Foto: A. Bruns
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Geschäftsmodell Geige

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Die neuen Strategien der Auktionshäuser am Beispiel von Tarisio
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Nie war es so einfach für Investoren, an ein hochwertiges Streichinstrument zu kommen. Das amerikanisch-englische Auktionshaus Tarisio reist mit seinen Geigen und Bratschen nach Deutschland und die Schweiz, ersteigern kann man die Instrumente anschließend bequem im Internet. Aber ist eine Violine als Investment wirklich für jeden geeignet? Und welchen Einfluss auf die Preisstabilität haben asiatische Käufer, die seit kurzem auf dem Geigenmarkt mitmischen?

Schon am Eingang des Münchner Kulturzentrums Gasteig ist das Plakat nicht zu übersehen: „Tarisio Auktionsschau im ersten Stock.“ Die Rolltreppe hochgefahren, und da liegen sie schon: etwa dreißig Geigen, Bratschen und Bögen nebeneinander auf einem langen Tisch, jedes Instrument ist mit einer Nummer versehen. Alle werden Ende März vom Auktionshaus Tarisio in London versteigert. In den vergangenen Tagen war das englische Team schon in Basel und Zürich unterwegs, am nächsten Tag soll es nach Berlin weitergehen. Diese „Viewing“-Tour ist aufwendig, lohnt sich aber für Tarisio. „Wir wollen nicht warten, bis Interessenten zufällig bei uns im Auktionshaus vorbeischauen. Wir bringen die Instrumente zu den Kunden“, erklärt Direktor Jason Price. Eine Werbestrategie, die aufgeht. Schon am frühen Vormittag sind Interessenten da, begutachten die Instrumente, dürfen sie in die Hand nehmen und spielen. Die Preisklasse: zwischen 17.000 und 420.000 Euro.

Tarisio ist weltweit eines der führenden Auktionshäuser, die sich auf Streichinstrumente spezialisiert haben. 1999 in New York gegründet, ist Tarisio seit sechs Jahren auch in London vertreten, dem nach wie vor unangefochtenen Zentrum für Instrumentenhandel. Sieben Auktionshäuser versteigern dort Streichinstrumente aller Preisklassen; allein bei Tarisio waren es im vergangenen Jahr über 2.000 Instrumente auf acht Auktionen. Das Besondere dabei: Die Auktionen finden alle auch online statt. Ein Modell, mit dem Tarisio den Markt vor 15 Jahren revolutionierte. „In New York laufen Online-Auktionen hervorragend und auch in Europa wächst das Interesse.“ 2011 versteigerte Tarisio die wertvolle Lady-Blunt-Stradivari zum Rekordpreis von umgerechnet 11,6 Millionen Euro – per Internet. 

„Wir wollen Auktionen so einfach wie möglich gestalten“, sagt Price. „Nie war das Interesse an Streichins-trumenten so groß wie heute. In den letzten zehn Jahren kamen immer mehr Investoren auf uns zu. Früher kauften die Leute bei ihrem Geigenhändler in der Nähe. Jetzt fliegt man auch mal von Berlin nach London für ein Instrument.“ Auch die Käuferschicht hat sich verändert. Während früher Interessenten oft private Sammler waren, die wertvolle Instrumente im Tresor horteten, sind heute viele Investoren dabei, die ihr Instrument einem Musiker zur Verfügung stellen wollen. „Neunzig Prozent unserer verkauften Instrumente werden regelmäßig von Musikern gespielt.“ Das beruhigt Price, wenn er sich wieder von einer besonders schönen Geige trennen muss, die versteigert werden soll.

Die Musiker selbst können sich hochwertige Instrument oft gar nicht mehr leisten, denn mit der Nachfrage steigen auch die Preise für Instrumente stetig. Dieser Effekt wird seit kurzem noch verstärkt durch das vermehrte Interesse asiatischer Käufer. „Der ohnehin begrenzte Markt wird so noch umkämpfter. Andererseits gibt eine internationale Nachfrage mehr Preissicherheit.“ Das macht Instrumente vor allem für Käufer interessant, die langfristig investieren wollen. Price warnt aber vor voreiligen Ersteigerungen: „Unsere Auktionen sind nicht für Leute, die ihre erste Geige kaufen. Man braucht Erfahrung und muss bereit sein, innerhalb kurzer Zeit eine Entscheidung zu fällen.“ Denn zwischen den sogenannten „Viewings“ und der Versteigerung liegen nur wenige Wochen. Außerdem sollten Investoren sich nur an Auktionshäuser wenden, die seriöse Expertise betreiben. „In der Vergangenheit kam es immer mal wieder vor, dass eine Geige aus der Werkstatt Vuillaumes kurzerhand als ,Vuillaume‘ etikettiert wurde. Zum Glück sind wir heute durch das Internet so gut vernetzt, dass solche falschen Expertisen schnell auffliegen. Wir geben nur Garantien heraus, wenn wir uns absolut sicher sind.“

Expertise ist Jason Prices Hauptaufgabe bei Tarisio. Aber er denkt weiter, will in Zukunft aus dem Online-Auktionshaus mehr machen als einen Mittler zwischen Verkäufern und Käufern. „Wir wollen kreative Ideen anstoßen und Projekte unterstützen, die sich um Streichinstrumente drehen.“ Dazu hat Tarisio im Frühjahr 2015 einen Wettbewerb ausgeschrieben. Das beste Projekt bekommt 3.000 Dollar Starthilfe für die Umsetzung. „Eine Performance, ein humorvolles Video – wir sind gespannt auf die Einsendungen.“

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