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 Kultursenator Chialo eröffnet Tuba-Jahr 

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Imposant und vielseitig: Handwerk im Musikwinkel feiert die Tuba

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Im Jahr der Tuba bekommt das Blasinstrument mit dem tiefen Ton besondere Aufmerksamkeit. Instrumentenbauer sprechen von einem Tuba-Trend. Aber Billigprodukte machen den Herstellern zu schaffen.

Markneukirchen - Auf der Werkbank von Stephan Schmidt liegen unzählige Knöpfe, Ventile und Messingstücke. Der Metallblasinstrumentenmacher aus Markneukirchen im Vogtland weiß genau, wo welches Bauteil hingehört. Zielsicher hämmert und biegt er das Metall, bis am Ende seine fertigen Instrumente den gewünschten Klang ergeben. Seine Meisterwerkstatt gehört zu den wenigen Orten, an denen die Tuba hergestellt wird. Diese mächtigen, glänzenden Instrumente mit ihrem eindrucksvollen Schalltrichter erhalten in diesem Jahr besondere Beachtung. Die Landesmusikräte Deutschlands haben für 2024 das Jahr der Tuba ausgerufen.

Das Blasinstrument mit dem tiefsten Ton liege im Trend, sagt Schmidt. «Die Nachfrage ist in den letzten Jahren gestiegen.» Jüngere würden sich vermehrt für das traditionelle und große Blasinstrument entscheiden, das Aufmerksamkeit erzeuge. «Orchestermusiker können sich sicher sein, dass sie mit der Tuba auf jedes Gruppenfoto kommen», erklärt er mit einem Augenzwinkern. Die aktuelle Beliebtheit der Tuba habe dazu geführt, dass sie in Schmidts Werkstatt, wo auch Hörner oder Trompeten entstehen, die Hauptarbeit einnimmt.

Dabei machen dem Tuba-Bauer Billigprodukte zu schaffen. «Die Instrumente sind oft mangelhaft. Eine handgemachte Tuba hat einen viel wärmeren Klang als eine industriell gefertigte», erläutert Schmidt. Er verbringt viele Stunden mit dem Hämmern, Löten, Ausfeilen und Glätten. «Wer sich ein Billigprodukt kauft, etwa aus Fernost, kommt später oft zu uns wegen Reparaturen.» Auch EU-Richtlinien machen ihm Kopfzerbrechen - etwa das drohende Verbot von Blei, was immer noch beim Tuba-Bau zum Einsatz kommt. «Es gibt keine Alternativen.»

Bis zu 900 Tuben im Jahr entstehen beim zweiten und größten Tuba-Hersteller des sächsischen Musikwinkels, der Buffet Crampon Deutschland GmbH. Auch hier sorgt sich das deutsche Werk der französischen Buffet-Crampon-Gruppe wegen der Billigprodukte. Sie seien eine der größten Gefahren im heimischen Instrumentenbau, sagt Unternehmens-Sprecherin Christine Engel.

«Der größte Wert eines Instruments und insbesondere bei der Tuba sind die Handwerkerstunden. Es wird nur gut, wenn viel Zeit investiert wird.» Bei einem billig produzierten Instrument würden oft Klang, Intonation oder Nachhaltigkeit leiden. «Werden nur noch Produkte in dieser Kategorie gekauft, verschwindet der Musikinstrumentenbau im Vogtland und mit ihm ein großes Stück Kultur.»

Das deutsche Werk von Buffet Crampon mit seinen 450 Mitarbeitern teilt sich auf die Standorte im vogtländischen Markneukirchen und im oberbayerischen Geretsried. Neben Tuben werden auch Trompeten, Hörner oder Posaunen gefertigt. Auch bei einem größeren Unternehmen sei im Tuba-Bau kaum maschinelle Arbeit möglich, so Engel. «Das meiste muss von Hand gefertigt werden.» Die Tuben von Buffet Crampon spielen Musiker bei den Berliner oder den Wiener Philharmonikern, ergänzt die Sprecherin.

Eine besondere Tuba hat im Musikwinkel gezeigt, wie gut alle Akteure zusammenarbeiten können, sagt Mario Weller, Mitarbeiter im Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen. «Unsere Riesentuba ist das größte spielbare Instrument seiner Art weltweit. Für einen einzelnen Instrumentenbauer wäre sie nicht finanzierbar gewesen.» Seit über zehn Jahren ist das 2,05 Meter hohe und fast 50 Kilogramm schwere Instrument Teil des Museums. Neben dem Hauptakteur, einem Klingenthaler Metallblasinstrumentenmacher, hätten weitere Meister des Musikwinkels und bis zu 30 Helfer und Zulieferer mitgewirkt, sagt Weller, der Koordinator beim Bau der Riesentuba war.

Aber die Wartung für den musikalischen Koloss gestalte sich genauso schwierig wie der Bau, so Weller. Ein örtlicher Instrumentenbaumeister prüft regelmäßig die Ventile, baut sie aus, schleift und ölt sie. Leider hätten es die Markneukirchner mit ihrer Riesentuba nicht in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft. «Es gibt größere, aber unsere ist die größte wirklich spielbare Tuba.»

Zweimal wird die Markneukirchner Riesentuba in diesem Jahr öffentlich zu hören sein. Am 24. Juni ist ein Konzert in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund in Berlin geplant. Und am 24. November soll sie Teil eines Konzertes in der Hochschule für Musik in Dresden sein. Spielen wird sie Jörg Wachsmuth, dortiger Honorarprofessor und Solotubist der Dresdner Philharmonie. Die Tuba sei ein vielseitiges Blechblasinstrument und die Fangemeinde werde immer größer, sagt Wachsmuth, der als Schirmherr für das Instrument des Jahres in Sachsen fungiert. «Sie hat Durchsetzungsvermögen und trotzdem eine Art Wohlfühlcharakter.»

Als jüngstes Blasinstrument überhaupt wurde sie 1835 in Berlin erfunden, so der Experte. «Seit den Kompositionen von Richard Wagner nahm ihre Beliebtheit zu.» Inzwischen sei sie in den Bereichen Klassik, Jazz und in der Blasmusik nicht mehr wegzudenken. «In manchen Ländern ist sie fast ein Modeinstrument, darunter in den USA und Österreich. Es werden Tuba-Klassen gegründet, es gibt Tuba-Foren und Kongresse.» Wachsmuth hat als Tuba-Dozent keine Nachwuchssorgen. «Wir unterrichten vielversprechende und engagierte junge Talente.»