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Will Kinder ermutigen, im Duo Klavier zu spielen: Gregor Willmes. Foto: Bechstein
Will Kinder ermutigen, im Duo Klavier zu spielen: Gregor Willmes. Foto: Bechstein
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Gezielt das Zusammenspiel von Pianisten fördern

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nmz-Gespräch mit Gregor Willmes über den Carl Bechstein Wettbewerb für Kinder und Jugendliche
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Der Klavierbauer C. Bechstein Pianofortefabrik AG hat einen neuen Klavierwettbewerb aus der Taufe gehoben, den Carl Bechstein Wettbewerb für Kinder und Jugendliche. Warum es Sinn macht, heute einen weiteren Klavierwettbewerb zu veranstalten und welches Profil diesen auszeichnet, darüber unterhielt sich nmz-Herausgeber Theo Geißler mit Gregor Willmes, Cultural Manager bei C. Bechstein Pianofortefabrik AG in Berlin.

Theo Geißler: Dem gehetzten Musikjournalisten stellen sich die Haare auf: noch ein Klavierwettbewerb, den er zu besuchen hat. Was unterscheidet den Bechstein-Klavierwettbewerb von anderen Competitions solcher Art?

Gregor Willmes: Es gibt in Deutschland sehr viele Wettbewerbe und international noch mehr, aber Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche sind nicht so zahlreich. Wir veranstalten einen Wettbewerb für Kinder und Jugendliche, wollen aber „Jugend musiziert“ nicht Konkurrenz machen, sondern ergänzend eine Kategorie anbieten, die in dem jeweiligen Jahr nicht in „Jugend musiziert“ vorkommt. Der Carl Bechstein Wettbewerb ist im ersten Jahr beispielsweise für Klavier-Duos ausgeschrieben und zwar vierhändig und an zwei Klavieren.

Geißler: Warum hat sich die Stiftung für die Kategorie Klavierduo entschieden?

Willmes: Damit möchten wir gezielt das Zusammenspiel von jungen Pianistinnen und Pianisten fördern. Duo-Wettbewerbe gibt es nicht sehr oft. Im Bereich von Kindern- und Jugendlichen ist es meistens so, dass es keine eingespielten Duos gibt, sondern dass sich für den Wettbewerb Duos finden, die gezielt von den Klavierlehrern zusammengestellt werden, oder die sich selber zusammenfinden – und manchmal sind es eben auch Geschwister. Als Klavierduo muss man gemeinsam proben, sich gemeinsam einer Jury stellen und gemeinsam Erfahrung sammeln. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu einem Solo-Wettbewerb, und wir halten das für sehr wichtig.

Geißler: Die Stiftung zielt damit im Grunde genommen auf ein pädagogisches Projekt. Ist das ein zentrales Anliegen der Carl Bechstein Stiftung?

Willmes: Ja, Musikpädagogik spielt für die Stiftung eine besondere Rolle, weil wir von Anfang an den Nachwuchs im Auge haben und möglichst viele Kinder ermutigen wollen, Klavier zu spielen. Die Stiftung fördert bisher fast ausschließlich Kinder und Jugendliche. Eines unserer Hauptprojekte ist etwa das Projekt „Klaviere für Ganztagsschulen“, das wir letztes Jahr hier in Berlin begonnen haben und gerade auf einige weitere Regionen in Deutschland ausweiten. Da geht es darum, dass wir Grundschulen kostenlos Klaviere zur Verfügung stellen, wenn sie sich denn besonders im Bereich Klaviermusik engagieren, beispielsweise nachmittags Klavierunterricht anbieten, was bisher oftmals nicht möglich war, weil in den Schulen einfach nur uralte oder gar keine Klaviere stehen.

Geißler: Welche Kriterien müssen diese Schulen erfüllen, um so ein tolles Klavier zu bekommen und wie wird überprüft, ob diese Instrumente auch fachgerecht eingesetzt werden?

Willmes: Es gibt zwei wesentliche Kriterien. Das eine ist der Bedarf. Also eine Schule, die jetzt schon einen Flügel und zwei gute Klaviere hat, ist nicht so bedürftig wie eine Schule, die gar kein Klavier hat oder eines, das 100 Jahre alt ist und sich nicht mehr stimmen lässt. Wir prüfen auch den Bedarf. Hier in Berlin habe ich alle Schulen selbst besucht. Wenn wir jetzt in andere Städte gehen, dann müssen wir Mitglieder aus dem Carl-Bechstein-Freundeskreis bitten, sich die Klaviere anzusehen, die jeweils vorhanden sind. Auf jeden Fall wollen wir den direkten Kontakt zu den Schulen, und wir pflegen auch den Kontakt mit den Musiklehrern. Da wir die Klaviere nicht verschenken, sondern kostenlos zur Verfügung stellen, fragen wir regelmäßig an: Was passiert bei euch? Wird dieses Klavier eingesetzt? Gibt es zum Beispiel eine Kooperation mit der Musikschule? Und wir kriegen sehr viele positive Rückmeldungen in Form von Fotos oder Meldungen, die die Schulen auf ihre Webseiten stellen.
Geißler: Zurück zum Wettbewerb, speziell zur Literatur. Was ist da vorgesehen?
Willmes: Das Repertoire muss aus mindestens zwei kontrastierenden Stücken verschiedener Stilepochen stammen.

