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Instrumentenbauer Friedel - mit der «Wappenbratsche» zum Erfolg. Foto: Presse, Musikmesse
Instrumentenbauer Friedel - mit der «Wappenbratsche» zum Erfolg. Foto: Presse, Musikmesse
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Instrumentenbauer Friedel - mit der «Wappenbratsche» zum Erfolg

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Frankfurt am Main - Der Dresdner Steffen Friedel und ein Unternehmen aus Markneukirchen werden an diesem Freitag (13. April) in Frankfurt am Main mit dem Deutschen Musikinstrumentenpreis geehrt. Friedel bekommt die undotierte Auszeichnung für seine «Wappenbratsche».

Die Biografie von Steffen Friedel hat viele Töne. In den 1980er Jahren lernte er bei Dornier in München Flugzeugmechaniker, später beschäftigte er sich als Geologietechniker mit Wasser. Mit Mitte 40 wechselte Friedel erneut das Fach und ließ sich zum Musikinstrumentenbauer ausbilden. «Es gab Sprünge in meinem Leben, aber ich war nicht sprunghaft», sagt der 52-Jährige. An diesem Freitag (13. April) wird Friedel in Frankfurt am Main mit dem Deutschen Musikinstrumentenpreis geehrt. Die undotierte Auszeichnung erhält er für seine «Wappenbratsche». Der Kopf der Viola ist hier nicht wie üblich in Schneckenform gestaltet, sondern ähnelt einem Wappen.

Die Geschichte von Friedel ähnelt zumindest bis zur ersten Lehre der vieler Jungen. Als Siebenjähriger begann er in seiner Heimatstadt Döbeln mit dem Geigespiel: «Das hielt aber nur eineinhalb Jahre an, weil Fußball dann für mich wichtiger war.» Friedel blieb der Musik als Konsument verbunden. Sein Faible für Barockmusik ließ ihn im Alter von 42 zu den Wurzeln zurückkehren. Friedel nahm Cello- Unterricht. Das Instrument liebt er wegen des schönes Tones und seiner «menschlichen» Abmaße besonders. Da er nicht immer auf einem geliehenen Cello musizieren wollte, suchte er sich einen Instrumentenbauer, mit dem er sein eigenes Cello fertigen konnte.

So begann Friedels drittes Berufsleben. «Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich vorher etwas Falsches gemacht habe. Im Gegenteil, alles hatte seine Zeit», sagt der Preisträger. Als Zehnjähriger habe er Flugzeugbauer werden wollen, nun baue er eben Streichinstrumente. In seinem neuen Beruf sieht er sich vor allem als Tischler, Designer und Gestalter natürlicher Werkstoffe. Schließlich gehe es bei seiner Arbeit nun mal um viel Holz.

Klangvollen Namen wie Stradivari oder Guarneri begegnet Friedel mit großem Respekt, erstarrt aber nicht vor Ehrfurcht. Ebenso interessiert ihn die Arbeit heutiger Meister. Was den typischen Geigenklang anbelangt, seien die Instrumente womöglich schon zu Stradivaris Zeiten vor 300 Jahren ausgereift gewesen, sagt er. Ein Zeitgeist, der nach ständigen Veränderungen verlangt, mache aber auch vor alten Instrumenten nicht halt. Friedel verweist auf den Einsatz neuer Materialien. Damit lasse sich ein Instrument auf Wunsch in bestimmte klangliche Richtungen verändern.

Inzwischen hat Friedel nicht nur einen Meisterbrief in der Tasche, sondern auch den Bachelor-Abschluss für Streichinstrumentenbau an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau. An der Hochschule ist man stolz auf den nun preisgekrönten Studenten. «Herr Friedel ist hochmotiviert, weiß genau, was er will und hat aufgrund seiner Lebens- und Berufserfahrung als Techniker und Mechaniker oft einen anderen Zugang zu Instrumenten als klassische Instrumentenbauer», sagt Studienleiter Andreas Michel. Als Beispiel führt der Professor ein von Friedel konstruiertes Reisecello an, das sich mit ein paar Handgriffen zerlegen und so leichter transportieren lässt. In der Regel werde der Musikinstrumentenpreis an etablierte Künstler verliehen, sagt Michel. Dass Friedel es als «Newcomer»» geschafft habe, sei etwas ganz Besonderes.