Berlin - Ein Würzburger Instrumentenbauer setzt bei seinen Cellos und Kontrabässen nicht nur auf den Klang. Er nutzt ihre geschwungene Form - und überzieht sie mit Bildern nackter Haut. Bald soll die "Arschgeige" nicht nur greifbar, sondern auch bespielbar und hörbar sein - zumindest wenn es nach den Plänen des Würzburgers Manfred Gernert geht.
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Der 52-Jährige drängt mit neuen Instrumenten-Formen auf den Musikmarkt: Kunststoff statt Holz, Elektronik statt Klassik - und Hautoptik statt Holzmaserung. «Ich möchte der Musikwelt einfach etwas Neues zeigen», sagt er.
Jeder kennt sie, die schwingende Handbewegung, mit der häufig weibliche Formen dargestellt werden. «Aber auch ein Kontrabass, und schon war die Idee geboren», beschreibt der gelernte Eisengießer den Werdegang des Projekts. Gernert ist für den Bau der Instrumente verantwortlich, ein Airbrush-Künstler verpasst den Instrumenten das Nackt-Design.
«Die Kunden können mir dann Fotos von den Rückenansichten ihrer Frauen oder Freundinnen einreichen, die Instrumente werden dann individuell gestaltet», sagt Gernert. Eine Aktzeichnung eben, aber nicht auf Papier oder Leinwand, sondern auf einem Instrumentenkörper.
Sex sells, sagt das Werbegeschäft. Trotzdem gehen heute immer mehr solcher Kampagnen nach hinten los. Häufig regt sich öffentlicher Widerstand gegen allzu plakative Körperbilder.
Bislang haben die beiden Männer tatsächlich auch nur Bilder von Frauenkörpern auf die Instrumente gebracht. Männerrücken seien aber ebenso machbar, sagt Gernert.
Derzeit sind nur bemalte Kontrabässe, für die es einen Designschutz beim Patentamt gibt, fest im Angebot seiner Firma. Aber schon bald sollen auch Cellos folgen und eben die Arschgeigen.
Billig sind die bemalten Instrumente nicht. Allein ein elektrischer Kontrabass mit einem «normalen» Rücken kommt locker auf einen Preis von knapp 3500 Euro. «Tätowierungen auf dem Rücken dauern beim Airbrushen logischerweise länger, komplette Rücken-Tattoos können sich auf den Preis auswirken.» Normale, akustische Kontrabässe kosten sonst zwischen 500 und 1500 Euro.
Musiker sind ob der ungewöhnlichen Instrumente nur zum Teil entzückt. «Das wäre für mich eher was für den privaten Gebrauch im Schlafzimmer», meint Robert Teigeler, Kontrabassist bei der Berliner Country-Band Hard Travellin'. Sein Rock'n'Roll-Kollege Claus Coxx von den Lennerockers aus Hagen, der den Kontrabass mit Nackt-Design bereits auf der Bühne spielte, ist ähnlich zurückhaltend, aber aus anderem Grund. «Ich bin eher für das klassische Modell aus Holz, ohne Elektronik.»
Eine positive Reaktion kam von Carsten «Cheevy» Schiewack von Berlins Hardcore Troubadours nach einem Live-Test. «Ich war auf Grund der Bauart erst etwas skeptisch, muss aber sagen, die Instrumente klingen richtig gut», lobt er. «Die Möglichkeit, den Korpus nach seinen eigen Vorstellungen zu gestalten, ist eine tolle Idee.»