Geißler: Was kann man unter „kontrastierend“ verstehen?

Willmes: Beispielsweise ein schnelles und ein langsames Stück. Wir haben darüber hinaus vier Stücke für vier Hände in Auftrag gegeben, für vier verschiedene Altersgruppen. Und zwar bei ganz jungen Komponisten, allesamt Preisträger des von der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) durchgeführten Wettbewerbs „Jugend komponiert“. Diese Werke werden zurzeit noch geschrieben, stehen im Sommer zur Verfügung und können ab dem 1. August von uns an die potentiellen Teilnehmer geschickt werden. Wer diese Werke aufführt, kann noch einen Sonderpreis gewinnen.

Geißler: Wie erreicht die Bechstein-Stiftung denn die entsprechenden Klavierlehrer?

Willmes: Die Ausschreibung gilt für die ganze Bundesrepublik und wir haben im April alle 933 Musikschulen angeschrieben, die im VDM (Verband Deutscher Musikschulen) organisiert sind. Wir hoffen natürlich, dass viele diese Post ernst nehmen und potentielle Kandidaten an uns schicken.

Geißler: Anmeldeschluss ist der 30. September 2014. Was passiert denn, wenn sich 2.000 Klavierduos anmelden?

Willmes: Das wäre einerseits ein Traum, weil es zeigt, dass wir ein Bedürfnis stillen. Auf der anderen Seite wäre es auch ein Alptraum, weil wir – der Wettbewerb ist im Moment konzipiert auf drei Tage – nur eine bestimmte Zahl von Teilnehmern annehmen können. Da gilt dann, dass derjenige, der sich am ehesten bewirbt, dabei ist.

Geißler: Wie sieht die Jury aus und welche speziellen Kriterien sind ihr anempfohlen?

Willmes: Die Jury setzt sich zum einen aus Personen zusammen, die selbst im Klavierduo spielen. Zum Beispiel Mona Bard, die in diesem Feld sehr erfolgreich ist oder Gil Garburg, der international als Pianist im Klavierduo unterwegs ist. Auch Professor Wolfang Manz aus Nürnberg hat im Duo beim „Concours Reine Elisabeth” Brüssel/Belgien seine internationale Karriere gestartet. Darüber hinaus sind es auch erfahrene Musikpädagogen. Nicht nur Manz, auch Gerrit Zitterbart ist als Klavierprofessor im pädagogischen Bereich tätig. Dann haben wir mit Simone Foth noch die Fachbereichsleiterin der Musikschule Paul Hindemith eingeladen. Somit glauben wir also, dass wir da eine Jury haben, die auf der einen Seite auf höchstem Niveau beurteilen und auf der anderen Seite den Kindern und Jugendlichen ein fairer Partner sein kann.

Geißler: Wird es Beratungsgespräche nach den Vorspielen geben?

Willmes: Die haben wir im Moment nicht eingeplant.

Geißler: Ein wichtiger Partner für den Wettbewerb ist die Stiftung Schloss Britz. Was leistet diese?

Willmes: Die Stiftung Schloss Britz stellt uns den Kulturstall als einen Veranstaltungssaal mit rund 200 Plätzen zur Verfügung. Dort finden die Wertungsspiele und auch ein Preisträgerkonzert statt. Darüber hinaus unterstützt das Schloss Britz die Logistik, stellt also Personal zur Verfügung. Es ist viel wert, einen sehr guten und vertrauensvollen Partner zu haben, der mit Veranstaltungen viel Erfahrung gesammelt hat.

Geißler: Planen Sie, abgesehen von bereits vorhandenen Partnern, – ich darf in Eigenwerbung sagen, die nmz ist auf jeden Fall mit dabei – gegebenenfalls noch weitere Mitstreiter in das Veranstalter-Boot zu holen?

Willmes: Bei diesem Wettbewerb haben wir neben Schloss Britz als Partner noch die eben erwähnte Musikschule Paul Hindemith. Die ist übrigens auch auf Schloss Britz mit Räumlichkeiten angesiedelt, sodass wir deren Übungsräume nutzen können. Als weiteren Partner haben wir die Jeunesses Musicales, die uns geholfen hat, die Komponisten zu finden und diese auch beim Komponieren zu betreuen. Und wir haben verschiedene Medienpartner – Gott sei Dank auch die neue musikzeitung, die im musikpädagogischen Bereich eigentlich einmalig ist. Wir haben „Piano News“ als Partner und wir hätten sehr gerne noch einen Partner im Bereich Radio: Deutschlandradio oder rbb. Da sind wir aber noch in Verhandlungen. Wir hätten natürlich als Berliner Wettbewerb auch gerne eine der größeren Tageszeitungen hier in Berlin, aber auch da sind wir noch dran.

Geißler: Wir wünschen Ihnen zu diesem ersten Wettbewerb viel Glück und reichlich Teilnehmer.

Weiter Informationen unter www.carl-bechstein-stiftung.de

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