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Gewinnmaximierung: EMI will 2000 Arbeitsplätze abbauen

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(nmz-bl) Bereits zum zweiten mal gerät das Majorlabel EMI innerhalb weniger Tage in die Schlagzeilen. Wie vergangene Woche publiziert, stellt Unternehmenschef Guy Hands die Mitgliedschaft der EMI im Branchenverband IFPI in Frage. Jetzt will er laut Londoner "Times" 2000 Stellen im britischen Musikkonzern abbauen.

Seit EMI unter der Führung des neuen Eigentümers und seines Risikokapitalunternehmens Terra Firma steht, hat der Konzern nach einer Reihe von Möglichkeiten gesucht, das Unternehmen kosteneffizienter zu gestalten. Der aufgestellte Sanierungsplan für die EMI bedroht jetzt nicht nur ein Drittel der Arbeitsplätze, es stehen auch eine Vielzahl von Verträgen mit Musikern auf dem Spiel. (Im Klassikbereich unter Vertrag: z. B. Alban Berg Quartett, Martha Argerich, Nigel Kennedy, Riccardo Muti, Sir Simon Rattle, Rolando Villazon, Rechte an Aufnahmen von Herbert von Karajan und Maria Callas).

Wie EMI den Künstlerabbau begründet, berichtet Heise online: 85 Prozent der „EMI-Musiker“ erbrächten keinen Gewinn, lediglich 200 der 14.000 Musiker sorgten für den größten Anteil der Umsätze. Jährlich koste es 25 Millionen Pfund, nicht verkaufte CDs einzustampfen. 70 Prozent seines Gewinns macht EMI mit dem Musikverlagsgeschäft, das weitgehend ungeschoren davonkommen soll. Künftig sollen mehr als 6 Prozent der EMI-Belegschaft aus Talentsuchern bestehen. Außerdem will EMI sich vom CD-Verkauf lösen und stärker auf Formate setzen, die von den Kunden gefordert würden.

Am Dienstag (15. Januar) will Guy Hands seine Sparpläne detailliert vorstellen. Künstler wie Robbie Williams haben auf die angedrohte Kündigungswelle bereits reagiert. Er will sein nächstes Album nicht an EMI ausliefern. Williams protestiert damit gegen „die Fehlentscheidungen des Managements - Stichwort: Verschlafen des Onlinemarkts – für die die Mitarbeiter und Kreativen jetzt büßen müssen“. Hands benehme sich wie ein "Plantagenbesitzer".

Terra Firma war bis zur Übernahme von EMI im Mai 2007 ein Investor ohne spezielle Verbindungen zur Musikbranche. In Deutschland haben die Briten z. B. 2004 von Lufthansa, Allianz und Apaxden den ehemals staatlichen Autobahnraststättenbetreiber Tank & Rast übernommen.


s. auch:
Britischer Investor Terra Firma wird EMI übernehmen
(Nachricht vom 22.05.2007)

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